Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 4, 1985

Ensemble des Hammerwerkes „Im Kessel" an der Mündung des Laussa-Baches in die Enns bei Aitenmarkt a. d. Enns, eingesteilt um 1870. Links: Reste des Werkes; rechts: Meister- und Personalhaus; oben: Gewerkenhaus Schloß Kessel. Foto: Hans Jörg Köstler, 1984. I M Raumansicht aus dem innerberger Stadel in Steyr, der 1612 ais städtisches Getreidemagazin erbaut und 1628 von der innerberger Hauptgewerkschaft angekauft wurde, um hier Getreide für die Eisenarbeiter bis zum Steirischen Erzberg zu speichern, jetzt Museum (Heimathaus) der Stadt Steyr mit bedeutenden Exponaten des Eisenwesens. — Foto: Franz Gangi, Linz. nerberger Eisenindustrie aus und brachte mit kaiserlicher Genehmigung ihre Anordnun gen in der „Haubt Capitulation" vom 20. Okto ber 1625 zu Papier; dieses in einzelne Kapitel gegliederte Dokument „Über das Neue Haubt Eisen Gewerkhschaft- unnd Gompagnia wösen" stellt die Gründungsurkunde der Inner berger Hauptgewerkschaft dar, indem sie den (nicht freiwilligen) Zusammenschluß der 19 Eisenerzer Radwerke samt ihren Erzbergan teilen, der 18 steirischen Hammerwerke (zwi schen Großreifling und Altenmarkt a. d. Enns), der 23 „österreichischen" Hammer werke (von Aitenmarkt ennsabwärts und bei Hollenstein, NÖ.) und der EisenhandlungsCompagnie in Steyr regelte. Dieser Maßnah me waren die Schätzung des Einzelbesitzes (Gebäude, Grundstücke usw.) jedes Gewerken und die Feststellung des aushaftenden Verlages bei der Compagnie vorausgegan gen; die Differenz zwischen Besitzwert und Schulden wurde als jeweilige Einlage in die Hauptgewerkschaft eingebracht. Nicht weni ge Gewerken begannen ihre Mitgliedschaft in dieser frühen Aktiengesellschaft ohne jedes Vermögen, da sich bei der Compagnie eine enorme Schuldenlast angehäuft hatte — mit anderen Worten: Die Führung der Hauptge werkschaft lag wie bisher in Steyr, wo einer der vier Vorgeher (Vertreter) der Radmeister und der Hammermeister anwesend sein mußte. In Eisenerz amtierte seit 1626 ein Kammergraf, der außer der Hauptgewerk schaft das gesamte steirische Eisenwesen zu überwachen hatte. Vermochte der neue Montankonzern anfangs sogar Gewinnanteile auszuzahlen, so unter blieb ab 1669 die bislang jährliche Ausschüt tung, als eine neuerlich entsandte Hofkom mission ein „Additionale" (Ergänzung) zur Capitulation verfaßt hatte. Auch unterstellte das Additionale die Hauptgewerkschaft dem Eisenerzer Kammergrafen — Steyr verliert seinen Spitzenplatz im Eisenwesen, erhielt aber im Gegensatz zu den Gewerken eine fi nanzielle Entschädigung. Unter Kaiser Joseph II., änderte sich 1783 die Struktur der Hauptgewerkschaft entschei dend: Zum einen wurde die Eisenwidmung aufgehoben, so daß insbesondere die Holz kohle „am freien Markt" gekauft werden konn te, zum zweiten bekam die Hauptgewerk schaft die seit langem angestrebte Selbstverwaltung zugestanden. Gleichzeitig ging die „anordnende Gewalt" wieder auf die Stadt Steyr über, die sich auf ihre bei weitem größte Kapitaleinlage erfolgreich berufen hatte. Die vierteljährlichen „Kongresse" der Hauptgewerkschaft in Steyr, zu welchen die Radmeisterstelle in Eisenerz und die Ham merwerksstelle in Weyer Vertreter entsenden 26

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