Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 3, 1985

Rechts: St, Florian, Marktbrunnen aus 1605. — Foto: StadtmuseumNordico m St. Florian, Augustlner-Chorherrenstift, Ziehbrunnen Im großen Klosterhof aus 1603. Foto: Stadtmuseum Nordico T J- ' --r' , de, die wie Widderhörner aussehen, mächti ge Spieße wie Narrenkappen. Diese Phanta sie ist dem nordischen Manierismus eigentümlich und widerlegt jeden Versuch, das Werk mit Ausläufern italienischer Kunst in Verbindung zu setzen. Mit einem zarten Wabenmuster im oberen Mittelfeld hat der unbekannte Meister der Florianer Gitter et was vorweggenommen, was im Barock gera dezu ausschließlich für die Gestaltung von Fenstergittern verwendet wird. Hydraulische Werke, Pumpenanlagen und Brunnen gehören neben Sensenschmieden, Glashütten, Holzrechen, Flußregulierungen und Bergwerken zu den wichtigsten techni schen Anlagen des 16. Jahrhunderts. Für vie le Orte der Umgebung von Linz haben die Steinmetzmeister Hans Pingkhet und Jakob Provino in Spital am Pyhrn Brunnenbecken hergestellt. 1595 war es im Auftrag des Abtes Johannes Spindler von Kremsmünster ein Springbrunnen, 1597 ein Fischbehälter für Spital am Pyhrn, bestellt vom dortigen Dechanten, 1604 ein kaiserlicher Auftrag für zwei „marmorne Brunnenchör" für Prag; der Vizedom berichtete Rudolf II. damals, bei einer Besichtigung bei Steinmetz Jacob (Pro vino) habe er so viel Marmor vorgefunden, daß der Kaiser „gar ain stat" davon bauen könnte. Die letzte nachweisbare Arbeit Provinos war der Marmorbrunnen in Altpernstein im Auftrage Karl Jörgers 1605 bis 1607. Auf dem Freinberg in Linz befand sich der Eingang zu einem 180 Klafter langen Stollen, an dessen Ende in der Quellenstube ein Gra nitrelief mit einer Inschrift zum Gedächtnis an die Erbauung einer Wasserleitung zum Lin zer Schloß von 1602 bis 1606 angebracht war. Der Vers spricht von einem „schönen Brun nen Quell, der in das Schloß flaust dar unnd hell". Als die Brunnenstube ihre Funktion ver lor, ist dieser Stein in das Stadtmuseum Linz (Nordico) gekommen, wo er eines der wich tigsten Exponate im Renaissance-Saal bildet. Der Adel hat damals für die Ausgestaltung seiner Schlösser viele Aufträge dieser Art er teilt. Das bedeutendste Werk steht im Land haus in Linz. Als hier die protestantischen Stände sich ein prächtiges Zentrum errichte ten, mußten sie auch an die Wasserversor gung denken. 1579 ließen sie auf den Grund stücken zweier Untertanen der Herrschaft Ebelsberg eine Brunnenstube errichten, um dort das Wasser zu sammeln und in das Landhaus zu leiten. Der Fürstbischof von Passau erteilte dazu 1580 seine Einwilligung, im gleichen Jahr gab die Stadt Linz die Zu stimmung, daß das Wasser durch die Stadt befestigung in das Landhaus geleitet werden dürfe, und zwar in Bleirohren. Der Steinmetz meister von Beuerbach, Peter Guet, hat laut Vertrag vom 8. Dezember 1581 den großen Steinbrunnen im Landhaushof ausgeführt.

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