Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 4, 1985

Der Wischtanz, Handzeichnung, bezeichnet rechts unten: WA 83, 36 X 48 cm. Hand. Vielleicht kommt die Bezeichnung „Wischtanz" auch von diesem Wischen über den Stock her. Vielfach sind Brauchtum und Tänze im steirischen Salzkammergut, jedoch sollen hier nur die Besonderheiten erwähnt sein. Der Stelrer im Ausseer Land Seine Geschichte und sein Wesen scheinen vom Salz geprägt zu sein. Und wenn auch heute, wie im gesamten übrigen Salzkam mergut, das Salz nicht mehr die Nährmutter sein kann, so hat dieses seine Spuren einge graben, die nicht von heute auf morgen weg gewischt werden können, ja hartnäckig be stehen bleiben. Es sollte dies ietztlich auch so bleiben. Er ist aufgeschiossen für den Besucher, falls dieser Besucher bleibt, aber abgeschlossen in sich in seinem persöniichen Bereich. Ein gliederung von außen schätzt er nicht, selbst in der dritten Generation ist der Ankömmling noch „Zugereister". Er führt eine schlagferti ge Wechselrede mit verblüffender Dialektik, satirisch und spritzig. Er vollführt auch meist unter sich harte Späße mit ziemlich hochge stecktem Ziel. Er behauptet sich in seinem Steirergewand auf fremdem Parkett überle gen, wenn er auch von dort gern wieder heimkehrt. Ist er von den Eltern her halb Aus seer, halb Zugereister, dann reicht sein Ausseertum dazu aus, hoch in die Weit hinaufzu steigen. Das Salz hat ihm seine Eigenstän digkeit geschenkt und in seinen mehr als vier Wänden will er gar nicht hoch hinaus. Die „Großen" kamen immer von außen. Selbst die Bergmeister, die Häuer und Steiger aber stellt er bodenständig selbst. Wenn ein einzelner es einmal schaffte, unter ihnen Herr zu sein, so war er nicht ganz anerkannt, „es soll keiner höher wachsen als wie die andern". Sein na türliches, noch erhaltenes Brauchtum macht den grünen Rock und die Lederne zur Selbstverständiichkeit, wo sie woanders nur mehr Tracht ist. Er kennt überzeugt die Grenze nach Oberösterreich und zu dessen Leuten. Dazu folgendes: In der Loserhütte sitzt ein Ausseer, da geht die Tür auf und von drüben, über die Wände heraufgeklettert, tritt ein Goiserer ein. „Esterreicher kimmst a vi (hervor)", sagt der Ausseer und iäßt bezeichnend seinen Dau men aus der Höhlung seiner gefalteten Hän de langsam herausgucken. Es gibt ein steirisches Hackbrett, eine steirische Ziehharmonika, das Steirerlied und den Steirertanz. Er selbst ist jener schlankwüchsige, zähe Älplerschlag mit Hakennase und Schützenblick, der ins Weibliche übertragen, herb erscheint, wobei die Anmut in jungen Jahren nicht fehlen mag. Besonders eigen tümlich ist der gute Geschmack in Auswahi der Kleidung und der Farben. Er verkörpert noch gesundes Volkstum. Diese Sätze sollen keine Gharakterstudie eines eigentümlichen Menschenschlages sein, sondern nur die Aufzählung einiger Ei genheiten, ist doch menschliche Eigenart in gutem und weniger gutem Sinne überall ohne Grenze. Die Schriftleitung dankt dem Autor für die Möglichkeit, daß aus seinem reichen Bestand an persönlichen Handzeichnungen diese Blätter für Reproduktionen ausgewählt werden konnten. 47

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