Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 4, 1985

Das steierische Saizkammergut Winfried Aubell Das Bergland und das Salz Die Berg- und Seenlandschaft des Salzkam mergutes zeigt in Aufbau und Eigentümlich keit der nördlichen Kalkalpen eine Vielfalt an Erscheinungsformen, zu deren Erläuterung ein wenig geologische Entstehungsge schichte beitragen soll. Die Dachsteinkalkdecke des Tirolikums und die Totengebirgsdecke des Juvavikums ge hen quer von Ost nach West duch das Land und überschieben sich (geologische Über schiebung) teilweise an ihren Grenzen, wäh rend zwischen und unter ihnen das Salinar mit dem Bodenschatz Salz liegt, die alpine Trias kennt keine steirische Grenze. Die Seen finden sich als ehemalige Gletschertröge, in der Glazialzeit ausgeschürft, wieder. Und doch hat das steirische Gebiet diesseits des Pötschen einen eigenen Charakter. Im Steirlschen bilden sich einzelne Landschaf ten gleich mehreren aneinanderliegenden Kreisen. Das Ausseer Bergrund, in diesem wieder das Altausseer Land, das Grundlseer und schließlich die Mitterndorfer durch den Block des Grimmings gleichsam abgeriegel te Hochebene teilen sich ins Ganze, während sich jenseits des Pötschen in Oberösterreich ein einziges gesamtes, vom Dachstein gegen Norden von Gebirgsketten begleitetes Tal, das Trauntal, erstreckt, das in die Ebene der Flyschformation, jener verfestigten Glet scherabriebschichten, ausmündet. Der Grenzpfeiler des Steirlschen nach Nor den ins „Österreichische", der Ausseer nennt die Oberösterreicher Österreicher, hie Steirisch dort Österreichisch, ist der Sarstein. Wir schauen vom Weller Liechtersberg auf Ihn. Obwohl ein Dachstein hinter und hoch über ihm steht, ist er ein Mächtiger. In unserem Rücken erhebt sich dann der Reigen Loser, Trisselwand und Tressenstein rund um den Altausseer See, ein Panorama, vom Naturfor scher Alexander von Humboldt in seiner Rangliste der schönsten Orte der Erde an sechste Stelle gereiht, von Peter Rosegger „Garten Gottes" genannt. Das Salz, aus Verdunstung eines Urmeeres der erdgeschichtlichen Permformation ent standen, durch die folgende Überlagerung mit den Kalkgesteinsmassen der Hundert jahrmillionen der Trias gepreßt und aus der Tiefe zu Kluftausfüllungen gleichsam als Berg im Berg aufgequetscht, findet sich glei cherweise in den Salzbergen der Steiermark und Oberösterreichs wieder. Der bedeutendste, ertragreichste Salzberg aber ist der Altausseer, unter der Kalkdecke des Sandlings gelegen, er Ist der Ausgangs punkt der Salzstraße nach dem Süden, Ur sprung von Wirtschaft und Zeitgeschehen. Heute allerdings, nach Stillegung der Saline ^ Der Sarstein, Handzeichnung, bezeichnet rechts unten: W Aubell 82, 48 x 36 cm, Blick von der Ausseer Seite, links im Hintergrund das Dachsteinmassiv. 43

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2