Ende des Gedichts Nicht mehr gehen, sondern steh'n, verschwistert Fels und Farn, und warten. Nicht mehr schauen, sondern Bild nach Bild versammeln hinter geschlossenen Lidern. Zwar sich erinnern an Herbstnacht und Schnee und schwelender Feuer Rauch unter dem Erntemond. Zwar noch atmen, doch dem Innersten hold. So vollendet sich zart das Geheimnis der Rosen. Nicht mehr gehen, nur noch warten. Nicht mehr reden, nur noch schweigen. Ein Tabernakel bauen für ungesagte Worte. Nur noch lauschen. Worte Viele Worte brauchte ich, es anderen zu sagen. Wenige Worte genügten, es mir zu sagen, wenige Worte und später keine mehr. In mir ist Stille. Sommers Ende Nach Erdbeeren schmeckte dein Mund, den mir der Sommer gab. Lianen waren deine Glieder, die mich umfingen. Nun sitze ich erkaltet vor einem Linsengericht, den Löffel Armut in meinem Mund. Tragödie In einem Buch zwischen Gedichten ein schwarzer Fleck. Eine verunglückte Gelse, gepreßt und doch nicht Lesezeichen, wie vierblättriger Klee etwa. Eine gelsische Tragödie! Aber: Was suchen Gelsen zwischen Gedichten? Der Daumen kann sie nicht fortwischen; der Fingernagel erst kratzt sie hinweg. Das letzte Bein wird ausradiert. Eingesargt sind deine Erdbeerküsse, deine Schritte jenseits herbstlicher Hügel nicht mehr zu hören. Fazit Ich blättere im Lexikon (Brockhaus, vierundzwanzigbändig.) Ich werde dahingehen, ohne das meiste gewußt zu haben. Ich habe nur den Rand der Welt gestreift und dazu jahrzehntelang gebraucht. Das stimmt mich traurig. Ich lege meine gespreizten Finger auf ein Ahornblatt und suche Erkenntnis. Ich erlitt und erduldete viel, was nicht in Büchern steht. 91
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