Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 3, 1985

Der Brauchabsicht ist es jedenfalls gleichgül tig, ob nun Wasser von oben- oder von unten her kommt. Entscheidend Ist die jeweils sym bolisch gedachte Wirkung, die vom Wasser guß als auch vom Brunnenwurf erhofft wird. Insofern Ist es einigermaßen schwierig, eine klare Trennungslinie zwischen profanen und kirchlich liturgischen Anwendungsgebieten zu ziehen; ob nämlich geweihtes oder ungewelhtes Wasser zum Besprengen benutzt wird. In verfeinender und damit auch wieder sinn entleerender Welse werden Schiffe und Boo te mit „Sekt getauft", Landfahrzeuge, Geräte und Maschinen hingegen werden von Prie stern „geweiht" (gesegnet) und mit Weihwas ser besprengt. Mit geweihtem Wasser schüt zen die Bauern In den Rauhnächten Ihre Anwesen, Weihwasser wird an allen Ein- und Ausgängen der Kirchen wie der Wohnungen bereitgehalten. Die Ambivalenz, welche dem Wasser einst mals zugesprochen worden war, sie Ist In zwischen auf ein weitaus geringeres Maß re duziert worden. Das Volk von heute Ist — wie es scheint — nicht mehr auf spezialisierte Weihwasserarten versessen, wie sie dereinst Im Johannis-, Im Ulrichs-, Woifgangl-, Antonius- oder Dreikönigswasser geglaubt wurden. Gegen solchen Aberglauben war schon Ende des 18. Jahrhunderts kräftig zu Felde gezogen worden, wie u. a. aus den josephlnlschen Aufklärungsschriften erkenn bar wird. Trotzdem war es In Linz 1788 In Kle rus und Volk zu scharfen Protesten gekommen, als der Linzer Bischof die Weihe des Dreikönigswassers untersagt hatte. Doch „trotz abergläubischen Vorstellungen über die wunderthätige Wirkung dieses Wassers" Ist seine Weihe dann doch wieder gestattet worden. Daß gerade In diesem heute noch so überaus unfesten Bereich der fließenden Grenzen von Kirchen- und Volksglauben alte Bräuche In gewandelter Form welter bestehen können,ja sogar neue entstehen, Ist nicht verwunder lich. Man versenkt In Seen und Flüssen Krän ze und Blumen zum Gedenken an Tote, man setzt Lichtlein auf die Wellen oder vollführt solche Lichterschwemmen mit kleinen Schlffleln zur Sonnenwende (Salzburg) oder gar mit von Innenher erleuchteten Kirchenmodel len (Elsenkappel). Freilich sind dies „Bräuche ohne Glaube" geworden und es kommt bei Ihrem Vollzug letztlich mehr auf einen deko rativen Zweck an, den sie erfüllen sollen. Die vielseitige Beachtung des Wassers Im Brauchtum kann In diesem Rahmen nicht ausgeschöpft werden. Doch an dem hier vor gelegten Überblick mag zu erkennen sein, daß da und dort zumindest ein Hauch vom Geheimnisvollen, das diesem Element zwei fellos anhaftet, noch verblieben Ist. lA, k

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