Kunst und Gegenwart über sprechen: er wird sofort bekennen, daß Paul Ikrath als Lehrer und Künstler gleicher maßen eine Persönlichkeit darstellte, ausge wogen und maßvoll." Einer der im Nordico präsentierten IkrathSchüler, Rudolf Ferch (geboren 1930 in Ru mänien), der in Wien seit Jahrzehnten als an gesehener Werbefachmann arbeitet, hat sein Verhältnis zum Lehrer schriftlich zu artikulie ren versucht. Der Rumänienflüchtling Ferch hält fest: „1947 bekam ich endlich die Erlaubnis, als da mals Noch-Nicht-Österreicher die Kunstge werbeschule in Linz zu besuchen. Was war das für ein Eindruck, als ich nach all den furchtbaren Erlebnissen jenem gütigen, no blen Mann gegenüberstehen durfte, der mein Lehrer werden sollte. Trotz der mir aufge zwungenen Frühreife war ich ganz und gar bereit, Ordnung und Maß von ihm zu lernen Links: Hans Keplinger, Bauhütte, Öl Rechts: Elfriede Trautner, Aus dem Zyklus „Weg zur Erlösung", Radierungen (Mischtechnik), 1984 und habe ganz gern nach ihm geschnuppert. Seine Maßschuhe wirkten wie Wurzeln, die tief in eine traditionelle Qualität hinunter reichten, und sein obligatorisches weißes Stecktuch im maßgeschneiderten Anzug war eine ständig sichtbare Friedensflagge. Er war kein rechthaberischer Kämpfer, aber ein un ermüdlicher Werber um Ordnung, Sauberkeit (auch Sauberkeit der Gesinnung). Ganzheitlichkeit und das Denken in großen Zusam menhängen schienen für ihn Voraussetzun gen zur Fersönlichkeitsentwicklung. Für ihn waren weder ein schmutziger Pinsel noch schmutzige Fingernägel besondere Merkma le künstlerischen Schaffens. Er war tolerant. Er war nie darauf aus, mög lichst viele Ikrath-Epigonen in die Welt zu set zen und jede Möglichkeit, den einzelnen bei der Entfaltung seiner persönlichen Eigenart zu unterstützen, schien ihm wichtiger. . ." 72
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