Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 3, 1985

zen Bildes auswertet. Das Geradlinige und Keilförmige setzt sich senkrecht in der stump fen Kegel- und Keilform der Drachenwand fort, deren braune, bereits im Schatten lie gende und daher unstrukturierte Masse ge genläufig nur von schmalen Lichtkeilen der (verborgenen) Sonne durchschnitten wird. Über diesen „geometrischen" Bildaufbau le gen sich wie eine Maserung als Kontrast die fünf welligen Wolkenstreifen im gelben Him mel, hinter welchen ganz oben wie hinter verschorfenden Wundrändern die Sonne halb durchbricht. Besonders der oben verstärkte, halb knorrige, halb ondulierende Wolkenbogen gibt der ganzen Komposition wie eine ar mierte Fassung nach oben einen ausglei chenden Abschluß. Das Arrangement der Natur hat der Maler nur mehr wenig verstär ken müssen: immerhin trägt die Einschrän kung auf einen einzigen beherrschenden braunen Grundton zur markanten Wirkung dieses Gemäldes nicht unwesentlich bei. Für den wenig bekannten Kirchen- bzw. Fres kenmaler Hans Alexander Brunner (Wien 1895—1968), einen Schüler u. a. von R. Jettmar an der Wiener Akademie 1912—1920, dürfte das Stimmungsbild eines Segelbootes an einem hochsommerlichen Flautentag am Attersee nicht charakteristisch sein. Ich fand diesen Zufallsfund interessant, jedenfalls un bekannt genug, um hier vorgestellt zu werden. Wie Landschaftsmalerei heute, analog zu Andornos Verdikt, „kein Gedicht mehr nach Auschwitz", funktionleren könnte, soll nun an einem Beispiel gezeigt werden: Wolfgang Buchner hat jahrelang den ostalpinen Raum, den Erzberg, den Leopoldsteiner See, die Seen des Ausseerlandes und vor allem den dunklen, eingeschlossenen, Hallstätter See, sommers wie winters, genau studiert. Er kommt in seinen beiden jüngst entstandenen Aquarellen zu einer, wie er selbst sagt, „alp traumhaften", poetischen Vision, einer Syn these aus angeschauter Natur (des Wassers, der Felsen, der Kristalle) und des mineralogi schen und physikalischen Wissens um diese. Er hat dieses innerlich gespeicherte und ge liebte Anschauungsmaterial als Metapher geographischer Beengtheit gestaltet, wäh rend er selbst, der notorisch Unstete, wegen eines Achillessehnenrisses zu völliger Bewe gungslosigkeit verurteilt war. Inmitten schwarzer Felsen schwebt, geheimnisvoll leuchtend, der „Bergsee", an expressionisti sche Alpin-Architekturvisionen eines Bruno Taut erinnernd; in der „Kristallpfahlstadt" lie fert der Titel selbst die beabsichtigten Asso ziationen: Pfahlbauern, Bergkristall, Salz berg, Bergsee, Wasser, Durchsichtigkeit, Eingeschlossenheit, Verschüttung, Einsam keit, Alter. Buchner ist einer derjenigen, die wissen, daß der Weg zum „Herzen der Natur" (im Sinne von Paul Klee) nicht mit dem Auto erreichbar ist, sondern nur allein. Aus Platzgründen muß auf viele verzichtet werden: Jacob und Rudolf v. Alt, Thomas En der, Friedrich Gauermann, Halauska, Gustav Klimt, Walter S. Hampel, Alfred Poell, Oswald Grill, Walter Gamerith, Arthur Brusenbauch, Anton Lutz u. v. a. Ich bekenne mich zur Sub jektivität, zum Fragmentarischen und zu einer Bildauswahl, die mit aller lokalpatrioti schen Sentimentalität Oberösterreich gewid met ist! 8

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