Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 2, 1985

kreuztragende Christus, der unter seiner Last zusammenbricht, fordert von seinen Jüngern Selbstverleugnung und gerade jene Kreuzes nachfolge: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, Ist meiner nicht würdig." (Mt 10,38) 5. Der für uns gekreuzigt worden Ist. Die Lanze von Golgotha zielt mit einem Llktorenbündel moderner Waffen auf den Gekreu zigten, genau ausgerichtet nach dem Sta cheldraht; das Mysterium der Erlösung Ist vollbracht. III. Der glorreiche Rosenkranz (Chorfen ster rechts). 1. Der von den Toten auferstanden Ist. Der Sieger über den Tod Ist „nicht der Gott der Toten, sondern der Gott der Lebenden" (Mt 22,23), mit seinen Wundmalen, die noch der Glaubensprobe des zweifelnden Thomas dienen müssen. Der Künstler sieht die Aufer stehung zusammen mit der Himmelfahrt des Herrn In einem Bild. 2. Der In den Himmel aufgefahren Ist. Bis zum vierzigsten Tag nach seiner Auferste hung konnten die Jünger Jesus sehen, der von sich gesagt hat: Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen" (Joh 14,9). Diese Schau blieb aber auch nach jenem Tage, an welchem er „vor Ihren Augen emporgehoben wurde und eine Wolke Ihn aufnahm und Ihn Ihren Blicken entzog (Apg 1,9)." Sie vollzieht sich Im Evangelium, Im Gebet und Im Opfer, durchdringt das ganze Bewußtsein der Kir che, macht Ihre Sendung aus und Ihre Freu de Inmitten der Schwierigkelten; sie Ist zur Grundlage Ihres Glaubens, Ihrer Hoffnung und Ihrer Liebe geworden. 3. Der uns den Heiligen Geist gesandt hat. Die Geistsendung als Erfüllung der Verhei ßung Christi durchwirkt die junge Kirche, die bis heute In der Mutter Christi auch Ihre eigene Mutter sieht. Das Gottesvolk des Neuen Bundes bildet den mystischen Leib Christi, der sich von der Eucharistie nährt. 4. Der dich, o Jungfrau, In den Himmel aufge nommen hat. Schon In der unbefleckten Empfängnis war keimhaft das Geheimnis der Aufnahme der Muttergottes In den Himmel enthalten, nach dem sie so sehr zur Teilnahme am Mysterium der Erlösung bestimmt war. Die Flammenkur ven weisen Ins Licht, Engel begleiten die Gebenedelte. 5. Der dich, o Jungfrau, Im Himmel gekrönt hat. Die Hand und die Krone erscheinen symbo lisch überhöht als Zeichen der besonderen Teilnahme der Jungfrau und Gottesmutter Maria an der Herrlichkeit Gottes. So mündet der Weg des Glaubens In Gottesschau und Gottesliebe. Einmal erfahren und „geschaut" werden diese Rosenkranzfenster für jede Art von meditativer Betrachtung sehr hilfreich sein. Das erhoffen wir von Werken, die sich so konkret mit religiösen Vorstellungen befas sen. Neben der Gesamtschau der drei Ro senkränze kann auch auf die Bedeutung der drei Reihen für das Bewußtsein des Kirchen jahres hingewiesen werden. Neben den gewaltigen Baumassen der Wohnhochhäuser In Leonding-Hart entstand nach der Planung von DIpl.-Ing. Josef Oemer das kirchliche Gemeinschaftszentrum St. Jo hannes Ev. unter einem Zeltdach, das, auf einem Turmring aufgelagert, eine optische Vertikale bildet und Träger des Turmkreuzes Ist. Die größeren Räume der Anlage wie Hauptkirche, Werktagskapelle, Pfarrsaal und Freizeitraum werden durch Holzleimträger konstruktionen überspannt. Die Außenwände des Baukörpers und auch die Rückwände des Kirchenraumes sind stark gegliedert. Die Belichtung der Kirche erfolgt über wandhohe, vertikale. In die geknickten Außenwände ein gesetzte Fensterelemente sowie über die Im Dachbereich eingesetzten Fenster über dem Altarraum. Der Altarraum mit der Turmkon struktion bildet den Mittelpunkt und Kernbe reich des Gebäudes. Der Bildhauer Klaus LIedl hat In der Hauptkirche die liturgischen Bereiche mit Steinarbelten In Juramarmor gestaltet: Altar, Ambo, Taufstein weisen keine darstellende Symbolik auf, sondern sind zu einer materialbedingten Aussage gebracht, so stehen zum Beispiel geschliffene Formen gegen rauhe Bruchflächen. Die Frage der Fenstergestaltung führte zur Beauftragung des Westfalen Heinrich Ger hard Bücker, der vor zehn Jahren In der Pfarr kirche Traun seine ersten Fenster für die Di özese Linz geschaffen hat. Bücker hat seit den sechziger Jahren mit neuen Formen der Fenstergestaltung In sehr alten und neuen Räumen experimentiert, die Begehungen In den berühmten Denkmalskirchen seiner Hei mat haben den Autor dieses Berichts von diesen neuen Wegen überzeugt. Über die Verwendung von sogenannten Danzlgerschelben mit besonders dichter Bläselung In Verbindung mit starken Bronzestäben etwa für die Krypta der romanischen Stiftskirche von Freckenhorst kam Bücker zum Einsatz von Opakglas, das sowohl In der Durchsicht wie In der Aufsicht Strukturen wie dünngeschllffener Alabaster oder ganz heller Onyx hat. Diese nicht durchsichtigen Scheiben, die In dieser Kirche nötig waren, können In der Glasbläserei durch metallische Zusätze zu formalen und farblichen Strukturierungen ge bracht werden, die dann vom Künstler gezielt für die Gestaltung derartiger Fensterlösun gen eingesetzt werden. Die Strukturierun gen, die In diesen Scheiben auftreten, sind also nicht ganz zufällig, sonst wären ja Fen52

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