Bücherecke Kunstbuch über Alois Dorn Rainer Zimmermann/Gertrud Fussenegger: Alois Dorn. Ein Leben für Figur und Form. — Wien — Freiburg — Basel: Herder 1985, 224 Seiten, gebun den mit Schutzumschlag, 82 Färb- und 169 Schwarzweißabbiidungen, 31 Fotos, Ladenpreis S 490.—. Dieser „repräsentative Bildband über das vielseiti ge künstlerische Schaffen Alois Doms" wurde am 28. Jänner 1985 In einem neuen Linzer Restaurant, eingerichtet in einem der schönsten alten Linzer Renaissancehäuser, der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Künstler zeigte sich von dieser Würdigung sichtlich berührt. Das Schicksal hat ihm jedoch nur eine kurze Lebensspanne zum Genuß dieser spä ten Freude gegönnt. Am 24. August 1985 ist Alois Dorn, wohl einer der bedeutendsten Monumentaibildhauer, den Oberösterreich hervorgebracht hat, gestorben. Somit ist diese Publikation ein endgülti ger Bericht über sein Leben und Schaffen. Alois Dorn Ist gebürtiger innviertier. Lesen wir seine Biographie, tauchen unwillkürlich Erinnerun gen an Richard Biilinger auf. Sein Geburtsort Suben ist ganz eingesponnen in den Mythos des innstromes. „Dort lernte er mit anderen Dorfbuben jagen, fischen, Vogelnester ausnehmen, Igel bra ten nach Zigeunerart." Dort baute er später sein Ei ternhaus um, fügte einen Anbau hinzu, den Ger trud Fussenegger, seit 1950 seine Gattin, „die Nuß" nennt. Sie schrieb darüber einen Prosatext, der mit einigen auf sein Werk bezogenen Gedichten diesem Kunstbuch nicht nur eine besondere litera rische Note gibt, sondern auch Zeugnis für eine harmonische Künstlergemeinschaft ist. Professor Rainer Zimmermann zeichnet für die Einführung In das Werk von Alois Dorn verantwort lich. Wo er das Werk des Künstlers beschreibt, ist seine Darstellung vorbildlich. Wo er interpretiert, sind manchmal Bedenken anzumelden. Ein Ausspruch des Künstlers, in Form eines Autographs wiedergegeben, vermittelt am besten den richtigen Zugang zu seinem Schaffen: „Plastik ist Raumbeschreibung, Raumerklärung, Raumge staltung." Alois Dorn dachte als Bildhauer immer raumbezogen. L'art pour l'art war ihm eine fremde Vorstellung. So sollten wir auch den umfangreichen Abbiidungsteil dieses Buches auf uns einwirken lassen, der folgerichtig gegliedert ist: Raumgestaltung, freie und kleine Rundplastik, freie Reliefs, Textilarbelten und Stuccomalerel, Mosaik und Glasfen ster, Grafik. Beim Blättern und Schauen wird uns bewußt, welch bedeutendes CEuvre dieser Künst ler in seinem arbeitsreichen Leben geschaffen hat. Schon als Schüler in Hallstatt und als Student in München mußte er sehr fleißig sein, um sein Stu dium selbst zu verdienen. Rückschläge entmutig ten ihn nicht. Zum „Angelpunkt" seines Wirkens nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der 1950 auf gestellte Brunnen vor dem Gebäude der Linzer Ar beiterkammer. Ab diesem Zeitpunkt reißt die Werk reihe nicht ab: Brunnen, Kriegerdenkmäler, Gestaltung von Innenräumen — die vom Autor des Buches zutreffend als „Raumbildwerke" beschrie ben werden —, vor allem mit Hoizreilefs in einer für den Künstler typischen Kerbschnittechnik, religiö se Bildwerke mit einem Höhepunkt im Leben von Alois Dorn, der Gestaltung des Westportais der Pfarrkirche von Gallneukirchen. Für viele Leser mag es eine Überraschung sein, daß der Künstler auch eine tiefe Beziehung zur Ma lerei in Form von Textilarbeiten und Stucco-Malerei hatte und ein ganz hervorragender Zeichner war. Diese Künstlermonographie besitzt als Dokumen tation des Lebenswerkes eines großen heimischen Bildhauers bleibende Gültigkeit. Neuerscheinungen des Landesverlages Anneliese Ratzenböck: Der Christbaum. Geschich te und Geschichten. — Linz: Landesverlag 1985, 96 Seiten mit 16 Farbtafeln, 15,6 x 21,4 cm, gebunden, Ladenpreis S 148.- Bei der Präsentation dieses liebenswerten Geschenkbändchens sprach Dr. Gottfried Giechner, selbst mit Erinnerungen an die karge bäuerliche Weihnacht seiner Kindheit in diesem Buch vertre ten, zutreffend von einer geglückten Kombination von Sachdarstellung und Belletristik. Umfassen des Wissen über den Brauch des Weihnachtsbau mes, der ja bei uns gar kein so alter Brauch ist, über seine historischen Wurzeln, die Lichtsymbo lik, den Christbaumschmuck usw. wird uns in leicht lesbarer Form, vor allem in schöner Sprache nahe gebracht. Auf die eine oder andere volkskundlichwissenschaftliche Problematik wird hingewiesen, ohne sich darin zu verlieren. Ais Beweis eine Lese probe: „in den Streit der Wissenschaftier einzustei gen, ob nun der Weihnachtsbaum in direkter Linie vom germanischen Julbaum, mit dem man die Wintersonnenwende begrüßte, abstamme, oder ob er unabhängig von allen vorhergegangenen Bräu chen im katholischen Mittelalter als Symbol für den neugeborenen Heiland auftauchte, ist sicher über flüssig." Der Autorin, die als Schriftstellerin und Journalistin eine lange Erfahrung besitzt, geht es ausschließlich darum, unserem Christbaum ein Denkmal des Dankes und der Liebe zu setzen. Deshalb geht sie auch mutig auf die gegenwarts bezogene Frage ein, ob im Zeitalter des Waldster bens der Christbaum überhaupt noch tragbar sei. Forstwirtschaftlich fundiert belegt sie ihre Auffas sung, daß die Gewinnung von Christbäumen jähr lich im Spätherbst durchaus im Sinne einer gesun den Forstkultur liegt, da „bei der Naturverjüngung des Waldes aus Samenflug oft weit über 50.000 Pflanzen pro Hektar aufkommen, die aber dann bis zu einem Alter von ca. 15 Jahren auf 2500 reduziert werden müssen." Richtige Ausschlägerung verhin dert also ein „Sterben im Wald". Neben vielen Anregungen für den Christbaum schmuck erfahren wir dann im eher erzählenden Teil „Erinnerungen" verschiedener Persönlichkei ten, die der Autorin nahestehen und durchwegs rührende Kindheitsbilder beschwören. Gertrud Fussenegger stellte eine psychologische Betrach tung zur Verfügung: „Sag mir, wie dein Christbaum aussieht, und ich sag dir, wer du bist." Daran schlie ßen „Erlebte Weihnachtsmärchen" und „Christ baumgeschichten": Der erste Baum im Dorf; Eine Kerze genügt; Die Christbaumlüge (sehr aktuelll Soll man Kindern die „Lüge" vom Christkind auch heute noch erzählen? — „Ja, ja, euch Kindern bringt das Christkind den Christbaum — solange ihr es so haben wollt!") Dankeschön für dieses befreiende Wort und diese frohe Weihnachtsbotschaft, die wir Jahr für Jahr gerne zur Hand nehmen werden. Klaus Liedl: Skulpturen. Einführender Text F^ter Baum. — Linz: Landesverlag 1985, 120 Seiten, 24 X 30 cm, Dupiex-Druck, 16 Seiten vierfärbig, ca. 100 Abbildungen, Ladenpreis S 398.—. Ein sehr beachtenswertes Kunstbuch! Es ist dem oberösterreichischen Bildhauer Klaus Liedi gewid met, über den ich in seinem Ausstellungskatalog 1975 schreiben konnte: „Er ist schon in seinem äu ßeren Gehaben der Voiibiutplastiker." Den einführenden Text zu diesem Buch verfaßte der Direktor der Neuen Galerie der Stadt Linz, Peter Baum, mit der Überschrift „Expressivität und Meditation". Die vorzüglichen Fotos und eine groß zügige grafische Gestaltung stammen von Josef Pausch. Klaus Liedl ist Jahrgang 1949. Er erlernte sein Handwerk an der Bundesfachschuie für Hoizbildhauerei in Hallstatt, an der Bundesfachschule für Holz- und Steinbildhauerei in Haiiein und in der Bildhauerklasse Walter Ritter der einstigen Kunst schule der Stadt Linz. Er ist seinen Weg mit zäher Konsequenz gegangen. Wenn er dieses Buch sei ner Mutter gewidmet hat, so ist dies als ein Hinweis auf seine mühevollen und entbehrungsreichen An fangsjahre zu verstehen. Heute arbeitet der Künst ler in seinem Atelier in Leonding in der Geborgen heit seiner Familie und in der Sicherheit eines Kunstwollens, mit dem er sich durchgesetzt hat. Nach einer Lehrzeit mit Versuchen an der mensch lichen Figur fand er bald seinen eigenen Stil mit Stelen und Torsi, bis er 1975 begann, dem Motiv Polster „ein Denkmal" zu setzen, wie sich Erwin Reiter in dem schon erwähnten Katalog 1975 aus drückte. In vorliegendem Werk werden durchwegs Skulptu ren aus den Jahren 1980—1984 vorgestellt. Kost bares Steinmaterial — Marmor und Granit — findet vielfache Ausformungen in einer abstrakten Bild sprache, für die das Poistermotiv nur mehr Aus gangspunkt zu eindringlichen Symbol-Gestal tungen ist. Auf den Betrachter wirken diese technisch mit größtem handwerklichen Können ge arbeiteten Steingestalten magisch. Sie bewegen ihn ästhetisch und meditativ. Das abschließende Gedicht der Gattin des Künstlers ist mit seinem Ti tel „Neuland" wohl biographisch zu verstehen. Erwähnung verdient auch das Bemühen des Verla ges, Klaus Liedl durch Übersetzung des einführen den Textes ins Englische den Weg zur Internationalität zu bereiten. Karl Heinz Klopf: Zeichnungen. 30. h/lal — 29. Juni 1985, Neue Galerie der Stadt Linz. — Linz, Landesveriag 1985, 80 Seiten, 27 Abb., zum Teil färbig, La denpreis S 100.—. Dieser Ausstellungskatalog der Neuen Galerie mit Text von Peter Baum ist in der Reihe „Österreichi sche Kunst der Gegenwart" als Band 3 erschienen. Karl Heinz Klopf ist gebürtiger Linzer — Jahrgang 1956 —, kommt aus der Meisterkiasse für plasti sches Gestalten von Heimuth Gsöllpointner an der Hochschule für künstlerische und Industrielle Ge staltung in Linz, lebt derzeit in Wien. 90
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