Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 4, 1985

Eisen als Bindeglied zwischen der Steiermark und Oberösterreich Hans Jörg Köstler Viele Ortschaften In Steyermark und Oesterreich (ob und unter der Enns), vorzüglich an der Mur, Enns, Steyer, an den Flüssen und Bächen des Ge birges, verdanken dem Eisenwesen theils ihre Ent stehung, theils ihre Blüthe, und vor allen anderen die Stadt Steyer. Für diese war die Bearbeitung des Eisens (aus Innerberg) und der Handel mit den ver fertigten Waaren der eigentliche Nerv, die Kraft des Lebens. Franz Xaver Pritz: Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyer und ihrer nächsten Umgebungen. Linz 1837. Seit einem Jahrtausend verbinden Eisener zeugung und Eisenverarbeitung die heutigen Bundesländer Steiermark und Oberöster reich, in deren Wirtschaftsleben die Montan industrie bis zur Gegenwart eine mitunter überragende Rolle spielte. Da Oberöster reich im Gegensatz zu seinem südlichen Nachbarland über kein nennenswertes Eisenerzvorkommen verfügt, andererseits aber auf Vorteile in Handel und Verkehr hin weisen kann, ergibt sich im Eisenwesen bei der Länder eine ungewöhnlich breite Vielfalt, die vom Eisentransport und der Bildung ein flußreicher Gesellschaften bis zu verwandt schaftlichen Beziehungen der Gewerken über die Grenzen hinweg reicht. Als Ursprung aller Gemeinsamkeit zwischen der Steiermark und Oberösterreich gilt der Steirische Erzberg, dessen Eisenerz zwei bis 1881 streng getrennte Wirtschaftskörper ab gebaut haben, nämlich die später zur Innerberger Hauptgewerkschaft vereinigten Rad meister in Eisenerz und die Vordernberger Radmeister-Communität. Diese Teilung ging sowohl auf die jeweils einfachere Bringung des im unteren bzw. oberen Bereich gewon nenen Eisenerzes, als auch auf die Handels wege durch das Murtal, sowie das Enns- und Donautal zurück. Während das aus Vordernberg, der nordöstlichen Obersteiermark und dem Turracher Gebiet stammende Eisen an fangs nur selten seinen Weg nach Norden nahm, entwickelten sich zwischen Eisenerz — dem früheren Innerberg — und den Orten im Ennstal — allen voran Steyr — eine enge, freilich nicht immer ungetrübte Zusammenar beit und damit auch eine gegenseitige Ab hängigkeit, die im folgenden kurz dargestellt werden sollen. Die Anfänge des Bergbaues am Steirischen Erzberg entzogen sich mangels schriftlicher Quellen und aussagekräftiger Funde bisher ihrer Erforschung, doch ist anzunehmen, daß die in Steyr und seit 1050 auch als Markgra fen der Karantanischen Mark an der mittleren Mur residierenden Otakare (Traungauer) die Eisenerzeugung beim Steirischen Erzberg sehr förderten. Ihr Hauptinteresse dürfte al lerdings Steyr gegolten haben, denn um die Mitte des 12. Jahrhunderts scheint der Han del mit Innerberger Eisen fast nur über diesen immer bedeutenderen Ort möglich gewesen zu sein. Zum Aufstieg Steyrs, das als Eisenmetropole bereits weit über das heu tige Österreich hinaus bekannt war, trug auch der Zusammenschluß der Otakar'schen Stei ermark mit dem Herzogtum Österreich der 24

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2