Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 4, 1985

Filialkirche St. Leonhard an der alten Salzstraße über den Radlingpaß bei Aussee, Handzeichnung, bezeichnet rechts unten; W Aubell 79, 48 x 36 cm. Meranpiatz in Bad Aussee mit der Salinenspitalskirche zum Heiligen Geist, Handzeichnung, bezeichnet rechts unten: W Aubeii 82, 48 x 36 cm. sches paarweise, namenlos unter ihrer Voll maske, einher. Sie sind nicht nur prächtig erhabener Fasching, sie sind auch ein in sich geschlossener Kreis gleicher Denkweise. Das Gewand selbst ist vielfältig von aufge nähten Überlieferungen mit Silberblättchen und kunstvoller Stickerei wertvoll gemacht. Die gefältelte Halskrause, die Gugel (Haube), mit Augenlöchern und Stoffnase über den Kopf gezogen, und obenauf der Spitzhut mit Glanzstreifen, das ist das Flinserl. Neben dem Flinserlmann und der Frau gibt es noch den Zocherl (Zacharias), der den Schalks narren verkörpert, er trägt die aufgeblasene Saubladern am Schnürl und Stock, um mit schallendem Klapsen Platz zu schaffen. Hat man Zeit, die Kostüme, von allem Flitter ab gesehen, zu studieren, so findet man die auf genähten Figuren: den Steirertanz, den Moh renkopf (das Gewand sollen Salzfuhrleute gar aus dem Orient gebracht haben), den bunten Schmetterling (von Blüte zu Blüte), das Herz gehört dazu, der Goggelhahn und die Gams natürlich. „Nuß, Nuß", ruft der Reigen der Kinder um den würdigen Zug, nicht umsonst, ist doch der Leinenbeutel der Flinserl prall mit Nüs sen zum Austeilen gefüllt. Das Flinserl ist wohl die würdigste Verkörpe rung eines Faschingsgewandes schlechthin, und das allerwichtigste, es läßt sich nur in Aussee sehen und nirgends hin sonst ver pflanzen. Einmal im Jahr nur zeigt es sich, und das macht das Seltene noch kostbarer. Der Wischtanz Wir kennen von den Bergknappen her die Schwerttänze, 1809 wurde letztlich vor Erz herzog Johann einer getanzt, und seit 1955 den Altausseer Knappentanz. Es sind dies Reigen der Männer, das Grubengebäude und die Arbeit der Bergleute darstellend. Als Bindeglied zwischen den Bergleuten diente ihnen bei ersterem das Schwert, bei letzte rem das „Gezähe" Schlägel und Eisen. Eine besondere Eigenart ist aber der „Wisch tanz" der Holzknechte, bei dem je zwei Bur schen gegenüber der „Wisch", das ist der Stiel des Reisigbesens, als Bindeglied dient. Dieser Männerreigen wird zu zweit, zu viert, seltener zu sechst (wegen beengtem Platz im Kreis) gezeigt. Im Walzertakt des „Waldhan sels" von der Ziehharmonika gespielt, wer den drei Figuren getanzt. Erstens sind die Stöcke in Hüfthöhe gehalten, sie kreuzen sich im Mittelpunkt des Kreises, die Paare wandern im Walzerschritt im Kreise. Zum zweiten werden die Stöcke über den Kopf ge hoben, die Tänzer drehen sich darunter weg, als hätten sie die hochgehobenen Hände eines Dirndls wie beim „Steirer" an der Hand. Zum letzten senken die Burschen die Stöcke und hüpfen wie über einen Zaun mit einem und dem anderen Bein darüber, dabei wech seln sie den Stock von einer zur anderen 46

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