Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 4, 1985

Produktion nicht selten in Schwierigkeiten ge riet. Nach vergeblichen Versuchen, die Enns schiffbar zu machen, erfolgte 1553 eine neuerliche Begehung, um die Beseitigung von Hindernissen im Flußbett und den Ver lauf eines zu errichtenden Roß- oder Schiff weges am Ufer festzulegen; auf diesem Weg sollten die „Schiffspferde" die leeren oder mit Lebensmitteln beladenen Schiffe gegenwärts ziehen. Planung und Bau des Schiff weges unterstanden nicht — wie lange ange nommen — dem Tiroler Wasserbaumeister Hans Gasteiger, sondern einem gewissen Lienhard Prandstetter. Stellenweise bereite ten die von 1559 bis 1563 dauernden Bauar beiten fast unüberwindbare Probleme, da ei nige Wegabschnitte in steile, sogar senkrechte Felswände geschlagen und die Mündungen vieler Zuflüsse überbrückt wer den mußten. Der vorerst von Steyr bis Haim bach (östlich von Aitenmarkt) führende, heute fast vergessene Schiffweg zählt zu den größ ten Leistungen der älteren Ingenieurkunst, so daß sein Verschwinden in Stauseen sowie durch Verbauung, Hochwasser und natürli chen Verfall zu bedauern ist. \ ' - .. #ir. Ungewöhnlich viel Zeit nahm die (später nur wenig benützte) Fortsetzung des Schiffwe ges bis Hieflau in Anspruch. Die von Hans Gasteiger geleiteten Arbeiten dauerten näm lich von 1569 bis 1583. Der rege Schiffs- und Floßverkehr auf der Enns sowie der Schiffszug auf dem „Roß weg" endeten in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts, als nach Eröffnung der Ei senbahn durch das Ennstal und wegen tief greifender Veränderungen im Eisenwesen Schiffmeister, Schiffspferde, Schiffweg und Flößer überflüssig geworden waren. Für die Hauptgewerkschaft — seit 1872 Ei gentümerin der aufstrebenden Hütte Dona witz und des renommierten Gußstahlwerkes Kapfenberg — stellten die veralteten Eisen werke Kleinreifling und Reichraming nur noch Nebenbetriebe dar, die nicht zuletzt aus volkswirtschaftlichen Rücksichten weiterge führt wurden. Als sich aber nach Gründung der Österreichisch-Alpinen Montangesell schaft (ÖAMG), zu deren tragenden Unter nehmen die Hüttenberger EisenwerksGesellschaft (Kärnten) und die Hauptgewerk schaft gehörten, die Konzentrierung der Eisenindustrie beim Steirischen Erzberg 1881 fortsetzte, bot sich den beiden Werken auf oberösterreichischem Boden keine Über lebenschance; Reichraming gab 1889 die Produktion auf, 1901 folgte das kurz zuvor von Gebr. Böhler & Co AG angekaufte Ham merwerk Kleinreifling. Damit waren die einst so engen Bande zwischen dem Erzberg, den Hammerwerken im Ennstal und der Stadt Steyr zerrissen — das Innerberger Eisenwe sen gab es nicht meh.r Der Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich im Jahre 1938 konfrontierte die alpenländische Eisenindustrie mit grundlegend anderen Voraussetzungen, obwohl sich seit 1936/37 ein Aufschwung der Roheisen- und Stahlerzeugung abzeichnete. Nicht ganz un erwartet wurde schon Ende März 1938 die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz als Standort eines neuen Hüttenwerkes be stimmt, wofür man die „Reichswerke AG für Erzbergbau und Eisenhütten Hermann Göring, Linz" als Tochter der Berliner Reichs werke gründete. Am 11. Mai 1938 erfolgte der erste Spatenstich für die Hütte Linz, welche den Hafen, die Sinteranlage, die Kokerei, zwölf Hochöfen sowie ein Stahl- und Walz werk umfassen sollte; zur Ausführung sind während der Kriegszeit allerdings nur einige Anlagen gekommen, darunter sechs Hoch öfen (vier wurden angeblasen). Als Erzbasis war der Steirische Erzberg vorgesehen, wes halb 1939 die ÖAMG — die nominelle Eigen tümerin des Erzberges — und die Reichswer ke zur „Alpine Montan AG Hermann Göring, Linz" vereinigt worden sind, aus welcher 1941 29

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