Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 3, 1985

Historische Kunst Gewebeanalyse des Bildträgers der Makkabäerbehänge (Gobelin-Imitation): Kettmaterial Leinen (Dichte 12 Fäden pro cm). Schußmaterial (Dichte 7 Fäden pro cm). Leinwandbindung mit jeweils einem Fangfaden nach gerader Kettfädenzahl. Durch die abwechselnde Verwendung eines dicken und eines dünnen Schußfadens entsteht aber ein Effekt wie bei einer Ripsbindung (gebündelte Fäden) III II II Garsten, ehemalige Stiftskirche, Lgnghauspfeiler-Blaubehang (Nr. IV) nach Konservierung 1983, Adventseite mit Darstellung der Verkündigung an Anna (die rechte Hand des Engels weist auf die obere Bordüre mit dem nur mehr schwach erkennbaren Gegenstand der Verkündigung: den ihr verheißenen Knaben Johannes den Täufer 'ri'i-m Fangfaden (jeweils nach gerader Anzahl der Kettfäden) flÜtl mi'% I ♦ i Oben: Originaler Gewebestempel (vom Blaubehang Nr. IV) mit dem niederösterreichischen FünfLerchen-Wappen, das auf die Leinwand herstellung in einer Textilmanufaktur um 1777 in Niederösterreich schließen läßt denen gemalenen Hängetapeten frischen und für die Advent und Fastenszeit ganz neue, sehr passend, blau und weiss auf star ke Leinwand malen.''^® Diese sind beidseitig ohne Grundierung bemalt worden (bei den Fastentüchern ist rückseitig nur mit Bleiweiß das zugehörige Altarpatrozinium beschriftet, z. B. „S. Chunigund"). Es handelt sich hier um durchgefärbte Leinengewebe von Nor malbindung (ca. 14 X 12 Fäden pro cm^) mit durchschnittlich 105 cm breiten Längsbah nen. Die Leinwand muß aus der Produktion einer niederösterreichischen Manufaktur stammen, denn an einem Rand (Pfeilerbe hang IV) ist ein ca. 4 cm großer Schwarzstem pel mit dem Fünf-Lerchen-Wappen sichtbar geblieben.^" Durch die, ähnlich wie bei den Makkabäerbehängen, vorhandene Reduk tion der Farbschichten und mit Hilfe der un vollendeten Fragmente des Kanzelpfeilerbe hanges sowie chemischer Färb- und Binde mittelanalysen konnte die als seltenes Bei spiel interessante Maltechnik der Blaubehän ge genau studiert werden. Zunächst hat man die gewaschenen Gewebebahnen beidseitig mit Indigoblau (Färberwaidpfianze) einge färbt, ausgespannt, getrocknet,^® mit Garn in Kreuz- und Wendestich auf Stoß vernäht und die Ränder mit schmalem Umschlag einge säumt. Durch 200 Jahre Tageslichtbleichung hat der ursprüngliche Farbton viel von seiner ursprünglichen Intensität eingebüßt.®® Eine Vorleimung oder sonstige Imprägnierung des Leinengewebes vor dem Bemalen ließ sich nicht nachweisen; ihr Fehlen wird auch durch das leichte Durchschlagen der ersten dunk len Pinselzeichnung auf die Gegenseite be stätigt. Die Kompositionen studierte der Kremser Schmidt vorher in Handzeichnun gen, von denen sich einige erhalten haben. In Schmidts Zeichenrepertoire kommen auch Grisaillestudien mit schwarzer und weißer Kreide auf blau grundiertem Papier vor und ebenso zeigen die Pastellguachen in Blaugrisaille von Jean Pillement aus Schloß Laxen-

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