Schilf Bauleute Schlote Urschilf am Ufer des Urmeers, verkümmert seit dem Tag, da der Mensch begann, fortgefristet am Rande von Steppenseen, am Rande von Sümpfen, in Hußniederungen, vieler Vögel Heimat, besonders der seltenen, schuldlos mit Stürmen bestraft, immer wieder sich aufrichtend, manchmal den großen Mond über sich . . . Niembsch von Strehlenau schrieb seine Schilflieder. Voll war die Luft vom Geflüster unsichtbarer Harfen und Melancholie. Die Bauleute, die den Turm bauten. Söhne Kains, der aus den Adern der Berge das Erz riß, (während die Hirten mit ihren Herden davonzogen und in der Finsternis der Ebenen verschwanden), gruben die Fundamente, mauerten die Verliese, bildeten Gewölbe, schichteten Geschoße übereinander, Torbögen, Treppenhäuser, Fensternischen, Zimmerfluchten, Schatzkammern, Säle voll goldener Altäre, Abzugskanäle für den Weihrauch, Schlote für aufsteigende Feuer . . . Dem Blitz liehen sie ihre Stimme, daß er hinfuhr über Kontinente und redete zu den Bewohnern der fernsten Inseln . . . Eifersüchtig umkreisten ihre Raketen den Turm, und jene, die sich verirrten, trafen den Mond . . . Nun trachten sie den Fixsternen ins Zentrum, wo ein Spiralnebel kreist, rot vom Blute Abels, des Bruders ... Ich wohne in einer Schlothöhle der Schlotlandschaft an dem Schlotfluß. Meine Adresse ist: Schlotstraße eins. Nachts sitze ich auf einer Schlotbank vor meinem Schlothaus und höre, wie die Schlote in der Schlotsprache miteinander reden. Tags bedauere ich alle, die das nicht können und dahingehen müssen ohne die schwarzgeritzten Himmelsgegenden und ohne die rote Sonne, eingefangen von dem Schlotraster Ruß . . . 94
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