Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 4, 1985

die „Reichswerke AG Alpine Montanbetriebe Hermann Göring" hervorgingen. An Planung und Bau des Linzer Werkes wirk ten viele Mitarbeiter der ehemaligen ÖAMG aus der Steiermark mit. Als Höhepunkt aus steirischer Sicht galt dabei das Anblasen des ersten Hochofens in Linz am 15. Oktober 1941, denn eine Mannschaft erfahrener Hochöfner aus Eisenerz — hier standen zwei Hochöfen unter Feuer — war an der Inbe triebsetzung des bisher größten Hochofens, der steirisches Erz verhüttete, maßgeblichst beteiligt. Auch beim Anblasen der weiteren drei Öfen (Dezember 1941, 1942 und 1944) wußte man Rat und Mitarbeit steirischer Ei senhüttenleute zu schätzen. Während der Kriegszeit erschmolzen die Hochöfen in den Linzer Reichswerken 1,5 Millionen Tonnen Roheisen, wovon ungefähr zwei Drittel aus steirischem Erz stammten, das man in „Erzzügen" per Bahn über weite Strecken entlang der alten Eisenstraße nach Linz transportiert hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind aus den Reichswerken die Vereinigten Österreichi schen Eisen- und Stahlwerke AG (VÖEST) in Linz und die frühere ÖAMG mit ihren Haupt werken in der Steiermark hervorgegangen. Trotz dieser Trennung blieb der Steirische Erzberg lange der wichtigste Erzlieferant für die Linzer Hochöfen, die aber in zunehmen dem Maße Importerze mit hohen Eisengehal ten verhütten. Die beiden großen österreichischen Eisen werke Linz und Donawitz sahen sich in der Nachkriegszeit sowohl einer ungenügenden Schrottversorgung, als auch einer zu teuren Produktion von Siemens-Martin-Stahl aus Roheisen gegenüber. In dieser Situation griff die VÖEST die Idee der Stahlerzeugung mit reinem Sauerstoff auf und konnte im Juni 1949 eine erste Versuchsserie über „Sauerstoff-Aufblasen" abschließen — der 25. Juni 1949 gilt als Geburtstag des bald weltbekannten LD-Verfahrens. Bei der VÖEST geschaffene Grundlagen der neuen Stahlmetallurgie erlaubten den Bau eines 15-t-Konverters in Linz, sowie zweier kleine rer Konverter in Donawitz und schließlich die Inbetriebnahme der weltweit ersten LD-Stahlwerke in Linz (1952) und in Donawitz (1953). Umstrukturierungen in der verstaatlichten In dustrie Österreichs legten zu Anfang der siebziger Jahre einen neuerlichen Zusam menschluß von VOEST und ÖAMG nahe. Diese bisher größte Fusion im österreichi schen Eisenwesen wurde mit 1. Jänner 1973 durch Bildung der VOEST-ALPINE AG reali siert, so daß die oberösterreichische Eisenin dustrie und die meisten steirischen Eisenwer ke nun zum dritten Mal — nach Hauptge werkschaft und Reichswerken — unter ein heitlicher Führung stehen. Als wohl bedeutendster Zweig der Stahlverar beitung in Oberösterreich sind die Sen senschmieden anzusehen, die im 18. und 19. Jahrhundert ihre beste Zeit erlebt haben. Ent stehung und Aufschwung der oberösterrei30

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