Enns, Stadtplatz, Foto aus 1900 mit den beiderseits des Stadtturmes, erbaut 1554 bis 1568, errichteten Stadtbrunnen Woifgang Haberl von Mondsee ließ ihn, wie die Widmung auf dem Rand der Brunnenschaie bezeugt, zu Ehren seines Namenspatrones, des hl. Woifgang, zur Trinkwasserver sorgung der zahlreichen um die Kirche lagernden Pilger errichten. Der Brunnen diente gleichzeitig dem Pfarrhof und Konvent als Hausbrunnen, sein Wasser wurde aus einer Quelle von den Wiesengründen des heutigen Maierbauernhofes zugeleitet. Wäh rend die architektonische Gestaltung dieses Brunnens noch ganz im Sinne der Spätgotik gehalten ist, zeigen die Ornamente bereits den Renaissancestil an. Hier sind Faune und Nymphen wiedergegeben, fischgeschwänz te Meerwesen, wie sie sonst mit Sirenen zu sammen das Wasser bei Christophorusdarstellungen schmückten. Die Brunnenschale ist abwechselnd mit Doppelwappen und Spruchbändern geschmückt, die das Wap pen des Stiftes Mondsee und des Abtes Wolf gang zeigen. Die Buchstaben AMAD deuten auf den Wahlspruch des Abtes „Auxilium Meum A Domino" hin. Neben den Namen der Hersteller und Helfer (auch Peter Mülich, wohl der Geselle bei Rannacher) enthält ein Spruchband auch die Widmung des Abtes für die armen Pilger „Dy nit haben gelt umb wein, dye sollen pey dissen wasser frelich sein". An der Basis des aus der Schale auf strebenden Pfeilers sind vier Figuren in Relief zu sehen, die die üblen Folgen übermäßigen Weintrinkens darstellen. Nur einer ist ohne Beschwerden: der aus der hohlen Rechten Wasser trinkt. Erstaunlich früh erlaubte der Pfarrer der Stadt Vöcklabruck eine Brunnenleitung auf den Platz (1495), allerdings gab es in den fol genden Jahrzehnten Streitigkelten und Pro zesse. In Freistadt ist um 1500 der Brunnen am Stadtplatz auf einer Ansicht zu erkennen; er bezog sein Wasser aus einer Holzrohrlei tung. In Gmunden wurde der „Heilige Brun nen" von Kaiser Maximilian 1515 in das lan desfürstliche Amtshaus und „zu nutz gemainer stat daselbst" geleitet, die Leitung von Ferdinand I. wieder hergestellt, der Wunsch der Weiterführung in die Stadt (1520, 1534) aber nicht erfüllt. In Enns hatte Fried rich III. schon 1475 gestattet, den Klingel brunnen in Holzrohren in die Stadt zu leiten. Im 16. Jahrhundert hat man in allen größeren Orten im Lande ob der Enns Wasserleitun gen angelegt sowie steinerne Brunnen becken mit kunstvollen Wasserspendern ge schaffen. Schon Im Jahre 1545 waren zwei hölzerne Brunnen auf dem Linzer Hauptplatz fertiggestellt, 1586 ist ein großer steinerner Brunnkar geliefert worden, der sich vielleicht (mit einem barocken Mittelstück) in dem kürz lich wiedererrichteten Stadtbrunnen auf dem Hauptplatz erhalten hat. Das Aussehen des I M H-P Ii Z f. i', JJ,'' ® t - i S" iXi' ■:# .. Ii« ,■ Ü'n n.m Li" " ■ j litj Platzes mit den zwei Brunnen wurde noch auf alten Fotografien festgehalten. Ganz ähnlich verhielt es sich in Enns. Auch hier sind auf dem Hauptplatz, symmetrisch zu dem 1554 bis 1568 errichteten Stadtturm, zwei Brunnenbecken aufgestellt gewesen. Eine Fotografie aus dem Jahre 1900 zeigt die ursprüngliche Anordnung. Um 1575 baute ein Augsburger Brunnenmacher das erste Ennser Wasserwerk, übertroffen von der technisch bemerkenswerten Anlage in Steyr. Bei der Aufstellung der zwei Welser Brunnen wirkten auch Linzer Handwerker mit, so der welsche Steinmetz zu Linz Lorenz Schabin ger, der 1592 und 1593 die Brunnenbecken, 1595 den steinernen Metzen in Wels machte, und Bildhauer Hans Pichler, der die Aufsatz figuren herstellte. Weitere erhaltene Brunnen der Zeit finden sich in Steyregg, um 1600, im Markt St. Flo rian von 1605 und im stiftlichen Maierhof ebenda. Propst Georg Freuter von St. Florian hatte die Wasserleitung von der Hofmühle hinauf zum Stift konstruiert, neben dem Haupteingang wurde 1603 ein reich mit Schmiedeeisen verzierter Ziehbrunnen er richtet. Es ist bekannt, daß der Prälat dem Brunnenmeister von Enns am 16. Juni 1603 dafür 84 Gulden bezahlte, für den hölzernen, geschnitzten Löwen obendrauf nochmals sechs Gulden, für das Gitter um den Brunnen 33 Gulden. Das Holzwerk war rot angestri chen, das Eisenwerk schwarz. Otfried Kast ner hat sich mit den Dekorationselementen des Gitters besonders beschäftigt und be schreibt die Darstellungen halb Partisane, halb Mensch, dann wieder Elefantenrüssel oder eingerollte Muschel, Schneckengebil-
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