Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 3, 1985

Kunst und Gegenwart ist, an einen anderen großen Kartographen seelischer Abgründe: Aifred Kubin. Mit Professor Erich Buchegger, dem langjäh rigen Leiter der Meisterklasse für Gebrauchs graphik an der Linzer Hochschule für künst lerische und industrielle Gestaltung, schließt sich vorerst ein enger Kreis bekanntester Ikrath-Schüler. Buchegger, der 1924 in Linz geboren wurde, hat sich am entschiedensten von allen IkrathSchülern der Abstraktion zugewendet und er erkannte als die ihm gemäßeste Stilistik den strengen Farbenkanon und Formenkonstruk tivismus des Deutschen Bauhauses. Ein wichtiger Anreger und zugleich Exeget mag ihm dabei der Kritiker Herbert Lange ge wesen sein, der sich in der Folge auch zum Wortführer einer eigenen, von der seinerzeiti gen Linzer Kunstschule ausgehenden „ak tiv"-Gruppe machte, die Buchegger und eini ge seiner besten Schüier zu Konstruktivisten der zweiten und dritten Generation zusam menschloß. Von einer ganz anderen Seite zeigt sich frei lich Buchegger in seinen romantisch surrealistisch verschlüsselten Bildarrange ments, die neuerdings bis zum fotogenauen Gegenstandszitat, etwa eines dürren Blattes, führen können und immer wieder, wie durch eine geöffnete Bühne hindurch, in illusionäre kosmische oder landschaftliche Räume hin einblicken lassen. Dies zeigt auch gewisse bildnerische Ge meinsamkeiten mit Schaumberger und Traut ner auf, die, zumindest in Details, einen ähnli chen darstellerischen Ansatzpunkt haben. Und es führt letzten Endes auch wieder zum geistig beweglichen Realismus Paul Ikraths selber zurück. Die meisten Ikrath-Schüier und vorzüglich die in der Linzer Ausstellung des Nordico ver eint gewesenen haben jedoch in ihren Wer ken auch etwas hinzugebracht, was ihnen ihr Lehrer zumindest noch nicht vorweggenom men haben konnte. Damit entsprachen und entsprechen sie Ikraths Ideal der freien Wei terentwicklung. Um eine gegenwärtig wieder intensiver ein setzende Beschäftigung mit dem Werk und dem kunstpädagogischen Einfluß von Paul Ikrath hat sich dessen Sohn, Generaldirektor Dr. Herbert Ikrath von der Allgemeinen Spar kasse Linz, besonders verdient gemacht. Dr. Ikrath, kraft seiner Funktion in diesem ge Erich Buchegger, Raumbühne XII, Öl, 1984 74

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