Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 4, 1985

Fr. X. Bobleter, Sensenschmied-Familie F. S. Zeitlinger, Micheldorf, Ölgemälde, 1838. Foto: Robert Fürböck, Graz. m Dennoch kennen Ihn gleich alle Leute im Stei'rmärker-Lande, Von dem lallenden Kind, bis zu dem schwankenden Greise. Wo er immer durchreis't, durch Städte, Märkte und Dörfer, Strömet Alles heraus, und jubelt und jauchzet vor Freude. Steigt er vom Thale hinauf in die reineren Lüfte der Alpen, Und er kommt im hohen Gebirg' zu der einsamen Sennhütt', Grüßt ihn die Sennerin gleich, und spricht mit freundlicher Miene: ,Kommt doch sogleich herein, Ihr gnädiger Erzherzog Johannl Rastet hier aus Euch in der Hüttel Ich bringe Euch Butter und Käse Und eine frische Milch.' Dann winkt sie ihrer Gefährtin. Beide setzen sich dann auf die Bank vor der Sennhütte nieder. Und sie beginnen ein Lied, dem Erzherzog gewidmet, zu singen. Daß es weit hin erschallt. Und bald ertönt dasselbe Von einer Alpe zur andern, im Kreise der hohen Gebirge, Rings verbreitend die Gegenwart des verehrten Erzherzogs. So lebt er fort in den Herzen, und in den Liedern des Volkes. Wenn auch lange schon des Edlen Gebeine vermorscht sind. Und so lange die Bnns wird rauschen — die Flut durch den Thalgrund, Und der Dachstein und Golling erglänzen mit ewigem Eise, Wird stets bleiben sein Ruhm, sein Lob und sein Name, der theure!" — „Wie den durstenden Wand'rer erfreut die rieselnde Quelle, So erquickte mich, Nachbar, was Du mir eben erzähltestl Möchten die Großen der Erde doch Alle einsehen lernen. Wie nur,Liebe' beglückt! O, möcht' auch in unserem Ländchen Wohnen ein Prinz — ein Erzherzog Johann! Wie würde derselbe Manchen Übelstand heben? Wie vieles Gute befördern." „Und wie wollten wir Ihn, den Guten, vom Herzensgrund lieben!" Sprachen die munteren Bursche, und schwenkten fröhlich die Hüte. Alle schrien zugleich: „Hoch lebe Erzherzog Johannl" Es werden sich in der Steiermark selbst kaum noch innigere Huldigungen ihres „Prinzen" finden als das Lied Anton Schossers aus Lo senstein und der Lobspruch im Georgicon Mathias Altmanns aus Taufkirchen im Haus ruckviertel. Aus ihnen sprechen nicht nur Sympathie und Bewunderung, sondern — in manchem schon vorwegnehmend — auch die Dankbarkeit der Oberösterreicher gegen über dem Manne, der durch seine Persön lichkeit und seine die norische Binnengrenze im Süden des Landes überschreitende Auto rität nicht unwesentlich auch zur Institutiona lisierung ihrer Landwirtschaft, ihres Gewer bes und ihrer kulturellen Identitätsfindung im 19. Jahrhundert beigetragen hat. ") „zrennt" = zerrennt schmilzt ■ schrotet, bevor man es 63

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