Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 1, 1985

Bücherecke auf die Sonderausstellung Im Linzer Scfiloßmuseum 1979 „Ostereier". Wie bei allen Handarbeitsbüchern aus Rosenheim liegt der Wert dieser Publikation neben der Berei cherung unseres volkskundllchen Wissens In der Aufarbeitung des Stoffes für die praktische Hand arbelt In unserer Zelt, wie es Im Werbetext treffend heißt:„Irmgard Glerl zeigt In einer Vielzahl von Bei spielen, wie schöne Stickerelen zum Gelingen der Feste Im Jahreslauf beitragen können." E. Wutzel Kunst und Handwerk aus Stift Geras im Raiimen der Rosenheimer Raritäten Dem Rosenheimer Verlagshaus Alfred Förg gelin gen Immer wieder Überraschungen. Von diesem bayerischen Verlagsunternehmen wird z. B. auch eine Serie „Kunst und Handwerk aus Stift Geras" herausgegeben.Sogar eine Umfrage In Österreich würde ergeben, daß vielleicht einige diesen Orts namen kennen, die wenigsten jedoch dieses alte Prämonstratenserkloster Im nlederösterrelchlschen Waldviertel schon besucht haben. Es Ist ge lungen, hier In der Abgeschiedenheit der Grenz landschaft zu Mähren für Menschen, die sich für eine eigenschöpferische Betätigung Interessleren (man nennt dies heute breitspurig „kreativ"), eine Fortbildungsstätte zu schaffen. Dem bayerischen Verleger Alfred Förgjst es vorbehalten geblieben, diese Aktivitätfür sicti zu nützen. Mein Wunsch als Rezensent aus Oberösterreich wäre es, wenn auch oberösterreichische Bildungszentren — Reichers berg,Zell an der Pram,Schlierbach, Schlögl — In diese Rosenheimer Buchgemeinde aufgenommen würden. Aus der Serie von Geras konnten wir In unserer Zeitschrift bereits das Buch von Hertha Wascher „Alte bemalte Spanschachteln" besprechen. Zwei Neuerscheinungen liegen nunmehr vor: Aiwin Ctiemelli: Kleistermalerei. Kammzug, marmo rieren, alte Tecfiniken. — Rosenheim: Verlagshaus Alfred Förg 1984, 96 Seiten mit 20 Färb- und 90 Schwarzweißabbiidungen, Ladenpreis 180.80 S Aus dem Vorwort:„Dieses Buch behandelt die alte Technik der Klelstermalerel sowie das Marmorle ren und den Kammzug. Wer sich mit der Bauernmöbelmalerel beschäftigt, muß diese charakteristi schen Spezialtechniken kennen." Einschränkend würde Ich sagen, das Restaurieren alter bemalter Bauernmöbel zu unterlassen,sich dafür mit umso größerer Freude für das eigenständige Bemalen neuer Möbel zu Interessleren. Wer dieses Buch aufmerksam studiert, kann sich In eigener Werk statt das schönste Mobiliar schaffen. Er wird mit traditionellen Mustern, aber auch neuen Vorlagen vertraut gemacht. Er wird eingehend über die „Werkzeuge für die Klelstermalerel" — Rundbor stenpinsel, Flachpinsel oder Modler, Flachborsten pinsel,Stahl- und Gummikämme,Holzstäbchen — über die„Werkzeuge für den Kammzug",die Zube reitung, Haltbarkelt, Abtönen des Kleisters, das Kleistern selbst, die Intarsienmalerei und das Mar morleren Informiert. Vor allem findet er viele wert volle Anregungen Im Abbildungstell, der wie bei allen „Rosenheimer Raritäten" mit Sorgfalt gestal tet worden Ist. Robert de Caiuwe: Ikonenmalerei. Übersetzt von Hans Baifer. — Rosenheim: Veriagshaus Alfred Förg 1984, 112Seiten, davon 16 Farbtafein, 137Schwarz weißabbiidungen, Ladenpreis 310.50 S Dieser Neuerscheinung aus Rosenhelm Ist eine Sonderstellung einzuräumen. Die Besonderheit betrifft bereits den Autor. Robert de Caiuwe Ist ge bürtiger Holländer. Neigung veranlaßte Ihn zum Priesterstudium Im Colleglum Russicum In Rom, wo er zum erstenmal mit der Glaubens- und Kunst welt der Ikonen bekannt wurde. Er erhielt die Prie sterweihe nach byzantinischem Ritus und wurde 1940 nach Finnland versetzt.Sein Lebensweg erin nert an Edzard Schepers Romanwelt. Er wird selbst zum Ikonenmaler, gründet 1964 ein ökumenisches Zentrum für Ikonenmalerei (Myllyjärvl), betreut verschiedene Ikonenausstellungen, wird zum Fachpublizisten. Er wird mit Recht als „einer der bedeutendsten Vermittler ostkirchlicher Sakralkunst Im westlichen Kulturkreis" apostro phiert. Dabei geht es Ihm nicht nur um die Vermitt lung von kunstgeschichtlichen Kenntnissen und kunsthandwerklicher Praxis In eigenständiger Iko nenmalerei, sondern nach eigenen Worten vor allem um eine religiöse Aufgabenstellung:„So mag man die Ikonenmalerei auch als einen Schritt auf dem Weg zu Ökumene ansehen, da sie geeignet Ist, Angehörigen des westlichen Kulturkreises das Frömmigkeitsleben der Kirchen des Ostens durch das Aufbrechen falscher und unnötiger Vorurteile zu erschließen. Sie kann den Christen zu der Er kenntnis führen, daß die verschiedenen Formen des Gebets-, Frömmigkelts- und liturgischen Le bens In Wirklichkeit einen Reichtum darstellen und nicht länger als trennende Mauern zwischen den Christen gesehen werden dürfen." Diese Haltung als Ikonenmaler und Priester be stimmt den Inhalt dieser bemerkenswerten „Ro senheimer Rarität". Dem Autor Ist besonders wich tig bei Herstellung eines neuen Heiligenbildes„Die geistliche Vorbereitung". Er hält sich streng an die traditionellen Vorbilder. Dementsprechend auch die Bildauswahl mit hoch Interessanten Farbbei spielen aus dem Ökumenischen Zentrum Myllyjärvl und dem Finnischen Nationalmuseum In Helsin ki. Das Umschlagmotlv des Buches mit einer Ikone des Autors, Darstellung des Christus Pantokrator, unterstreicht diese religiöse Grundeinstellung. Er berichtet aber ebenso mit größter Genauigkeit über alle handwerklichen Details der Ikonenmale rei von den „Ikonenbrettern" bis zum „Einsegnen und Verkauf der Ikonen". In diesem Buch wird eine Glaubens- und Kunstwelt erschlossen, die gerade uns Österreichern In un serer Brückenlage zwischen Ost und West nahe steht. O. Wutzel Neu im Veritas-Verlag Hans Buob: Die Gaben des Heiligen Geistes. — Linz: Veritas-Veriag 1984, 84 Seiten, Format 12 x 19 cm, Ladenpreis 58 S In und außerhalb der Kirche Ist heute eine deutli che Hinwendung zu vermehrter Spiritualität festzu stellen. In der katholischen Kirche kommt diese be sonders In den Gebetsgemeinschaften und In der Gemeindeerneuerungsbewegung zum Ausdruck. P. Hans Buob SAC, Stuttgart, Ist durch Vortrags tätigkeit zum Themenkreis Charismen/Leben aus dem Geist auch In Österreich sehr bekannt. Auf einem Referat, das er Im Oktober 1983 vor über 100 Gebetskreisleitern gehalten hat, basiert das vorliegende Buch. Diesem Ursprung verdankt es seine Lebendigkeit und die Tatsache, daß es nicht In erster Linie theologische Fragen abhandelt,son dern auf Fragen konkrete Antworten gibt. Diese Antworten beziehen sich auf Fragen,die von Zuhö rern gestellt wurden und runden sinnvoll das Bild ab, das die vorangehenden Ausführungen über Wesen der und Umgang mit Charismen vermittelt haben. Ein preiswerter Ratgeber für alle, die In Ge betsbewegungen engagiert sind oder sich für sie Interessleren. Woifgang Dedi — Johanna Krempibauer: Wirfeiern mit Gott ein Fest. 55 fVlodelie für Kindergottesdien ste und Katechese. — Linz: Veritas-Veriag 1984, 264 Seiten, Format 15 x 21 cm, Ladenpreis 268 S Die Öffnung der katholischen Kirche nach dem zweiten Vatikanischen Konzil hat auch wesentliche Impulsefür die KInderpastoral gebracht.Ohne Klnderllturgle Ist aber KInderpastoral nicht denkbar, und so hat gerade dieses Gebiet In den letzten Jah ren viele Anregungen — nichtzuletzt durch die Mit arbeit von Eltern In KInderllturgle-Arbeltskrelsen — erhalten und vielfältige neue Formen hervorge bracht.Zudem hat auch die Fundierung durch Bedachtnahme auf anthropologische und pädago gische Aspekte zu neuen Erkenntnissen geführt, haben kirchliche Konzepte, wie etwa die „Richtli nien für Kindermessen" der Deutschen Bischofs konferenz, ein weites Feld der Betätigung eröffnet. Den Autoren, einer Rellglonslehrerln und einem Theologen,Ist es gelungen,sowohl Fachtheologen als auch Laien, die mit der Gestaltung von Klndergottesdlensten zu tun haben,ein Buch an die Hand zu geben,das eine Fülle von Anregungen für eine lebendige und spezifische Liturgie zu verschiede nen Anlässen(unter besonderer Berücksichtigung der wichtigsten Abschnitte des Kirchenjahres: Erntedank — Allerheiligen — Advent — Weihnach ten — Fasching — Fastenzelt — Ostern — Pfing sten) gibt. Fürjede Feierwerden Ziele und Elemente angege ben,dazu finden sich Vorschläge für Lieder, Texte, Bild- und sonstiges Material, wobei ein jeweils aus gesparter Raum für persönliche Notizen das Buch unmittelbar als Arbeltsbuch verwendbar macht. Ein auf dem letzten Stand der Religionspädagogik stehendes und alle zur Verfügung stehenden in haltlichen und gestalterischen Mittel virtuos einset zendes Werk, zu dessen Entstehung ein Arbeits kreis in einer oberösterreichischen Pfarre einen wesentlichen Beitrag geleistet hat. FranzBreid:Landpastoraiim KontextderEntwurze lung. — Linz: Veritas-Veriag 1984, 400 Seiten, Format 14,5 x 21 cm, Ladenpreis 348 S. War bis vor einigen Jahrzehnten der ländliche Raum noch jener Bereich, der als Hochburg kirch licher Religiosität, als stabiler und stabilisierender Faktor und als reiche Ressource für geistliche Be rufe galt, so hat sich diesbezüglich In letzter Zelt ein grundlegender Wandel vollzogen. Der ländli89

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