Renaissancebrunnen in Oberösterreich Georg Wacha Am Ende der Römerzeit verfielen die großar tigen Anlagen, die von diesen zur Wasserver sorgung itirer Städte und Befestigungen an gelegt worden waren. Das Mittelalter fiat nur vereinzelte Großleistungen auf diesem Ge biet vollbrachit, die wafirscfieinlicfi von Berg leuten ausgeführt worden sind. Erst im 16. Jahrhundert ist allgemein ein großes In teresse an besserer Wasserversorgung fest zustellen. Zwei Beispiele mögen hier an der Spitze stehen: An der Wende zweier Zeiten, als die Kirche durch die Reformation schwer erschüttert wurde, tritt als größte deutsche malerische Begabung jener Epoche Mathis Gothart Nithart, Grünewald genannt, auf. Sein Meisterwerk, der Isenheimer Altar, ist heute eine weltbekannte Sehenswürdigkeit in Colmar. Mathis Gothart Nithart ist in den Zeugnissen über sein Leben nicht nur als Künstler nachzuweisen. 1517 tritt er in Aschaffenburg als Gutachter eines Röhren brunnens auf, 1528 wird er in Halle an der Saale als Wasserkunstmacher erwähnt. Ein Jahr vorher hatte er vom Rat der Stadt Mag deburg den Auftrag für eine Aufnahme der Mühlen erhalten. In dem Nachlaßinventar Grünewalds, das im Oktober 1528 zu Frank furt/Main aufgenommen wurde, sind auch Wünschelruten erwähnt, wie sie der Wasser kunstmacher zum Auffinden der Wasser adern benötigte. Am Ende des 16. Jahrhunderts ist es eine an dere Künstlerpersönlichkeit, die mit Anlagen der Wasserversorgung in Verbindung zu brin gen ist. In Augsburg hat man in der Zeit von 1590 bis 1600 drei prächtige Springbrunnen in der Hauptstraßenachse angelegt, den Augustusbrunnen zum 1600jährigen Stadtjubi läum, den Merkurbrunnen als Verherrlichung des Handels, der für diese Stadt von beson derer Bedeutung war, und den Herkulesbrun nen als Sinnbild der Kraft und als Reiniger von giftigem Gewürm. Die Wasserversor gung Augsburgs erforderte schon früh die Anlage von Speichertürmen. Elias Holl, der Baumeister des mächtigen Rathauses in Augsburg, hat zwei Wassertürme nahe dem Jakobertor erbaut (1608), von denen noch einer erhalten ist; mustergültig in der Verbin dung von Zweckform und städtebaulichem Anspruch. Oberösterreich kann im 16. Jahrhundert mit einer Reihe bedeutender Werke aufwarten, die die Entwicklung der Brunnenbaukunst wi derspiegeln. Zwischen der Pfarrkirche und dem ehemaligen Pfarrhof und Konventge bäude zu St. Wolfgang im Salzkammergut steht der Pilgerbrunnen, dessen Guß der Passauer Bronzegießer und Büchsenmeister Lienhart Rannacher 1515 vollendete. Abt 'rlr t PIr ii^;f 1 P' w i\ ||iii ' fS. St. Wolfgang Im Salzkammergut (am Abersee), Wallfatirtsbrunnen nördlich des Kirchenchores, 1515, Detail. — Foto: Josef Helmut Handlechner Linz, Stadtbrunnen auf dem Hauptplatz. Foto: Elfriede Wöhry
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2