Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 3, 1985

Kulturzentrum Burg Wels, Sammlung Landwirt schaft, Votivbild mit Darsteiiung der hi. Ottiiie, 18. Jahrhundert, die Heiiige im Geschehen des Taufwunders und mit ihrem Attribut — einem Augenpaar. Nach der Legende heiite Bischof Erhard die biindgeborene Ottiiia durch die Taufe. Durch die Verbindung der beiden Symboie — Wasser/Auge — werden im Bereich der Volks frömmigkeit bestimmte Quellen, denen heilsame Wirkung bei Augenieiden nachgesagt wird, der hi. Ottilie zugeschrieben. Festtag der hi. Ottiiia (Odilia) vom Eisaß, Stifterin der Klöster Odilienberg und Niedermünster, ist der 13. Dezember. — Foto und Bildtext: Helga Födisch man sich eine Flasche davon mit heim nimmt und für den frommen Hausgebrauch weihen läßt oder sei es nur, eine Handvoll zu schöp fen, um seine Augen damit zu netzen. Dies helfe, sich weiterhin seiner Sehkraft zu versi chern. Hier mag wohl ein Analogieglauben verbunden mit dem nötigen volksfrommen Vertrauen mitspielen, wenn Klarheit und Reinheit des Wassers zum hellen Blick des menschlichen Auges in Beziehung gesetzt wird. Heilige Wasser an Gnadenorten stehen unwi dersprochen im Rufe, wirksame Heilmittel ge gen mancherlei Krankheiten zu sein. Da sie ja meist auf wundervolle Weise entsprungen sind, ist ihnen demnach auch das Wunder same weiterhin geblieben. Der Besucher des sicherlich bedeutsamsten oberösterreichi schen Wallfahrtsortes, nämlich St. Wolfgang am Abersee, sollte es nicht versäumen, die bronzene Schale des Brunnens nächst dem Gotteshaus genauer ins Auge zu fassen. Die darauf dargestellten Figuren berichten in be redter Weise von der vielseitigen Heil- und Wunderwirkung des Woifgangiwassers. In ei gens dafür geschaffenen Fläschchen hatte man es einst abgefüllt und wie eine kostbare Medizin mit nach Hause genommen. Der Le gende nach habe der Heilige unmittelbar nach der Gründung seiner Kirche am See eben diese Quelle geweckt, um den uner träglichen Durst seines Wegbegleiters zu stil len. Unter den so zahlreichen Wolfgangwall fahrten ist jene zu St. Wolfgang am Stein bei Schlägl im Mühlviertel zu erwähnen und inso fern als bemerkenswert hervorzuheben, weil man dort das Wasser der Heiligen Quelle so gar unter dem Gotteshaus hindurchgeleitet hat, was wohl als eine Verstärkung seiner überirdischen Eigenschaft gedacht war. Doch Wolfgang ist es nicht allein, dem das Patronat über Quellen zugesprochen worden ist. In Qberösterreich plätschern in Grünau, in Großraming oder auch in St. Jakob bei Antlangkirchen viel beachtete Jakobsbrun nen. Hoch geschätzt war einmal das Wasser der Blasibrunnen (z. B. in Losenstein), wie das der Quellen und Brunnen mancher Marienkultstätten. Auch das Quellwasser an der Wallfahrtsstätte zum hl. Florian fand vielfach seine fromme Verwendung. Florian ist ja zu nächst ein ausgesprochener Wasserpatron, was unmißverständlich schon aus seinem Martyrium, darüber hinaus aus der Legende über die Auffindung seiner Grabstätte und nicht zuletzt aus seinem Namen hervorgehen mag, der Blühen bedeutet. Schließlich spricht aber auch sein Attribut, der Sechter, recht deutlich seine ihm über das Wasser an vertraute Schirmherrschaft aus. Vor allen anderen Heiligen ist es aber St. Ul rich, welcher mit Fug und Recht als der Brun nenheilige par excellence angesprochen werden muß. Allein in Österreich waren ein mal nicht weniger als 35 Ulrichswallfahrten bekannt, von denen die meisten eine mehr oder weniger berühmte Heilquelle, einen Gnadenbrunnen, aufzuweisen hatten. Von diesen Ulrichsbründln hieß es, daß gerade sie unversieglich und heilsam seien. Nicht ohne Grund mag wohl das Fest des Heiligen (4. Juli) in die heißeste Zeit des Jah res gesetzt worden sein, wo Mensch und Tier und Felder dürsteten und des lebensspen denden Nasses dringend bedurften. Aber ausgerechnet an seinem Namenstag wünschte man sich dieses Naß nicht. Ulrich galt nämlich als Wetterlostag und die Mühl viertlerwaren davon überzeugt, daß es, so es Regen an diesem Tag setzte, „in den Urakübel (Sauerteigkübel) regne". Das hieß nichts anderes, als daß das Getreide nicht richtig gerate und schlechtes Mehl abgeben werde. Wie groß das Ansehen des hl. Ulrich in Ober österreich einmal war, ist daran abzulesen, daß ihm zu Ehren hierzulande fünf Orte sei nen Namen tragen, weitere zwei nämlich Ul richsberg und Ulrichsthal namentlich mit ihm in Verbindung zu bringen sind: über nicht we niger als neun Kirchen übt St. Ulrich hier seine Schirmherrschaft aus. Einen guten Ruf hatte vor Zeiten der Wallfahrtsort St. Ulrich bei Steyr, wo man gerade wegen der beson deren Heilkraft des neben der Kirche spru delnden Bründls von weither hingezogen kam. Das Stift Garsten ließ bereits 1411 den schadhaft gewordenen Holzbau der Ulrichs kirche durch einen Steinbau ersetzen, der 14

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2