Anteilnahme und Förderung, die oberöster reichische Landwirtschaftsgesellschaft und die später kurz nur „Gewerbeverein" genann te, nun selbständige Tochter des Inner österreichischen „Vereins für Industrie und Gewerbe" auf den Plan. Noch bis 1843 mach te sich der „Innerösterreichische" Gesamt verein gerade auch in Oberösterreich stark bemerkbar. „Das Land (ob der Enns) eilte allen älteren Vereinsländern weit voraus, war die Zierde und der Stolz, ja der größte Tri umph für den ganzen Verein. Die vom Verein unterhaltene Steyrer Lehranstalt zählte zu den beachtenswertesten der Monarchie. Die Vollversammlung beantragte daher eine Gleichstellung Oberösterreichs mit den übri gen Provinzen . . . Von den 2305 Mitgliedern des gesamten Vereins stellte Oberösterreich allein 1290, wogegen Steiermark nur 405, Kärnten 244, Niederösterreich 168 und Krain 145 aufwiesen."® Den stärksten Anklang fand der Verein im Traunkreis, hier wieder in Steyr, das — so die historische Begründung jener Jahre — dem Land Steiermark den Namen gegeben hat. Die Steyrer brachten im Innerö sterreichischen Gewerbeverein auch eine Beschwerde wegen Nachahmung ihrer Zei chen (Schutzmarken) vor. Das gleiche Wap penzeichen, der Panther, mochte die „Konkurrenzangst" ausgelöst haben. Die endgültige Loslösung von Innerösterreich er folgte erst 1852, in welchem Jahr die Neukon stituierung des nur auf Oberösterreich be schränkten Gewerbevereins erfolgte. Wahrnehmung der Förderungsmöglichkeiten von Industrie und Wirtschaft war es auch, die den Erzherzog mehrmals in das Land, sogar ins Mühlviertel, brachte. Hier interessierte ihn, daß man bei der Firma Pöschl, einer Großgerberei in Rohrbach, aus verbrauch tem Gerbematerial Loheziegel für Heiz zwecke fertigte und aus Abgasen beim Gerbungsvorgang Gas für die Fabriksbeleuchtung produzierte,^ eine wahrhaft fortschrittliche Idee, die im Prinzip auch heute nicht nur nicht überholt, sondern weiter ausbaufähig er scheint. Der Besuch in Rohrbach dürfte 1844 anläßlich einer „Mühlviertler Ausstellung" in Freistadt stattgefunden haben. Es ist be kannt, daß der Erzherzog diese Ausstellung besucht hat. Das vielleicht freudigste, aber auch denkwür digste Wiedersehen mit Oberösterreich gab es für Erzherzog Johann nach seiner Rück kehr aus Frankfurt, wo er bekanntlich am 12. Juli 1848 als Reichsverweser bestätigt wurde. Am 31. Juli kehrte er, anscheinend auf der Donau, für kurze Zeit nach Wien zurück; er passierte dabei die Strecke von Passau bis Grein. In Linz überreichten ihm die Mitglieder des oberösterreichischen Landtages eine glühende Huldigungsadresse. Die Adresse beginnt mit den Worten: „Der deutsche Strom hat den Ersten der Deutschen zu uns ge tragen . . ."® Für die späteren Jahre, Erzherzog Johann starb 1859, sind kaum mehr gesicherte An haltspunkte für einen Aufenthalt des Erzher zogs in Oberösterreich zu gewinnen. Nach dem Fehlschlag von Frankfurt zog er sich aus der großen Politik zurück, um sich ganz den Belangen seiner Steiermark zu widmen. 1850 übersiedelte er vom Brandhof bei Maria zell nach Graz und übernahm auch das Amt eines Bürgermeisters von Stainz. Aber gera de in diesen Jahren bis zu seinem Hinschei den reifen auch in Oberösterreich die Früchte einer Saat, deren Keime vielfach im Wirken Erzherzog Johanns erblickt werden können. Schon 1844 erlebte er die Genugtuung, daß ein von ihm bereits 1825 erwogenes Projekt eine Teilverwirklichung fand, als er in Vertre tung des Kaisers, seines Neffen, die Teil strecke Mürzzuschlag—Graz der Bahnlinie, die Wien mit Triest verbinden sollte, eröffnen durfte. Seine Idee von 1825, die er in einem Brief an den Grafen Franz von Saurau ent wickelt hatte,® sah eine Eisenbahnverbin dung von Prag über Mauthausen, Enns, Stadt Steyr, „das Thal der Enns aufwärts über Altenmarkt, Reifling, Hieflau, dann weiter über Eisenerz . . . Gratz . . . Mahrburg . . . Laybach, den Garst bis Triest" vor. Der ur sprüngliche Plan des Erzherzogs hätte somit die spätere „Südbahn" durch das Mühlviertel über Mauthausen und Steyr quer durch ganz Oberösterreich geführt. Die Überwindung des Semmering durch Tunnels, Brücken und Viadukte, die damals nicht einmal ins Auge gefaßt werden konnte, änderte schließlich die Route. Aber auch die Strecke Steyr—Hieflau über Weyer wurde 1872 verwirklicht. Von dem vorbildlichen Wirken Erzherzog Jo hanns in der Steiermark, vor allem auf dem Gebiet der Volkskultur, der Sammlung von Volksweisen und Volksmusik, von Trachten, Darstellungen des Volkslebens, von Geräten und Bauernhäusern, die er systematisch an legte, teils in der berühmten „Göth'schen Serie", einer illustrierten Fragebogenerhe bung über die gesamte Steiermark, teils in den künstlerischen Bilddokumenten von Leander Ruß, Jakob Gauermann d. J., Mat thäus Loder und manchen anderen Zeich nern und Malern ihren Niederschlag fanden, wurde auch der nördliche Nachbar, das Land ob der Enns, „angesteckt" und es partizipier te gerne an dem sichtlichen Fortschritt, der in der Steiermark auf dem Gebiet wissenschaft licher Forschung erreicht wurde. Ohne Zwei fel war die 1811 erfolgte Gründung des Joanneums in Graz ein Ansporn für Anton Ritter von Spaun, Syndikus der Stände des Landes ob der Enns, auch in Oberösterreich eine ähnliche Institution ins Leben zu rufen. Die Gründung eines „Oberösterreichischen Musealvereins" erfolgte 1833. Daß einer der Grundpfeiler des OÖ. Landesmuseums laut Statut die Technologie sein sollte, weist auf das „joanneische" Vorbild hin. Auch die von Spaun inspirierten Aktivitäten, wie das „Lin zer Volksfest" des Jahres 1833, das ähnlich dem vor Schloß Eggenberg bei Graz von Erz herzog Johann für den Empfang des Kaisers Franz I., des Zaren Alexander I. und König Friedrich Wilhelm III. geplanten, das Volk „ohne künstliche Entstellung oder maskaradenähnlichem Aufzug, sondern in seiner Originalität" zeigte,^® lassen das steirische Vorbild erkennen. Anton Ritter von Spaun veranstaltete es für das österreichische Kaiserpaar als erste be wußte Vorstellung oberösterreichischen Volkslebens. Noch mehr läßt die von Spaun durchgeführte Sammlung österreichischer Volksweisen aus dem nördlichen Salzkammergut^^ den fruchtbaren Einfluß des Prin zen erkennen, der so manche „volkstümli chen" Dornröschen, die rings um die Steier mark noch schlummerten, wachküßte. Freilich darf nicht übersehen werden, daß der Zeitgeist blühender Romantik, der zumal die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts bestimmte, den fruchtbaren Boden für die erwähnten Er eignisse, Institutionen und Dokumentationen abgab. Direkt auf Erzherzog Johann scheinen die in zwischen ob ihrer Rarität berühmt geworde nen lebensgroßen Standfiguren des Stiftes Kremsmünster und des oberösterreichischen Landesmuseums zurückzugehen. Sie zeigen in originaler Wiedergabe oberösterreichische Trachtenpaare (z. B. je ein „lediges" und ein „verheiratetes Bauernpaar" aus der „Stift Kremsmünsterer Pfarr in Oberösterreich Anno 1832", ferner Sensenschmiede, Stu benmädchen, Wirte, aber auch Hausknech te). Einer den Figuren von dem Kulturhistori ker P. Sebastian Mayr beigesteckten Notiz zufolge wurden sie über Anregung von Erz herzog Johann gemalt, der wiederholt das Stift Kremsmünster besucht hatte. Diese „Standbilder", denen schon ältere Vorbilder von Johann Philipp Ruckerbauer (1663— 1740), Kirchenmaler in Haslach, vorausge hen, gehören zu den wertvollsten und interes santesten trachtlichen Bildzeugnissen des Landes Oberösterreich. Von den alten Beziehungen des Traungaues mit seinem Vorort Steyr zur nachmaligen Steiermark abgesehen, waren es vor allem auch wirtschaftliche Bande, die das Vorland des „Innerberges" das oberösterreichische Ennstal, Krems-, Steyr- und Teichltal und das gesamte Umfeld von Steyr, mindestens seit dem 16. Jahrhundert zu einer Region des 59
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