Anmerkung der Redaktion: Da in diesem Heft, dem Schwerpunktthema entsprechend, viele Fotos von oberösterreichi schen Gewässern veröffentlicht werden, erfolgte die Bebilderung dieser Abhandlung in erster Linie mit fachlichen Grafiken. Aber auch die unterirdischen Gewässer, sei en es die Karstwässer der Kalkalpen, das artesische Wasser im Bereich des Hausruckund Innviertels und vor allem die Grundwas serbegleitströme der Mattig, der Ager, der Vöckla, der Alm und der Traun stellen einen natürlichen Reichtum des Landes dar. Sie sind ebenso wie der mächtige Grundwasser begleitstrom der Donau im Eferdinger Becken, im Linzer Feld und im Machland für die Wasserversorgung Oberösterreichs von größtem Wert. Das ewige Fließen des Wassers ist eine der eindrucksvollsten Naturerscheinungen und es ist kein Wunder, daß die Menschen dem Wasser in ihrem Weltbild schon immer eine große Bedeutung zugewiesen haben. Wie kommt es nun zur ständigen Erneuerung des Wasserdargebotes in unseren Ge wässern? Das Grundphänomen der Hydrologie ist der Wasserkreislauf, der die ständige Zustands und Ortsveränderung des Wassers durch die Wirkung der Sonnenstrahlung und der Schwerkraft bedingt. Er wird als ein ge schlossenes System der Wasserzirkulation auf der Erde angesehen und stellt ein gewal tiges Transportsystem mit der Sonne als An trieb und der Atmosphäre als Maschine dar. Gleichzeitig ist der Wasserkreislauf eine Rie senklimaanlage und ein gigantischer Destil lationsapparat, der ständig Süßwasser aus Salzwasser produziert. In einer schemati schen Darstellung kann der Wasserkreislauf in drei Hauptphasen untergliedert werden: Verdunstung, Niederschlag sowie oberirdi scher und unterirdischer Abfluß. Die Kenntnis dieser Wasserhaushaltsgrößen, also der Menge des Wassers in seiner gegen wärtigen und künftigen räumlichen wie zeit lichen Verteilung, ist eine wesentliche Grund lage einer umfassenden Wasserbewirtschaf tung. Sie ist Aufgabe und Ziel der hydrogra phischen Arbeit. In dem 1980 in Kraft getrete nen Bundesgesetz über die Erhebung des Wasserkreislaufes — kurz „Hydrographiege setz" genannt — heißt es einleitend: „Die Erhebung des Wasserkreislaufes hat sich auf das Oberflächenwasser, das unterir dische Wasser, den Niederschlag, die Ver dunstung und die Feststoffe in den Gewäs sern hinsichtlich Verteilung nach Menge und Dauer, die Temperatur von Luft und Wasser, die Eisbildung in den Gewässern und im Hochgebirge sowie die den Wasserkreislauf beeinflussenden oder durch ihn ausgelösten Nebenerscheinungen zu beziehen." In Oberösterreich ist es der in der Landesbaudirektion, Abteilung Wasserbau, einge gliederte Hydrographische Dienst, der diese Grundlagen durch Beobachtungsnetze be schafft, sammelt, bearbeitet, auswertet und Transpiration. mterzepfion Nfetterschiag i I 1 tvoporafion t t t \ 'gespanntes iVasser, Sickerwoxser) ■ 'i 'i "i I: ;• schwebendes I T f f f Grundwasser örundwasserneuöHdung Landoöerftdctienabfiuß ^ypodermUcÄ w// 7ZZZZZZZZZ> OmndmBKnberftm! undurcliläam lirud Ouretiftuß F/udbett Grundwosserteifer Orundwasserabflüß ungespanntes Grundwasser gespanntes Otvndmxxter ' schwer-oder undurchfilssige Schicht Oben: Hauptphasen des Wasserkreislaufs (aus Dyck 1976) Rechts unten: Gebirgsbach mit Gletschereinfluß im Salzkammergut. — Foto: Klaus Peter veröffentlicht. Derzeit werden in unserem Bundesland 180 Oberflächen- und 1200 Grundwassermeßstellen sowie 160 Beobach tungsstationen zur Erfassung hydrometeoro logischer Größen betrieben. Die räumliche und zeitliche Verteilung der Eingangsgröße der Abflußprozesse, des Nie derschlags, weist in Oberösterreich infolge der mannigfaltigen klimatischen und orographischen Verhältnisse ein buntes Bild auf. Die 1190 mm Niederschlag, die im Durch schnitt im Jahr auf Oberösterreich fallen, zei gen im Vergleich mit der Wasserbilanz von Europa mit einer mittleren Niederschlagshö he von 600 mm pro Jahr, daß wir in Oberöster reich mit Niederschlagswasser gut versorgt werden. Die mittlere Niederschlagshöhe in unserem Land entspricht etwa jener über den Weltmeeren, während die Niederschläge über dem Festland weltweit nur rund 720 mm pro Jahr erreichen. Ein Würfel mit dem Inhalt der auf Oberösterreich fallenden jährlichen Niederschlagsmenge würde eine Seitenlän ge von fast 2,5 km aufweisen. Dies entspricht 3,6mal dem Inhalt des Attersees bzw. dem mittleren Durchfluß der Donau in Linz wäh rend 110 Tagen. Bei der Betrachtung der Niederschlagskarte von Oberösterreich tritt der „orographische Effekt" sowohl großräumig als auch kleinräumig deutlich in Erscheinung. So liegen z. B. die Senken der Großen und der Kleinen Mühl sowie der Feldaist jeweils im Regenschatten der ihnen vorgelagerten Bergrücken. Wäh rend im westlichen und nordwestlichen Mühl viertel die 1100- bis 1200-mm-Jahresniederschlagssumme überschritten wird, fällt in der Aistsenke — Oberösterreichs trockenstem Gebiet — im Jahr nur 700 bis 800 mm Nieder schlag. Ein weiteres Trockengebiet in Ober österreich ist das Eferdinger Becken. Analog zu den Mühlviertler Bergen bilden die Höhen rücken des Kobernaußerwaldes und des Hausrucks für die aus Westen bis Nordwe sten kommenden Regenwinde Staukörper, welche zu erhöhter Niederschlagsbereit schaft führen. Die mit ihren Vorbergen wie Mauern aus dem Alpenvorland aufragenden Gebirgsstöcke — Schafberg, Höllengebirge, Traunstein, Kremsmauer — zwingen die Luft massen zum Aufstieg und damit zu einem 20
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