Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 4, 1985

Admont, Stiftsbibliothek, Der Himmel. t 'ü... 'S. . 'IT f ' m - Zorn einen Dolch, In der erhobenen Rechten den Schlangenring, Sinnbild der ewigen Ver dammnis. An seinem Herzen nagt der Wurm des Gewissens. Die schon erwähnte Unlauterkeit ist halb Mensch mit hängenden Brü sten, halb Tier mit Fledermausflügeln (als Sinnbild der Nacht, der Zeit der Sünde) und gehörntem Schweinskopf, der an Dürers Ritter-Tod-und-Teufel-Stich erinnert. Von unten lodern Flammen der Verdammnis aus dem Höllenrachen. Die übrigen fünf Hauptsünden werden, in Form kleiner Büsten, um diese Gruppe geschart. Es sind dies die Hoffart, ein Frauenkopf mit radschlagendem Pfau, die Trägheit, ein schlafendes Kind mit Schlafmüt ze und Nilpferd, der Geiz als magerer Mann mit Dukatenhaube und ebensolchem Hals band, der Neid als Teufelsfratze mit Tierohren und Fledermausflügel sowie endlich die Unmäßigkeit, ein versoffener Mann mit Schnapsflasche und Würsten. Bei der Besprechung der Admonter Biblio thek müssen schließlich die 68 Büsten an den Bücherschränken Erwähnung finden; sie sind mit Kartuschen versehen, auf denen die Namen der Dargestellten stehen. Es werden gezeigt die Erdteile, Sybillen, antike und neu zeitliche Philosophen, Dichter, Maler und Bildhauer. Die Vorbilder sind großteils Stiche in Sandrarts „Teutscher Akademie" von 1675 bzw. 1679. An Hand einiger bezeichnender Beispiele ha ben wir versucht, die künstlerische Entwick lung Stammeis aufzuzeigen; vieles mußte da bei unerwähnt bleiben. Allen Werken ist gemeinsam, daß sie religiöse Themen zum Inhalt haben. Die einzige Ausnahme stellt die Statue des 1752 verstorbenen Admonter Hof zwerges Oswald Eibegger in Husarenuniform dar; sie ist wohl noch in den vierziger Jahren entstanden. Blicken wir noch einmal zurück und fragen uns nach dem Wesenskern seiner Kunst, aber auch nach Stammeis Stellung innerhalb jener Epoche. Dem Bildhauersohn wurde es, nach heimischer Ausbildung, durch das Stift Admont ermöglicht, seine Kunst „in Rom undt anderen Orthen" zu erfahren, wie aus der Frauenberger Chronik des .P Vital Böcken von 1740 hervorgeht. In Rom müssen die Werke des Gian Lorenzo Bernini (1598— 1680) wie eine Offenbarung auf ihn gewirkt haben, scheint doch sein eigenes künstleri sches Wollen in verwandten Bahnen gelau fen zu sein. Nur der in Tirol geborene, 1738 in Prag verstorbene Matthias Braun wurde von Bernini ebenso stark angerührt. Die Konse quenz dieser Haltung kann so beschrieben werden: „Stammel ist, hinsichtlich der allge meinen zeitstilistischen Strömung gesehen, als konservativer Künstler anzusprechen, der im Grunde genommen stets mit den Mitteln 41

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