Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 4, 1985

Gesamtansicht der alten Bergwerkssiedlung Eisenerz am Fuße des steirischen Erzberges, „Ausgangspunkt der Steirischen Eisenstraße", im Hintergrund der Präbichl („Trennungs- und Ver bindungspunkt der beiden Hälften der Eisenstra ße", Zitat aus der Broschüre „Die steirische Ei senstraße", 1983), und die Eisenerzer Alpen. Foto: Freisinger, Eisenerz. Babenberger im Jahre 1192 bei, wodurch sich der von Privilegien begünstigte Eisenhandel unter Führung Steyrs auszuweiten vermoch te. So erhielt Steyr 1287 als landesfürstlich privilegierte Niederlagsstadt für Innerberger Eisen das Stapelrecht und wurde auf diese Weise neben dem später überflügelten Waid hofen a. d. Ybbs der Vorort im Innerberger Ei senwesen. Im 13. Jahrhundert mußte beim Steirischen Erzberg infolge Holzmangels eine Produk tionsteilung in Gewinnung und Verarbeitung des Eisens vorgenommen werden, wobei alle Hammerwerke in das Ennstal und seine Sei tentäler sowie in den Raum WaidhofenHollenstein abwanderten, so daß nur Berg bau und Verhüttung in Eisenerz verblieben. Dadurch war eine für Innerberg typische Dreigliederung — sie sollte nahezu sechs Jahrhunderte andauern — zustande gekom men; die Radmeister erschmolzen das Eisen und lieferten es an die Hammermeister zur Verarbeitung; der Verkauf von Zwischen- und Fertigprodukten oblag wie bisher den Steyrer Eisenhändiern, die ihre ohnehin bevorzugte Stellung durch den „Verlag" zu festigen wuß ten. Als Verlag bezeichnete man die Gewäh rung von Vorschüssen an Hammermeister durch die Eisenhändler (Verleger), die sich ihrerseits zur Abnahme der Eisenwaren ver pflichteten. Das Veriagssystem brachte das hammermeisterliche Glied bald in drückende Abhängigkeit von den Verlegern, wodurch das gesamte Innerberger Eisenwesen litt, da nur einige mächtige Händlerfamilien in Steyr über Ankauf und Verkauf des von Hammer und Radmeistern angebotenen Eisens ent scheiden konnten. Nachdem eine 1507 von Kaiser Maximiiian I. erlassene Bergordnung an der Lage aller Produzenten nichts geändert hatte, richtete man 1564 in Steyr die landesfürstliche Eisen kammer ein und gründete 1583 die Eisenhandlungs-Gompagnie, welcher sowohl die Verleger als auch die Stadt Steyr angehörten. Die Compagnie seilte die Benachteiligung der Innerberger Gewerken durch die 1569 ge schaffene Eisenwidmung wenigstens mil dern, die zwar allen Rad- und Hammermei stern vor allem ihre Holzkohlenversorgung garantierte, ihnen aber gleichzeitig bestimm te Abnehmer vorschrieb. Es kam dadurch zu einer noch tieferen Verschuldung bei den Steyrer Verlegern, so daß viele angesehene Innerberger Familien protestantischen Glau bens mit Einsetzen der Gegenreformation (1578 bzw. 1580) auswanderten. Als 1618 der Dreißigjährige Krieg ausgebrochen war, droh ten sogar Verfall und Untergang des Eisen wesens zwischen Steyr und dem Erzberg. In dieser Situation griff Kaiser Ferdinand II. als Landesfürst von Österreich ob und unter der Enns im Einvernehmen mit Erzherzog Karl II., Landesfürsten von Innerösterreich, das auch die Steiermark umfaßte, ein ünd entsandte eine gemeinschaftliche Hofkom mission nach Eisenerz „zwecks Erhebung des Sachverhaltes" (Ferro). Die Kommission arbeitete einen Vorschlag zur Rettung der In25

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