Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 4, 1985

Die Otakare und ihr Land zwischen Donau und Drau Karl Spreitzhofer Ein Land zwischen Donau und Drau Im Be sitz eines steirischen Herrscherhauses ist auch dem historisch interessierten Österrei cher der Gegenwart wenig geläufig. Die zentralistische Tradition unseres Geschichts unterrichtes vermittelte zwar eine vage Kenntnis von der Entstehung des Kerniandes Österreich unter den Babenbergern sowie ei nige Jahreszahlen, wann die anderen Länder „zu Österreich gekommen" sind. Daß diese Länder jeweils ihre eigene historische Indivi dualität aus sehr unterschiedlichen Voraus setzungen und Entwickiungslinien besaßen und besitzen, nahm man in der Schule so gut wie nicht zur Kenntnis. Selbst im Rahmen der Geschichtswissenschaft blieb ihre Erfor schung dem lange Zeit abschätzig gewerte ten und an den Universitäten kaum vertrete nen Fach Landesgeschichte vorbehalten. Ais der letzte selbständige steirische Herr scher, Herzog Otakar iV. (i.), im Jahre 1186 in der vieiberedeten, aber letztlich auch nur we nig bekannten Georgenberger Handfeste sei nen steirischen adeligen Dienstleuten deren Rechte bestätigt, zählt er die Klöster auf, in welche Güter zu stiften sie berechtigt seien. Von den fünfzehn Klöstern liegen nur sechs im heutigen Bundesland Steiermark, aber vier in Oberösterreich (Lambach, Garsten, Gleink, Traunkirchen), drei in Kärnten (Viktring, St. Paul, Ossiach) und je eines in Bay ern (Vornbach am Inn) und in Slowenien (Seitz/Zice bei Gonobitz/Konjice). Die geo graphische Verteilung zeigt in ihrer verschie denen Dichte die Schwerpunkte der herzog lichen Macht und die Randzonen der Ein flußsphäre. Diesen Herrschaftskomplex in einem geogra phisch, politisch und ethnisch heterogenen Raum in rund eineinhalb Jahrhunderten ge schaffen zu haben, ist die historische Lei stung der steirischen Otakare. Chiemgauer — Traungauer — Otakare Über die ältere Familiengeschichte weiß man wenig. Selbst der Name ist umstritten. In der älteren Forschung hießen sie zumeist Chiem gauer, dann schien sich die Bezeichnung Traungauer durchzusetzen. Derzeit werden sie gewöhnlich als „Otakare von Steyr" oder „steirische Otakare" bezeichnet. Damit ist — wie häufig bei früh- und hochmittelalterlichen Adelssippen — ihr häufigst vorkommender Leitname als Hilfsbezeichnung verwendet, verbunden mit der Herkunftsbezeichnung nach ihrer neuen Stammburg Steyr, die sie ab 1074 selbst gebrauchen, bzw. dem davon her rührenden Namen ihres Landes, der Steier mark. in der Zählung der Otakare hat sich die Beschränkung auf die vier steirischen Mark grafen dieses Namens durchgesetzt, wobei OTAKAR rv. ' 19. VIII. 1163, t 9. V. 1192 Markgraf 1164-1180 Herzog 1180-1192 Ekbert III. Graf von Formbach-Pitten t5. VIII. 1158 Elisabeth 1138, t 25. XII. 1. Graf Rudolf von Stade f 1144 ■*> 2. HeinrichV. Herzog von Kärnten tll61 Margarethe 1138 OTAKAR in. 1129-1164 Markgraf t 31. XII. 1164 <*> Kunigunde, Tochter Mgf. Diepolds III. von Vohburg t 22. XI. 1184 Leopold 1160, natürlicher Sohn landesfurstl. Ministeriale Willibirg Kunigunde 1136, t II I. um 1145 t20.\ll. 1161 Ekben II. ~ Bernhard Graf von Graf v. Formbach-Pitten Marburg-Spanheim t 24, XI. 1144 116. XI. 1147 LEOPOLD DER STARKE 1122-1129 Markgraf t 24. X. 1129 ■x" Sophie, Tochter Hg. Heinrichs von Bayerrt, f 10. VII. v. 1147 ADALBERO 1075-vor 1082 Markgraf t 22.XI. vor 1082 OTAKAR n. 1082-1122 Markgraf t 28. XJ. 1122 Elisabeth, Tochter Mgf Leopolds II. von Österreich 110. X. um 1105 OTAKAR I. 1048 Graf im Chiemgau 1050/55-1075 Markgraf t 29. III. 1075 ? Ata Willibirg erste Äbtissin von Eppenstein von Traunkirchen t 27. VTII. Otachar (Oci) t 5. III. um 1020 OO Tochter Arnolds II. von Wels-l.ambach Stammtafel der Otakare, Markgrafen und Herzoge von Steiermark, nach Entwurf von Heinz Dopsch, Dr. phil., Universitätsprofessor, Historisches Institut der Universität Salzburg. Siehe: Ausstellung des Landes Oberösterreich 1983 „Tausend Jahre Oberösterreich. Das Viferden eines Landes", Kataiognummer 1.52, und „Das Werden der Steiermark. Die Zeit der Traungauer. Festschrift zur 800. Wiederkehr der Erhebung zum Herzogtum. Hrsg. v. Gerhard Pferschy" (Dr. phil., Landesarchivdirektor, Steiermärkisches Landesarchiv, Graz), 1980.

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