Historische Kunst V Ä^wr:-- ':r-'^t '■ v^' ..• i V *: • i ■s ■" XlM Schloß Niederleis, NÖ.; Schloß Tratzberg in Tirol). Mit Sicherheit läßt sich die Herkunft der Garstener Ledertapeten aus Kirche oder Kloster vordem Umbau der 1680er Jahre leider nicht mehr orten. Es wäre jedoch eine Wandbe spannung (z. B. der Seitenwände des Presbyteriums) damit durchaus vorstellbar. Nach der Entwicklung dieser Technik und Schmuckform im arabisch-maurischen Kul turbereich hat sich im späten 16. und vor allem im 17. Jahrhundert dafür die belgische Stadt Mecheln als größtes Produktionszen trum außerhalb Spaniens etabliert, von wo, vermutlich auch die Ledertapeten nach Gar sten gekommen sind.''^ Technisch hat man dazu gegerbte Rinds- und Schafslederhäute zu gleichen Rechteckformaten zurechtgeschnitten, manchmal mittels Blindpressung auf Holzmodeln reliefiert, die glatten Schau seiten wurden blattversilbert und mit Gold lack und Ölfarben bemalt, mit Metallpunzen strukturiert, schließlich zu beliebig großen Rapporten zusammengenäht und auf hölzer nen Blindrahmen den Wänden vorgespannt. Die ursprünglich für die Technik charakteri stische Oberflächenbrilianz und leuchtende Farbenpracht ist an den Geratener Fragmen ten durch den erlittenen Verschleiß leider ver loren. Sie zeigen zwei verschiedene BlumenWellenrankenmuster in Gold-Silber-Purpur- £ -i mm rot-Grün-Blau von etwa 60 x 40 cm Größe (die größte vorhandene Gesamtfläche mißt 270 X 150 cm). Konservatorisch erfolgten Reinigung (mit Lederseife und neutralem Reinigungsschaum), Rißklebung und Rege neration (wäßrige synthetische Spezialemulsion) und Fixierung auf leinwandunterspannte Blindrahmen. Die Alexander-Gobelins Nach den bisher bekannt gewordenen Quel len wurden im Jahre 1682 in Garsten „2 niderländische gefärbte Teppich" gekauft. Das Wappen in der oberen Bordürenmitte aller Stücke konnte als das des niederländischen Feldmarschalls Graf von Dunewald bestimmt werden, von dem ein 1693 aufgesetztes Te stament bekannt ist.^'^ Es wäre also denkbar, daß sie Abt Angerer aus dessen Nachlaß er worben hat. Jedenfalls spricht die formale und inhaltliche Verbindung der Alexander und Makkabäerbehänge für deren bewußte Zusammenstellung um die Jahre 1690 bis 1700, als die Ausstattung des 1685 geweihten Neubaues in Garsten komplettiert wurde. Eine erste kunsthistorische Bearbeitung der noch in kirchlicher Verwendung befindlichen niederländischen Bildteppiche Oberöster reichs ist bisher nur für die BenediktinerStiftskirchen von Kremsmünster und Lam bach erfolgt.^® Die Entstehung der Garstener Folge wird in einer Antwerpner Werkstatt um 1675 angenommen. Sie ist leider stark frag mentiert, so daß sowohl inhaltlich wie auch kompositorisch der gesamte Zyklus in seiner Abfolge kaum mehr rekonstruierbar sein wird (drei ganze Stücke, mehrere z. T. zusammen genähte Fragmente). Nur für den triumpha len Einzug Alexanders des Großen in Baby lon läßt sich das betreffende Blatt aus der Stichfolge I. Audrans nach den Kartons von Charles Le Brun für die Galerie des Hotel Ro yal des Gobelins in Paris als Vorlage erken nen.^® Dessen Beischrift SIC VIRTUS EVEHIT ARDENS verdeutlicht uns die emblematische Tugend- und HeldenProgrammatik derartiger profaner Historien für die hochbarocke Sakralkunst. Die Gobelins wurden 1905—1907 und zuletzt 1958 restauriert (vgl. Anm. 30), wobei zahlrei che Risse genäht und hinterlegt werden muß ten. Die konservatorische Problematik einer fast 300jährigen Daueraufhängung von Ta pisserien ist evident und bekannt. Mit der jetzt erfolgten LIchtschutzverglasung der Südfenster der Kirche (UV-Filterung) und einer regelmäßigen Kontrolle des nicht durch ein zu feuchtes Raumklima oder eine rußen de Kirchenheizung gefährdeten Zustandes sind aber nun in Garsten Voraussetzungen gegeben, durch welche die an sich immer wünschenswerte Belassung derartiger Kost barkeiten an ihrem historisch angestammten Platz ohne erhöhtes Gefahrenrisiko vertret bar ist. Die Makkabäerbehänge Sie werden traditionell dem Stiftsmaler Karl Reslfeld zugeschrieben und um 1700 datiert, obwohl sonst nichts Ähnliches von ihm erhal ten ist. Ihre Reihung ist nur traditionell über liefert, aber weder dokumentarisch gesichert noch an den Stücken selbst bestimmbar. Auch die Frage nach der ursprünglich vor handenen Anzahl muß offenbleiben, da nur die Komposition „Zerstörung der Götzenbil der auf Befehl Judas Makkabäus nach der Einnahme Jerusalems" getreu aus der Stich serie von Hieronymus Wierx (Antwerpen 1572 bis 1619) übernommen worden ist. Dessen Stichfolge besteht jedoch aus 8 Darstellun gen, welche Inhaltlich nur zum Teil formal, aber sonst nicht mit den 6 Garstener Spalie ren übereinstimmen (z. B. fehlt bei Wierx die Vertreibung Heliodors als häufigste Darstel lung der ganzen Makkabäergeschichte).^^ Die Thematik ist aber auffallenderweise um 1700 in Gemäldefolgen mehrerer Zeitgenos sen Reslfelds belegt (Louis Dorigny, Feiice Torelli, Carlo Solls).^® Bemalte „Tüchlein" sind eine aus dem Mittel alter stammende Spezialität deutsch-nieder-
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