Christliche Kunstblätter, Titelbild von Heft 1/2 des 86. Jahrganges 1948 „1200 Jahre Mondsee". des Byzantinismus, das der Erstarrung und Dogmatisierung der Kunst zum herrschen den gemacht". Ein Jahr später erscheint ein Artikei von Dr. Zöchbaur, der wesentiich kritischer urteiit: „Fühiten wir uns durch die realistischen Bil der Fritz Uhdes und die geradezu gräßlichen Darstellungen eines Besnard, Gauguin, Corinth. Gebhart und Genossen abgestoßen, so vermochte uns auch die schematische Schönheit der Beuroner Werke nicht zu er wärmen."^" Anläßlich einer Ausstellung für christliche Kunst in Aachen ergreift Matthäus Gruber nochmals die Feder und tritt für die moderne Bewegung ein: in der Aachener Ausstellung „wurde ersichtlich, daß die mo derne Bewegung in der kirchlichen Kunst langsam, aber stetig, an Bedeutung gewinnt und daß die Vorurteile zu schwinden begin nen".^® In einer weiteren Artikeifoige meint er, die moderne Kunstrichtung zeichne sich durch ihr Streben nach Wahrheit, Gediegen heit und Echtheit aus.^® Schon 1908 stellt Karl Degner die Kirche am Steinhof in mehreren Beiträgen und mit einer guten Bebiiderung ausführlich vor. Die Archi tektur wird sachlich gewürdigt, an den Fen stern von Koio Moser dagegen wird ausge setzt, daß sie „realistisch wirken und sehr gut in den Salon, nie aber in eine weihevolle Kuitstätte, in die Kirche, sich eignen".^^ Ab 1909 wird der Seitenstettner Benediktiner Martin Riesenhuber mit seiner Folge „Der Barockstil in Österreich" für Jahrzehnte der häufigste und wichtigste Mitarbeiter. Diese kunstgeschichtiich bedeutsame, reich bebil derte Folge, die noch das ganze Gebiet der Monarchie im Auge hat, konnte in etwas ab gewandelter Form 1924 auch als Buch er scheinen.^® Was Graus für die Renaissance geleistet hat, das vollbrachte Riesenhuber für das Barock: seine Rehabilitierung im kirchli chen Raum. Die Zwischen- und Nachkriegszeit Von nun an widmete sich die Zeitschrift vor wiegend kunsthistorischen Studien, wobei in den zwanziger und dreißiger Jahren die Arti kel über Werke der Gotik von Dr. Gustav Gugenbauer besondere Beachtung verdienen. 1938 verlangten die neuen Machthaber den Rücktritt des Redakteurs Dr. Josef Fiießer, des nachmaligen Bischofs. 1943 mußte die Zeitschrift ihr Erscheinen „wegen Papier knappheit" einstellen. Es war gerade Bischof Fließer, der sich für das Wiedererscheinen der Zeitschrift nach dem Kriege einsetzte; 1947 erschien sie — mit einem Geleitwort des Bischofs — wieder. Das erste Nachkriegsheft wird mit einem Bei trag des bekannten Kirchenhistorikers DDr. Karl Eder eröffnet. 1948 widmete die Zeit- ! )200 5nljtt Jllonöfft CHRISTLICHE KUNSTBLÄTTER 86. ]alit 1948 rieft 1/2 schritt dem Thema „1200 Jahre Mondsee" eine Doppeinummer. Den historischen Bei trag lieferte Hartwig Schwaighofer, Salzburg, den bedeutsamen kunsthistorischen Hein rich Decker. Zu den Autoren dieser Jahre ge hören Emmerich Schaffran, Prälat Dr. Josef Weingartner, Otfried Kastner, Friedrich Knaipp und Dr. Kurt Holter. 1950 veranstaltet der Diözesankunstverein wiederum eine bedeutsame Ausstellung: „1000 Jahre christliche Kunst in Oberöster reich". Das Oberösterreichische Landesmu seum stellte dafür seine Räume zur Verfü gung. Hier waren vom Tassilokeich (bzw. seiner getreuen Kopie) über Buchmalereien aus St. Florian, mittelaiteriiche Glasgemäide, die Schreinwächter von Kefermarkt, zahlrei che Bilder und Paramente des Barock bis zu Aitargerät der Moderne Hauptwerke der Kunst dieses Landes vertreten. Die Ausstel lung, zu der Dr. Bruno Grimschitz, Wien, einen Festvortrag hielt, stieß in ganz Öster reich auf großes Interesse, im selben Jahr 1950 widmete die Zeitschrift auch zum erstenmal in ihrer Geschichte ein Doppelheft dem Thema „Moderne religiöse Kunst". Der damalige Redakteur Amadeus Reisinger vom Stift Wiihering stellte darin be36
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