Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 3, 1985

Neptuns grünes Reich — die heimische Unterwasserwelt Farbenprächtige Filme und Fotos sind be kannt — von Größen des Tauchsports und Kenner der Unterw/asserwelt. Professor Dr. Hans Hass, der Wiener Unterwasserforscher, brachte die ersten Aufnahmen vom Meeres boden mit und man kennt die spannenden Fernsehfilme von Jaques Cousteau, die in allen Gewässern der Welt gedreht wurden. Fast alle Berichte beziehen sich jedoch auf die färben- und formenreichen Meeresgebie te. Erst in den letzten Jahren ist festzustellen, daß auch die heimische Unterwasserwelt im mer mehr Tauchbegeisterte in ihre Tiefen lockt — in ein unbekanntes Paradies vor der Haustür. Eine kühle Sache Im heimischen Süßwasser herrschen eigene Gesetze — nur wer sie beachtet, hat Freude an seiner Entdeckung. Die Meere — vor allem die tropischen — sind warm und klar mit Sichtweiten von 50 Metern und mehr. Eine Sicht von zehn Metern in heimischen Gewässern ist schon ein Spitzenwert. Die Temperatur der Seen steigt zwar im Sommer in den oberen Schichten, doch wenn man etErlch Pröll was tiefer taucht, wird es trotzdem kalt. Übli cherweise sind die klarsten Gewässer auch die kältesten und will man unsere Seen er kunden, muß man mit Temperaturen zwi schen vier und zehn Grad rechnen. Dicke Neoprenanzüge sind erforderlich — ein Käl teschock hat schon manchen Taucher in eine lebensgefährliche Situation gebracht. Unseren Streifzug durch die heimische Un terwasserwelt beginnen wir in den Alpen. Höhlengewässer Der Niederschlag über dem Kalkgebirge, der sich durch die karstige Oberfläche einen Weg bahnt, hat im Laufe von Jahrtausenden durch die zersetzende Kraft des CO2 Gänge und Höhlen gebildet. Erst in den letzten Wochen Glasklares, kaltes Wasser findet man Im großen Quelltopf des Pießling-Ursprungs. Noch aus 30 Meter Tiefe sieht man, wie sich die Bäume an der Oberfläche spiegeln. — Foto; Martha Viehböck war ich mehrmals für Filmaufnahmen in was serführenden Höhlen des Salzkammergutes. Eine faszinierende Welt: glattgeschliffener Fels wechselt mit bizarren Formationen, Eis vorhänge mit Tropfsteinen. In einer Höhle schießt das Wasser wie ein Sturzbach durch enge Gänge, in einer anderen findet man trä ge fließendes Wasser, das schon große Hal len ausgewaschen und kleine Seen gebildet hat. Will man in andere Höhlen vordringen, muß man Dutzende Meter unter Wasser be wältigen — die Syphone durchtauchen. So gelangt man in absolutes Neuland, das ein Nichttaucher noch nie betreten konnte — ein Entdeckergefühl. In diesem Gewässer sucht man vergeblich nach sichtbarem Leben. Das Wasser ist meist sehr klar und nährstoffarm. Als Bach zwischen den Felsen kommt es wieder ans Tageslicht oder wie man es am Beispiel des Pießling-Ursprungs sehen kann, als kleiner Quellsee. Wir tauchen in die Tiefe. Wie ein Trichter wird der Gang enger und bei — 45 Meter ist der vorläufige Grund erreicht. Gän ge führen in andere Höhlensysteme, aus de nen das Wasser gepreßt wird. Weiter dorthin vorgedrungen ist bisher noch niemand. Noch 29

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