Bücherecke Im Vorwort trifft er die Feststellung, „daß es nach dem Dürer-Kreis (Im weiteren Sinne) und nach Hans Hoibein d.J. und seinen Richtungsgefährten, das heißt seit dem 16. Jahrhundert, vergieichbare Höhepunkte erst im 19. Jahrhundert wieder gege ben hat: In der Romantik und im Leibi-Kreis, wobei der letztere zweifelsohne der Internationalere war." Seine Darstellung weicht vom üblichen Schema einer Künstlermonographie ab. „Biographisches" wird der Werkanalyse untergeordnet. Im Vorder grund steht die Werkdeutung, die für viele Leser Überraschungen bringen wird. Ein Satz als Beleg; „Die Kunst Leibis und seines Kreises war und bleibt ihrem eigentlichen Wesen nach elitär, narziß tisch anspruchsvoll und unpopulär." Wie läßt sich diese Aussage mit dem traditionellen Leibi-Bild vereinbaren, mit seinen „Drei Frauen in der Kir che", seinen „Bauern Im Gespräch" oder „Älterer Bauer und junges Mädchen"? Diese Ölgemälde er scheinen vielen doch als reinste Verkörperung süddeutscher Bauernidyiie. Kenner der deutschen Maierei wissen allerdings seit langem, daß Leibi „reiner Maler" war. Schon 1952 findet sich in der populärwissenschaftlichen „Geschichte der abendländischen Maierei" von Fritz Baumgart die Definition „Die(seine) Bäuerin nen sind Modeile, um die farbige Schönheit der Trachten zu zeigen, wobei es nicht auf die Kostbar keit der Stoffe oder die Sonderart der Kostüme an kommt,sondern allein auf ihren malerischen Wert ..." Eberhard Ruhmer sagt es noch präziser. Was heißt das „Reinmaierische"? — „Es handelt sich um das Herauskristallisieren und Fördern der Ei gensprache einer Maierei, die nichts anderes sein will als absolute, autonome Kunst, die eigenen, be sonders vom Bildinhalt und Gegenstand unabhän gigen Gesetzen folgt und mit den nur ihr eigenen Mitteln und Möglichkeiten eine nur ihr eigene Wir kung höchsten und reinsten ästhetischen und da mit geistigen Genusses hervorruft." Die drei Hauptgestaiten sind Wilhelm Leibi (1844—1900)— „das Genie mit dem am weitesten gespannten schöpferischen Radius" — Carl Schuch (1846—1903) — „Inbegriff des schöpferi schen Aristokraten und exklusiven Intellektuellen" — Wilhelm Trübner(1851—1917)„ist der dualistisch zerrissene Schöpfer einer dualistischen Kunst, die zwischen ,reiner Malerei' und ,Maierpoesie' hinund herschwankt". Diesen drei Maiern sind die meisten Abbildungen gewidmet. Leibi ist z. B. allein mit 28 Färb-, 22 Schwarzweißtafeln und 20 Textabbildungen vertre ten. Ein großartiges imaginäres Museum! Aus den vielen Vertretern des Leibi-Kreises soll nur eine Auswahl genannt werden. Die Kunstwerke, mit denen wir hier bekannt gemacht werden,sind von überraschender und überzeugender malerischer Qualität: Otto Scholderer (1834—1902), Rudolf Hirth du Frenes (1846—1916), Albert Keller (1844—1920), Theodor Alt (1846—1937), Johann Sperl(1840—1914),Konrad Weigand(1842—1897), Frank Duveneck (1848—1919), Fritz Schider (1846—1907), Päl Sziney Merse (1845—1920), Hans Thoma (1839—1924), Louis Eysen (1843—1899),Nikolaus Gysis(1842—1901),William Merrit Chase(1849—1916), Hugo von Habermann (1849—1929), J. Frank Currier (1843—1909), und noch andere. In der Vorstellung der „Leitbilder" werden bedeu tende Maier mit Biidbeispieien gezeigt:Adolph von Menzel, Wilhelm Busch, Gustave Courbet, Franz von Lenbach, Manet u. a. Die Städtische Galerie Rosenheim veranstaltet von 10. Mai bis 23.Juni 1985eine Ausstellung „Wilhelm Leibi und sein Maierkreis", auf die im Rahmen dieser Besprechung hingewiesen wird. Rosen heim ist also wieder einen Kunstausfiug wert! Müller-Schnuttenbach. Ein bayerischer Landschaftsmaier. Mit einer Einführung von Franz J. Kreim. — Rosenheim: Rosenheimer Veriagshaus Aifred Förg 1984, 96 Seiten, 50 Farbtafein, 27,5 x 26 cm, Leinen, Ladenpreis 374.40 S HMS — Hans Müller-Schnuttenbach wurde am 24. Juli 1889 in München geboren. Aus seiner Biogra phie erfahren wir, daß sein Leben durch eine starke „Mutterbindung" geprägt worden ist und er sich der Geburtsheimat seiner Mutter, dem Dorf Schnuttenbach in Bayerisch-Schwaben, sehr ver bunden gefühlt hat. Diese kleine, abseitige Ort schaft lag bis 1806 im Umgebungsbereich des Be zirkes Burgau, einer habsburgisch-vorderösterreichischen Enklave. Dort lernte er im Bubenalter Tiroler Krippenkunst kennen. Gestorben ist der Maler am 13. November 1974 in Rosenheim, wo er nach einem bescheidenen, meist dürftigen Dasein ab 1950 eine gesicherte Bleibe fand, dafür 400 Bilder stiftete, die heute zum Fundament der Rosenheimer Städtischen Galerie gezählt werden. Verdienst des Rosenheimer Veriagshauses Aifred Förg ist es, durch Herausgabe eines großzügig ge stalteten Kunstbuches diesen Künstler und die Er innerung an sein Lebenswerk aus heimat- und ortsgebundener Enge herauszuführen. Es ist lohnend,sich in diese Bildweitzu versenken. Müller-Schnuttenbach war in erster Linie Land schafter. Er malte „vor Ort". Seine Motive fand er auf vielen Studienfahrten vom Bodensee bis zur Ostsee. Oft kam er auch nach Österreich. Er liebte die stillen Landschaften. Seine Bilder strömen Ruhe aus. Viele Blätter tragen keinen Titel. Das Motiv soll für sich selbst sprechen. Gelernter Grafiker,als Maler Autodidakt,entwickel te er sehr persönliche Techniken. In allen seinen Arbeiten ist deutlich der Zeichner mit Bleistift und Farbstiften zu spüren. Seine Meisterschaft fand er im Aquarell, Temperabild und in Gouachen. Es ist ein Erlebnis, diese Biidweit kennen zu lernen. Der Autor und Herausgeber dieser Künstiermonographie Franz J. Kreim war mit Hans MüiierSchnuttenbach lange Jahre befreundet. Seine Freundschaft ist in Text und Bildauswahl wohl tuend spürbar. ö. Wutzei Caroia Förg:Sticken anno 1666. Vögel, Früchte, Or namente. — Rosenheim:Rosenheimer Veriagshaus Aifred Förg 1984, 100 Seiten, davon 4 Farbtafein, 90 Mustervorlagen, 19,5 x 23 cm, 2farbiger Druck, la minierter Pappband, Ladenpreis 232.50 S In dieser neuen „Rosenheimer Rarität" macht uns Carola Förg, erfahrene Autorin und Textilgestalterin aus Bayern, mit einem Modelbuch aus dem Jahr 1666 bekannt, das sie im „Haus für ange wandte Kunst" in Wien entdeckt hat. Es handelt sich um das Druckwerk „Neues Modei-Buch" von Rosina Helena Fürst, das seinerzeit in Nürnberg erschienen ist. Ein „Musterschatz mit Kreuzstich motiven, die über Jahrhunderte hinweg in Verges senheit geraten waren", wird für die gegenwärtige Handarbeitskunst zu neuem Leben erweckt. Die Muster eignen sich vor allem zum Besticken von Tischdecken, Kissen und Vorhängen. Die Stickmu sterzeichnungen nach den historischen Vorlagen fertigten Luitgard Hamberger, Andrea Heider, Claudia Karsunke und Gaby Steinhart an,eine Ge meinschaftsarbeit begeisterter Anhängerinnen volkstümlicher Handarbeit. Einige Farbabbildun gen zeigen fertige, bestickte Arbeiten. Erwähnens wert auch der geschmackvolle Umschlag des Innsbruckers Ulrich Eichberger nach einer Sticke rei von Karoia Witt aus Rosenheim. Dasliebenswürdige Vorwort der historischen Vorla ge kann auch für dieses zeitgenössische Handar beitsbuch gelten:„Es hat das Werck nach meiner Einfalt und geringen Wissenschaft deutlicher nicht ausgeführt werden können / doch lebe ich der gäntziichen Hoffnung / es werden die fieissige Le serinn / so Liebhaberinn von Näherey / mit ihrem von GOTT verliehenen hohen Verstand und mercklichen Fleiß bestens sich zu helfen wissen / darzu ich ihnen von Herzen alles Gute wünsche / und mich dero Gewogenheit ferner befehle". Irmgard Gieri:Festliche Stickereien in Kreuzstich. — Rosenheim: Rosenheimer Veriagshaus Alfred Förg 1984, 112 Seiten, davon 16 Bildtafeln (8 farbig, 8 schwarzweiß), 42 Mustervoriagen, 2färbiger Druck, Leinen, Ladenpreis 257.50 S Irmgard Gier! besitzt auf dem Gebiet der Handar beitsliteratur auch in Österreich bereits einen gu ten Namen. Dies zeigt sich allein schon in der Be obachtung, daß ihre Bücher bis in ländliche Buchhandlungen verbreitet sind. Sie findet auch immer wieder neue Variationen zum Thema Hand arbeit, vor allem Kreuzstich, der sich steigender Beliebtheit erfreut. In Antiquitätenläden sind histo rische Kreuzstichtücher sehr gefragt. In Kursen und Heimarbeit feiert der Kreuzstich fröhliche Urständ. In dieser neuen „Rosenheimer Rarität" beschäftigt sich die Autorin, die Geschichte und Volkskunde in München studiert hat und hauptberuflich als Leh rerin tätig ist, mit der Kunst des Kreuzstiches, wie diese besinnliche Handarbeitskunst früher im Ab lauf des Kirchenjahres und bäuerlicher Feste: Hochzeit — Taufe — Herbst — Weihnachten — Fa stenzeit — Ostern — kleine Geschenke für Schmuckzwecke,geübt worden ist. Die Muster,die in diesem Buch vorgeführt und zur Neugestaltung empfohlen werden,sammelte sie in jahrzehntelan ger Feidforschung. Es sind Kostbarkeiten alter Volkskunst, wie sie in Heimat- und Voikskundemuseen aufbewahrt werden. Viele österreichische Beispiele sind dabei,so Kärntner Hochzeitsdecken ausdem Museum für Volkskunde in Wien,ein Tauf kissen aus dem Voikskundemuseum Innsbruck, eine Tischdecke aus Saizburger Privatbesitz usw. Besondere Behandlung findet das Telgter Fasten tuch von 1623,das in der Literatur als „bedeutend stes Beispiel textiler Volkskunst in Nordwest deutschland" beschrieben wird, im Literaturverzeichnis finden wir einen Hinweis 88
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