Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 4, 1985

Bücherecke ten geeignet sind, hat die Autorin das Buch mit Hä kelmustern aus höfischen und bürgerlichen Häu sern ergänzt. Dank der graphischen Umsetzung In leichtver ständliche Zeichen von Ulrike VIetInghoff kann man Spitzen nachhäkeln, deren duftige Schönheit vielleicht einmal das Chorhemd eines Mönches oder das Tischtuch einer Königin geziert haben. H. Sch. Verschiedenes Heide Dienst: Agnes. Herzogin — Markgräfin — Ehefrau und Mutte.r — Wien: Österreichischer Bundesveriag 1986, 208 Seiten, 11 Färb-und zahlreiche Schwarzweißabbiidungen, Leinen, färbiger Schutzumschiag, Ladenpreis S 298.—. „Die Phantasie Ist wie aller Poesie so auch aller Hi storie Mutter." Dieser bemerkenswerte Satz, den Theodor Mommsen 1885 während der Arbelt an seiner „Römischen Geschichte" niederschrieb, Ist für die heutige Historikergeneration kaum ein Leit motiv mehr. Eine übergroße Spezialisierung hat In der Geschichtsschreibung zu einer Austrocknung der Darstellung geführt, die vom wissenschaftli chen Apparat überwuchert wird. Die Herausgabe lesbarer Geschichtsbücher wird Tagesschriftstel lern oder der Populärwissenschaft überlassen. Heide Dienst, Dozentin für Österreichische Ge schichte und historische Hilfswissenschaften an der Universität Wien, unternahm den dankenswer ten Versuch, ein historisches Thema unter Beach tung exakter wissenschaftlicher Methodik einem breiten Leserpublikum nahezubringen. Also eine rühmliche Ausnahme! Sie verleiht Agnes, Gattin Markgraf Leopolds III., diesem Symbol der österreichischen Geschichte, dem heuer die große niederösterreichische Lan desausstellung In Klosterneuburg gewidmet war, Lebensnähe. Zur Verlebendigung Ihrer Darstellung zieht sie Texte vom 11. bis in das 20. Jahrhundert heran. Wir werden mit dem Alltagsleben des „adeli gen Frauenlebens" Im Hochmittelalter vertraut ge macht. Eingehend befaßt sich die Autorin mit der Wirkungsgeschichte dieser einmaligen Frauenpersönllchkelt, Tochter des deutschen Kaisers Heinrich IV., Schwester Kaiser Heinrichs V, In er ster Ehe als Herzogin von Schwaben Stammutter des staufischen Herrschergeschlechts, In zweiter Ehe mit Markgraf Leopold III. verheiratet, wodurch das Markgrafengeschlecht der Babenberger einen bevorzugten Platz In der deutschen Reichsge schichte erhielt. Ihre Schleierlegende gehört zum unzerstörbaren Sagenschatz Österreichs, Poesie, Malerei und Brauchtum durch Jahrhunderte be fruchtend. Vor unserem geistigen Auge entsteht ein histori sches Frauenbild von singulärer Bedeutung. „Der Blick fiel zunächst auf die durch Herkunft und Kin derschar politisch einflußreiche Frau, ohne deren familiären Hintergrund Markgraf Leopold vermut lich nicht zu dem Heiligen geworden wäre, als der er heute verehrt wird, dann auf die demütig-sanfte Ehefrau und Friedensstifterin; er blieb schließlich auf dem Schleier als dem Symbol des Weiblichen hängen, dem Schleier, der zuletzt noch zum Sym bol Österreichs wurde." So eine Leseprobe aus diesem schönen Geschichtsbuch. Reciams Archäoiogieführer Österreich und Südtiroi. Denkmäler und Museen der Urgeschichte, der Rö merzeit und des frühen Mitteiaiters. Hrsg. v. Andre as Lippert. — Stuttgart: Philipp Reciam jun. 1985, 702 Seiten, 158 Abb. und Pläne, 11 Karten, l^rmat 10 X 16 cm, gebunden, Ladenpreis S 455.— Reciams Kunstführer sind längst ein Begriff, unent behrliche Begleiter bei Kunstreisen. In richtiger Er kenntnis des steigenden Interesses breiter Bevöl kerungsschichten, nicht nur der Fachhistoriker, für die Vorzelt (sagenhafte, „graue" Vorzelt — Magie der Schatzsuche) hat der Verlag nun auch die Her ausgabe von Archäologieführern In sein Pro gramm aufgenommen. In dem vorliegenden Band Österreich wird Südtirol mitbehandelt, was nicht politisch, sondern im Sinne einer historisch beleg baren Kultureinheit zu verstehen Ist. Herausgeber ist Universitätsprofessor Dr. Andreas Lippert vom Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Universi tät Innsbruck mit einem erfahrenen Team von Sachbearbeitern, von dem für die oberösterrelchlschen Ortsartikel verantwortlich zeichnen Universi tätsprofessor Dr. Elisabeth Walde, Vorstand am In stitut für Klassische Archäologie an der Universität Innsbruck, und Dr. Johannes-Wolfgang Neugebau er vom Bundesdenkmalamt Wien, Abteilung für Bodendenkmalpflege. Wie es der heutigen archäologischen Methodik entspricht, umfaßt dieses Handbuch nicht nur die schriftlose Vorgeschichte, sondern ebenso Zelt räume, für die es bereits schriftliche Quellen gibt, für deren Kenntnis aber auch Bodenfunde wichtig sind. Als Beispiele aus Oberösterreich seien der karolinglsche Königshof und die Burg der Bamber ger Bischöfe auf dem Kirchberg In der Gemeinde Attersee oder das Burgmuseum Reichenstein Im Mühlviertel angeführt. Die rund 440 Ortsartikel, darunter 43 oberösterrei chische, sind alphabetisch gereiht mit Angabe des Bundeslandes und politischen Bezirkes In Klam mer. Die Ortsartikel Südtirols sind gesondert an geführt. Hervorzuheben Ist die Praxisbezogenheit dieses Archäologieführers: Gute Lesbarkelt ohne Fachchlneslsch, Übersichtlichkeit, Ergänzung durch Zelttafel, Abkürzungsverzeichnis, Literaturver zeichnis, prägnante Erklärung der Fachwörter, Ortsverzeichnis. Zwei Schwerpunkte sind erkennbar: Bedeutende Fundplätze und rund 170 Museen und Sammlun gen mit archäologischen Fundstücken, wobei so gar die Öffnungszelten angegeben werden. Be sondere Funde oder Museen werden mit einem Punkt, ähnlich dem Dehlo-Stern, hervorgehoben. Welche Überraschungen dabei ein Kunsthistoriker erleben kann, sei an dem Beispiel der Filialkirche Irrsdorf Im Salzburgischen demonstriert. Bekannt Ist diese Kirche für Ihre gotischen Türflügel und die barocken Schnitzaltäre von Meinrad Guggenblchler. Nun besitzt sie auch einen archäologischen Punkt mit einem römischen Reliefstein. Für Oberösterreich Ist weiterhin sehr Interessant, daß In diesem Handbuch gesondert die Felsbilder In den österreichischen und Südtiroler Alpen be handelt werden. Dadurch erhält unser Felsbilder museum In Spital am Pyhrn besonderes Gewicht. Vorzüglich auch die Bild- und Planausstattung. Schriftenreihe des Heimatmuseums „Ausseerland" Ernst Nowotny: Johann Fortschegge.r Bildhauer zu Mitterndorf, 1983, 120 Seiten mit 72 Abbildungen, broschiert Diese Veröffentlichung, Band 5 der Schriftenreihe des Heimatmuseums „Ausseerland", Ist Beweis, wie umfangreich und ergiebig die regionale Kunst geschichtsforschung sein könnte, wenn sie ernsthaft betrieben wird. Leider verschließen sich die akademischen Lehrkanzeln, vor allem In Wien, Immer noch dieser Erkenntnis. In Graz erschien 1947 eine Dissertation von Marie Josö Liechtenstein über den stelrlschen Barock bildhauer Josef Fortschegger, der 1765—1827 In der Oberstelermark, vor allem 40 Jahre In Mittern dorf, lebte und wirkte, lange Zelt fast unbekannt war und von dem nun ein stattliches Werkverzeich nis vorliegt. Nach der erwähnten Doktorarbelt be faßten sich mit diesem Thema Rochus Kohlbach und Kurt Wolsetschläger. Mit Ergänzungen aus ei gener Forschungsarbelt unternimmt es nunmehr Ernst Nowotny, „ein möglichst vollständiges Bild des Lebenswerkes des Künstlers zu entwerfen." Der Lebenslauf von Johann Fortschegger zeigt die typische, bescheidene Existenz eines Bildschnit zers der Barockzelt Im Übergang von Rokoko zum Klassizismus. Sohn eines Kunsttischlers In Ostti rol, lernte er bei seiner Wanderschaft als Hand werksbursche bei Josef Taddhäus Stammel Im Stift Admont, wurde durch Heirat In Mitterndorf ansäs sig (sein Wohnhaus Mitterndorf Nr. 14 trägt heute noch den Hausnamen „Bildhauer"), übersiedelte später nach Rottenmann und starb hochbetagt am 8. September 1827 In LIezen — also ein Künstler dasein In enger landschaftlicher Begrenztheit. Werke von seiner Hand befinden sich In den stelrl schen Pfarrkirchen Mitterndorf, Bad Aussee, Landl, Rottenmann, Pichl ob Schladming, Don nersbach, Tauplltz, Wald am Schoberpaß, Pürgg, Öblarn, St. Peter ob Judenburg, LIezen und Las sing sowie In den Wallfahrts- bzw. Filialkirchen Kumltz, Spitalskirche Rottenmann, Oppenberg und Im Pfarrhof Assach. Die Werkdarstellung Ist übersichtlich In drei Schaf fensperloden, die der Autor für diesen Barock bildhauer herausgearbeitet hat, gegliedert: 1765—1780, 1780—1790, 1790—1805. Ein eigenes kurzes Kapitel behandelt die „ungesicherten und fraglichen Werke Fortscheggers". Ein umfangrei cher Abbildungstell ergänzt die kunstgeschlchtllche Darstellung. Hingewlesen sei In diesem Zusammenhang auch auf Band 3 der Schriftenreihe des Heimatmu seums „Ausseer Land" vom gleichen Autor — Ernst Nowotny: Ein Kunstführer durch das Ausseer Land, 1981, 104 Seiten mit 35 Abbildungen Diese Broschüre ermöglicht genußvolle Kunstwan derungen durch das Ausseer Land mit genauer Beschreibung der kirchlichen und religiösen, sowie der profanen Kunst Im Ausseer Land. Zu be achten: Die Darstellung reicht bis In die Ge genwart. O. W. 93

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