Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 3, 1985

Bad Goisern, Haus Nr. 128, Goiserermühle, einst ein Herrensitz, seit dem 19. Jahrhundert Hotel und beliebte Ausflugsstätte, Federzeichnung um 1880, Repro ge Salinenarzt Dr. Locker berichtet, „wegen des Andranges der Heilungsuchenden in der Nähe der Quelle provisorische Kabinen auf gestellt werden, in denen im Laufe des Som mers etwa 600 Bäder verabreicht werden konnten". Das Quellwasser wurde, wie es in ersten Berichten hieß, „von Heilbedürftigen aller Art und aller Gesellschaftsklassen ge sucht und verwendet". Goisern, einst „das schönste Dorf der Monarchie", war bald Ziel punkt von vielen Fiakern aus dem benach barten Kurort Ischl, Heilerfolge bei Gicht und Rheumatismus sprachen sich rasch herum und machten Goisern zu einem Modebad, in dem sich manche hochgestellten Stammgä ste sogar Villen erbauen ließen. In den alten Fremdenbüchern scheinen bekannte Namen auf, so der Lustspieldichter Eduard von Bau ernfeld und der spätere Bundespräsident Mi chael Hainisch Ende des 19. Jahrhunderts, Anton Bruckner kam zu seinem Freunde, dem Qrganisten Franz X. Perfahl, später wa ren es Nikolaus Lenau, Rainer Maria Rilke, der Chemiker und Erfinder Alois Auer von Welsbach, der Komponist Richard Heuberger, aber auch Johannes Brahms kamen nach Goisern. Eine Gästestatistik vom Jahre 1900 weist mehr als 2500 Personen aus, der Großteil aus Wien und Niederösterreich, aber auch viele aus Ungarn, Mähren, Bayern, Preußen, ja sogar aus USA, Frankreich und Portugal. Auf eine uralte Tradition geht das JodSolebad Hall zurück. So wurde in der Grün dungsurkunde des Stiftes Kremsmünster vom Jahre 777 bereits die Heilquelle am Sulz bach als Schenkung erwähnt, doch erst als der Franzose Gourtois im Jahre 1811 das Jod entdeckte und dieses Spurenelement 1827 im Haller Quellwasser nachgewiesen wurde, erkannte man, wissenschaftlich begründet, was diese jodhaltige Quelle für Gefäß- und Herzerkrankungen sowie Augenleiden be deutet. Als dann der Badebetrieb aufgenom men wurde, entwickelte sich Bad Hall zum „Modebad". In der Kurliste scheinen Grillfiarzer, Anzengruber und der Maler Makart auf. Zu begeisterten Kurgästen wurden unter an derem Attila Hörblnger und Paula Wessely, die menschenscheue Filmschauspielerin Lil Dagover war viele Sommer in Bad Hall zur Kur, der Autopionier Dr. Ferdinand Porsche kam nach Bad Hall und der Schauspieler Ri chard Romanovsky wurde hier von einem Au genleiden geheilt und verbrachte den Le bensabend in dem Badeort. Gustav Mahler wirkte ais Kurkapellmeister und der einstige Bundespräsident Dr. Renner war hier Kurgast. Aber auch die anderen Kurorte wurden und werden von Prominenz aufgesucht. So ge hörte der Schauspieler Raoul Aslan durch ssil-M i-: ■ :■ . ... . X. VESTIBÜLE D AUBERGE A GOISERN Vorhaus im alten Bräuhaus von Goisern, Ende des 19. Jahrhunderts zum „Hotel Post" umgebaut, Repro. Für Beratung bei Auswahl der Goiserer Ansichten dankt die Redaktion den Goiserer Heimatforschern Karl Pilz und Gregor Retsch

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