Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 2, 1985

Die Fritz-Fröhlich-Sammiung im Stift Wiihering Doris Klolmstein Die Verbindung Barockstift und Gegenwarts kunst mag dem Kunstinteressenten vorerst ungewöhnlich scheinen. Aber gerade ein Stift, das die Tradition einer lebendigen Be ziehung zwischen Kunst und Kirche am Bei spiel der eigenen Bausubstanz täglich vor Augen hat, kann den Versuch wagen, den ab gebrochenen Dialog wieder aufzunehmen. Sicher, die Kunst wird sich von der Kirche nicht mehr in den Dienst nehmen lassen, an Stelle von Einverständnis steht Konfrontation, jedoch nicht auf Basis von Abwehr, sondern Akzeptanz. In der ehemaligen Stiftstaverne von Wiihe ring wird ein Querschnitt durch das Werk des bedeutenden Linzer Malers Fritz Fröhlich ge zeigt. Als Professor Fröhlich von 1974 bis 1977 die Innenrestaurierung der berühmten Roko kokirche leitete, lernte das Stift auch den Künstler Fröhlich kennen und schätzen. So entstand zunächst stiftsintern eine kleine Sammlung von Fröhlich-Werken. Daß Fröh liche Bilder gerade Bewohner eines Klosters ansprechen können, obwohl sein Schaffen einem glättenden christlichen Bewußtsein entgegensteht, liegt in der Zentrierung der Themenstellung auf den Menschen; den Menschen in seiner Ratlosigkeit und Gefähr dung. Worte des Papstes drängen sich auf: „Die Kirche braucht die Kunst, und zwar nicht zuerst, um ihr Aufträge anzuvertrauen und so ihren Dienst zu erbitten, sondern um mehr und Tieferes über die conditio humana, über Glanz und Elend des Menschen zu erfahren. Sie braucht die Kunst, um besser zu wissen, was im Menschen ist: in jenem Menschen, dem sie das Evangelium verkünden soll." Das Stift wollte die Bilder Fröhliche einer brei teren Öffentlichkeit zugänglich machen und stellte sie zunächst im Sommer 1981 im Kreuzgang aus. Schließlich bot sich im Zuge der Gesamtre staurierung der Stiftsanlage das ehemalige Stiftsgasthaus, jenseits der Bundesstraße ge legen, als Dauerausstellungsfläche an. Es entstand der Plan, einen repräsentativen Querschnitt durch das Gesamtwerk des Künstlers zu zeigen. Der „Verein Fritz Fröh lich Sammlung im Stift Wiihering" wurde ge gründet, der Künstler stellte mehr als 300 Werke als Dauerleihgaben zur Verfügung. - ' -t -aw ti Blick in die Fritz-Fröhlich-Sammiung im Stift Wiihering in der ehemaligen Stiftstaverne 55

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