Derselbe Langhauspfeiler-Blaubehang, Fastenseite, mit Darstellung Christi vor dem Hohen Priester Kaiphas. — Beide Fotos: Bundesdenkmalamt Wien Historische Kunst i'-1 T. T-, r Vf;..''? '-X •, v^- u LA . JÄplä- '1c sp^rm 'f" bürg (jetzt Historisches Museum der Stadt Wien), daß der raffinierte Farbensinn und die samtmatten Oberflächen Gemeingut der Ma lerei zur Rokokozeit darstellen. Auf die blauen Gewebe wurde zuerst wohl mit weißer oder schwarzer Kreide die Komposi tion angedeutet, um gefahrlos korrigieren zu können. Danach hat Kremser Schmidt be gonnen, die Figuren in gleich lockerer und si cherer Pinselschrift in wäßriger Tusche (Bein schwarz mit sehr feinem Rotanteil^®) linear zu skizzieren, zu schraffieren, in den Schat ten flächig zu verdichten und danach mittels Bieiweiß die Lichter aufzusetzen und Über gänge zu modellieren. Damit ergab sich der Grisailleeffekt auf raschem und ökono mischem Weg, der freilich große Sicherheit in der Anlage und Pinselführung voraussetzt, deren fast expressive Formgebung an abge riebenen Teilen jetzt unfreiwillig bewundert werden kann (z. B. die Engel in den Verkündi gungen an Joachim oder Anna).®® Zur Restaurierung wurden die Behänge an den vielen kleinen Löchern durch Fadenein ziehen und Vernähen textil gesichert, mitteis feuchten Wickeln gereinigt, lockeres Weiß oder Schwarzpigment mit wäßrigen und alkoholiösiichen Zeilulosederivaten matt fixiert und die vielen Knicke und Falten von Ge brauch und schlechter Aufbewahrung vor sichtig gebügelt.®® Ab 1985 ist in einem Ne benraum der Kirche die Installierung eines eigenen Rollendepots für schonende Aufbe wahrung der umfangreichen Wechselbehän ge vorgesehen, da ohne die Sicherstellung der richtigen Lager- und Manipulationsart alle Konservierungsmaßnahmen nicht von langer Dauer bleiben können. Aliein in diesem Punkt ist die moderne Denkmalpfle ge gezwungen, bewußt sich vom originalen Konzept der Entstehungszeit zu entfernen. Denn dieses bestand ganz einfach im Auf wickeln selbst der größten Behänge und Tü cher um die etwa wie Fahnenstangen dicken Aufhängeieisten, damit die zusammen etwa 250 m2 Leinwandfläche in Deckelkästen von etwa 30 x 30 cm Querschnitt auf den Wand schränken der Sommersakristei gestapelt werden konnten. Zudem herrschten dort vor der jüngsten Bausanierung ständig an die 90 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit. Daß trotz dieser Umstände mit den jetzt erfolgten Er haltungsmaßnahmen ein zwar reduzierter, doch sehr eindrucksvoller Originalcharakter von Schmidts Malkunst im Dienste barocker Frömmigkeit wiedergewonnen werden konn te, sollte unsere und künftige Generationen verpflichten, die einzigartigen Biidbehänge von Garsten in ihrem Jahreswechsel weiter zu schätzen, zu pflegen und zu bewahren. Anmerkungen: 1 Josef Perndl, Die Stiftskirche von Garsten, ihre Geschichte und Ausstattung, ungedr. theolog. Diss. Wien 1939. Ders. mit gleichem Titel, in: Jah resbericht des Kollegiums Pethnum 1962/63, Linz 1963, S. 1—66 (mit älterer Literatur). Zu den jünge ren denkmalpflegerischen Untersuchungen und Arbeiten vgl. J. Kössler, Die Restaurierung der Renaissance-Grabmale in der Losensteinerkapelle. Garsten, OÖ., in: Restauratorenblätter Bd. 3 (Steinkonservierung), Wien 1979, S. 314—310 (er hältlich: Österr. Sektion IIC, 1030 Wien, Arsenal, Obj. 15/4); N. Wibiral, Die Losensteinerkapelle in Garsten und ihre Restaurierung, in: Oberösterreich 1976, S. 24—28; M. Koller, Die Farbigkeit der Stuk katur — zu ihrer Entwicklungsgeschichte in Öster reich vom 16. zum 18. Jahrhundert, in: Kunstjahr buch der Stadt Linz 1979, S. 13 f. Ders., Die Restaurierwerkstätten des Bundesdenkmalamtes und ihr Einsatz für Oberösterreich seit 1975, in: Oberösterreich 3/1984, S. 75—83. 2 G. und J. Taubert, Mittelalterliche Kruzifixe mit schwenkbaren Armen, in: Farbige Skulpturen, München 1978, S. 38—50. Zu den Wandlungsfunk tionen bei Barockaltären vgl. M. Koller, Barockaltä re in Österreich: Technik-Fassung-Konservierung, in: Der Altar des 18. Jahrhunderts (Forschungen und Berichte der Bau- und Kunstdenkmaipflege in Baden-Württemberg, Bd. 5), München 1978, S. 223 ff. 3 G. Schiller, Ikonographie der christlichen Kunst, Bd. 2, 1968, S. 92, J. H. Emminghaus, Art. Fastentuch, in: Reallexikon zur deutschen Kunst-
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