seine Zeitschrift glücklich durch die wirt schaftlichen Schwierigkeiten des ersten Welt krieges und zugleich auf eine künstlerische Höhe wie nie zuvor. Er gab R Martin Riesenhuber vom Stift Seitenstetten Raum für seine Ideen in der Zeitschrift und wurde mit ihm zum Retter des Barocks. Der erste und zu gleich bahnbrechende Artikel erschien 1909.® Eingangs stellt Riesenhuber fest, es gebe viele Laien und Priester, die den goti schen Baustil für den einzig kirchlichen hal ten. Dann kommt er auf die Problematik des Begriffes „kirchlicher Baustil" zu sprechen: „Ich muß gestehen, daß ich bis jetzt keine De finition des Begriffes ,kirchlicher Baustil' ge funden habe": anschließend versucht er, nä her zu umreißen, was man darunter verstehe. Kirchlich sei ein Baustil, gegen den sich das Lehramt der Kirche nie ausgesprochen, den die Kirche vielmehr verwendet habe; „kirch lich im vollsten Sinn des Wortes ist dann ein Stil, dessen Bauten den liturgischen Anforde rungen der heiligen Kirche genau entspre chen, dessen Kirchenbauten praktisch und künstlerisch so beschaffen sind, daß sie wah re Voikskirchen geheißen werden müssen". Die entscheidende Tat des Artikels liegt dar in, daß dem Barockstil religiöse Kraft zuge standen wird. In den folgenden Jahren hat P. Riesenhuber in einer langen Reihe von Arti keln die Werke des Barocks in Österreich als Kunsthistoriker gewürdigt. Sie wurden 1924 in dem Sammelband „Die kirchliche Barock kunst in Österreich" zusammengefaßt. P. Rie senhuber hat ganz neue Begriffe in die Kunstwissenschaft eingeführt, so die Unter scheidung von „Stuckbarock" (1660 bis 1700) und „Freskobarock" (1700 bis 1750); der Ab schnitt über die Kirchenbauten und die Künstler im einzelnen ist auch heute noch eine Fundgrube. Man kann das Werk ohne Zweifel als die bisher bedeutendste Leistung des Verlages der „Christlichen Kunstblätter" bezeichnen.® Die Drucklegung der Studien Riesenhubers ermöglichte allerdings bereits Scherndis Nachfolger in der Leitung des Vereines und der Redaktion der Zeitschrift, der Domherr Florian Oberchristi (1922—1927), selbst durch seine Studien über den Kefermarkter Altar und seine Glockenkunde um das Kunst leben der Diözese hochverdient. Er übergab Verein und Zeitschrift an den Domherrn Msgr. Friedrich Pesendorfer, der beide durch schwierige Zeiten bis zu seinem Tode am 7. Mai 1935 leitete.^ In der Sitzung des Diözesankunstvereines vom 17. Juni 1935 wurde die Personalunion des Vereinsvorstandes mit der Redaktion der Zeitschrift gelöst: für die Leitung des Blattes wurde der Theologieprofessor Dr. Josef Flie ßer dem Diözesanbischof vorgeschlagen und m ujjjJml il t 'un 6in '^eimatducß Don T. lUartin WeßnSußer, 0. S. Ä Stiftsarc^ipar unö TConferoator. Linz a. 7)., Verfag der „C§ri/fricßen 'Kunfißfäfter'. Cinz. ^errenftraße 19. Drud ber ßatSofi/cßen 'Breßaerzinsbruderei Binz. Titelblatt von „Die kirchliche Barockkunst in Österreich", ein Heimatbuch von P. Martin Riesenhuber, Linz, 1924. — Foto: Fr. Gangl 25
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2