Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 4, 1985

Kunst der Gegenwart einfachen, haben wir das Angebot des Hof besitzers Ing. Muschalek genützt, den Kuh stall und Roßstall mit dem von Ihm zur Verfügung gestellten Material auszubauen. Nach zweimonatiger Bauarbelt hatten wir dann einen Atelier- und Wohnteil. Doch unse re Gemeinsamkelten waren wohl doch nicht sehr stark, denn etwa nach einem Jahr löste sich das Ganze wieder auf. Da bin Ich dann In die Steiermark zurück. Dort habe Ich eini ge Jahre nur gemalt. Frage: Als Maler sind Sie bei einer Ausstel lung In Linz sogar mit dem Gesetz In Konflikt gekommen, wie kam es dazu? Ruprecht: Das war vor 25 Jahren. Nachdem Ich nun jahrelang ausschließlich gemalt hatte, waren über 100 Ölbilder vorhanden, als Ich von der Steiermark wieder nach Linz kam. Engelbert Kllemsteln hatte In meinem frühe ren Atelier In der Ottenshelmer Straße In Ur fahr 1959 die erste Linzer Privatgalerle ge gründet gehabt, und war nun damit In zwei Räume Im ehemaligen Cafe Derfflinger In Linz, Ecke Bethlehemstraße-Landstraße, ge zogen. Dort habe Ich 1960 meine Bilder aus gestellt. Da waren einige, vom Geschlechtli chen her, sehr ausdrucksstarke Bilder dabei. Damals, als junger Mensch, wollte Ich der Umwelt noch verstärkt etwas mitteilen — auch wenn es nicht sofort verstanden wird. Da Ist dann auf Irgendeine Anzeige hin die Polizei eingeschritten und hat an die 15 Bilder konfisziert. Angeblich sind diese Bilder sogar vernichtet worden, jedenfalls habe Ich sie nie wieder zurückbekommen. Bei der ersten Ver handlung wurde Ich freigesprochen. Der Richter kam auf Grund von Expertengutach ten zu dem Urteil, daß meine Bilder Kunst und nicht Pornographie sind. Aber der Staatsanwalt war gegenteiliger Ansicht. In einer zweiten Verhandlung, die dann In Wien stattfand, bin Ich schuldig gesprochen wor den und zu einem Monat Haft bedingt verur teilt worden. Mir war das alles sehr zuwider. Da sind dann dauernd Leute gekommen und haben nach Bildern gefragt, die In der Art der beschlagnahmten sein sollten. Nachmalen wollte Ich diese Bilder nicht mehr und an mei nen anderen Bildern waren diese Leute nicht Interessiert. Die ausgelöste Sensation war nie meine Absicht, und so habe Ich auch dann nie mehr mit einer Sensation aufwarten können. h Frage: Sie leben und arbeiten mit einigen Un terbrechungen In Linz. Haben Sie außer fami liären auch künstlerische Beziehungen zu Ihrem Geburtsland, der Steiermark? Ruprecht: In letzter Zelt kaum mehr. Meine Zugehörigkeit zu einem gewissen Kulturraum wäre die zu Oberösterreich. Wenn ich durch Linz, Arkadenhof im Brückenkopfgebäude West (Kunsthochschuie), Bronzefigur „Sirene", 1954. 76

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