Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 1, 1986

I Abb. 3 Kunstsammlungen, Florlanigang, Florian-Statue, Mährischer Meister, 2. Viertel 14. Jh. feindlichen Gewalten mit dem Herzogshut ausgezeichnet. In der gewiß einst ais Kultbiid verehrten, le bensgroßen Florianstatue, die ein mährischer Meister für das Stift geschaffen hat, ist die idealgestalt deutschen Rittertums verkörpert, wenngleich der Höhepunkt ritteriicher Kuitur zur Entstehungszeit des Schnitzwerkes im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts bereits überschritten war. In der rundplastisch durch gebildeten Figur (Abb. 3) kommen männli cher Ernst und adelige Vornehmheit zum Ausdruck. Jedes Detail des Gewandes, der Haar- und Barttracht ist von goldschmiedehafter Feinheit. Über einer Rüstung, von wei cher der kurze zylindrische Stehkragen und die mehrteiligen Schienen des Beinzeuges, vor allem der Knieschutz mit blatt- und tatzenartigen Fortsätzen zu sehen sind, trägt der Ritter einen noch relativ langen Waffen rock mit seitiichen Schlitzen und darüber einen offenen Mantei. Dieser wird über der Brust durch eine mit Rosetten besetzte Schiieße zusammengehalten. Ein besonde res Schmuckeiement bildet der ebenfalls mit Rosetten gezierte Gürtel, welcher, um in der Länge nicht hinderlich zu sein, noch ein zwei tes Mal lose um den Leib geschlungen Ist. Mit der Linken hält Florian das am Boden aufru hende Schwert und davor den schwereios er scheinenden Schild. Ein Dolch hängt rechts an zwei Bändern vom Gürtei herab. Die abge brochene rechte Hand hieit wahrscheinlich wie die jüngere Fiorian-Statue eine Fahnen stange oder wie die genannten Buchmaiereien eine bewimpelte Lanze. Es wird der Eindruck gewichtlosen Stehens erweckt, wobei eine Rolle spielt, daß die Fuß spitzen den Sockeirand überschneiden und die Fersen ieicht erhöht auf dem umgeschiagenen Mantelsaum aufruhen. Auch wird der Figur durch die schönlinige Giiederung des Gewandes alle Schwere genommen. Über wiegend sind es zarte senkrechte Faltenste ge, welche sich oberhalb des Gürtels gemäß der leichten Körperdrehung gabeln und die von sich schlängelnden Saumlinien über schnitten werden. Der flächig dekorative Charakter des Bildwerkes wurde einst durch die bunte Fassung erhöht, während nun nach dem Verlust der Polychromierung das graphi sche Eiement das Übergewicht hält. Den ge schilderten Stileigenschaften entspricht auch die Durchformung der Haar- und Bartlocken sowie der Gesichtszeichnung mit hochge schwungenen Brauen, die dem Nasenrücken entwachsen und deren Bogen die Doppel linie des oberen Augenlids folgt. Die engst verwandten Werke, vor allem die Madonnen von Znaim, Michle, Frößnitz und Groß-Meseritsch, sind wahrscheinlich aus einer Werkstatt in Brünn hervorgegangen. Ob der Fiorianer Ritter in diesem Atelier in Auftrag gegeben wurde, oder ob ihn ein von dort zugewanderter Künstler im Stift St. Fiorian ausgeführt hat, wissen wir nicht. Jedenfaiis darf die Figur ais eines der Hauptwerke des gotischen Manierismus geiten wie etwa die Statuen vom Freiburger Heiligen Grab oder jene aus der Katharinenkapelie zu Straßburg und schließlich die Werke des Rottweiier Stiis. Etwas jünger und sichtlich nach dem Vorbild des eben beschriebenen Meisterwerks ge schaffen ist die überlebensgroße, aus Eichenholz geschnitzte Florianstatue, welche heute wie erstere im sogenannten Florianigang des Stiftes ausgestelit ist (Umschiag). Nach einer alten Nachricht stand sie einst im Freien auf erhöhtem Punkt mit einer drehba ren Wetterfahne. So erklären sich die weitge henden Verluste der farbigen Fassung und die Spuren der Außenbewitterung, welche al lerdings nach der Konservierung durch das Bundesdenkmalamt in den Jahren 1981/82 nicht mehr so stark sichtbar sind. Für die spä tere Datierung um die Mitte des 14. Jahrhun derts spricht unter anderem der kürzere, nur noch knielange Waffenrock. Die säulenhafte Figur ist — abgesehen von der hochragen den Fahnenstange — in einen geschlosse nen Umriß zusammengefaßt und im Detail gröber, gewinnt aber gerade dadurch eine ar chaische Wirkung, die ihr lange Zeit zu Un recht die Beurteiiung ais das ältere Werk ein getragen hat. Eine gewisse stiiistische Paraileie kann in der Grabfigur Ottokars VI. von Steyr in der Stiftskirche zu Garsten (um 1340) gesehen werden, wobei auch die ähniiche schraubenartige Windung der Haar locken auffällt. Eine interessante Vermischung ikonographischer Züge ist in einer Glasscheibe aus der Filialkirche des hi. Leonhard zu Pasenbach in der Florianer Pfarre Feidkirchen an der Donau eingetreten. Ein knabenhafter Ritter mit in Hüfthöhe gegürtetem Wams, Mantel und Herzogshut trägt eine bewimpelte Lanze und einen Schild, welche das Kreuzwappen des Stiftes St. Florian zeigen und so auf den Stiftspatron verweisen. Ledigiich der Baum mit den spitzen Ästen hinter dem Heiligen ist sonst ein Attribut des hi. Achatius, eines der Vierzehn Nothelfer. Das um 1430 bis 1440 ge schaffene Werk ist noch deutlich dem Wei chen Stil verpflichtet (Abb. 4). Auf einem alpenländischen Flügelaltar der Mitte des 15. Jahrhunderts, der nach alten Aufzeichnungen 1874 vom Stift St. Florian aus dem Linzer Kunsthandel erworben wur de, tritt der hl. Florian bereits als Feuerpatron in Erscheinung (Abb. 5). Im Mittelbild thront der hl. Papst Silvester, flankiert von den Heili gen Veit und Magdalena, während an den In21

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