Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 1, 1985

Bücherecke Die oberösterreichische Landeshauptstadt darf sich darüber freuen, derzeit ein literarisches politi sches Oberhaupt zu besitzen. Es ist köstlich zu er fahren,wie humorvollsich dieserschreibende Poli tiker mit seiner Umwelt und ihren menschlichen, allzu menschlichen Schwächen auseinandersetzt. Man lese z. B. „Von der Schwierigkeit, Begrüßun gen vorzunehmen"!Wer den Mutzu einerso sarka stischen Selbstpersiflage besitzt, hat das Herz am rechten Ort. Ein anderes Beispiel „Die Visite" — Er innerung an seinen sicherlich nicht so heiteren Spitalsaufenthalt. Auch seine „Buchbesprechun gen" sollte jeder sich hinter die Ohren schreiben, der selbst Bücher rezensieren muß. Rudolf Nemec ist ihm ein kongenialer Partner. Beide vermeiden jedoch galligen, verletzenden Humor. Jede Zeichnung und jede Zeile bleibt im menschlichen Bereich. Zum Nachdenken regen sie allerdings schon an. Walter Egger: Mem erst's Büacherl. Mit Zeichnun gen von Alois Dobiinger. — Linz: OLV-Buchveriag 1984, 112 Seiten, 6 Strichzeichnungen, gebunden, Ladenpreis 138 S. Jeder junge Autor verdient Unttrstützung. Der Weg vom Schreiben bis zur Buchveröffentlichung ist mühsam genug. Walter Egger, Jahrgang 1948, ist begeisterter Innviertier. Er wurde in Eber schwang geboren und ist dort heimisch geblieben (als Hauptschullehrer). Die Freude der Innviertier am Fabulieren und heiteren Verseschmieden hat in ihm einen neuen Vertreter gefunden. 1982 erhielt er den „Franz-Resl-Preis des ORF". In der „Rieder Volkszeitung" schreibt er die Kolumne „Eggerisch g'redt." Diese Hinweise zeigen, in welche literari sche Gruppe er einzuordnen ist. Er will seine Zuhö rer und Leser vor allem unterhalten, sie mit seinen Versen und Kurzgeschichten fröhlich, manchmal auch nachdenklich stimmen. Er wird noch dazulernen. Hans Schatzdorfer aus vergangener Zeit und Gottfried Glechner in der Ge genwart könnten ihm gute Vorbilder sein. Vor allem in der Handhabung der Mundart wäre manches noch auszufeilen. Daß ihm Dr. Josef Mader, Leiter des Innviertier Volkskundehauses in Ried im Inn kreis,ein Geleitwortzur Verfügung gestellt hat,soll ihm Ansporn sein. Neue Bände „Oberösterrelcfier" Alois Zauner und Harry Siapnicka (Hrsg.): Ober österreicher. Lebensbilder zur Geschichte Ober österreichs. Bd. 3. — Linz: Oberösterreichisches Landesarchiv 1984, 262 Seiten, Ladenpreis 248 S. Die „Lebensbilder zur Geschichte Oberöster reichs" sind mit Herausgabe dieses 3. Bandes „Oberösterreicher" auf 50 angewachsen. In dieser neuen Publikation sind 18 Biographien enthalten, die wieder in bunter Mischung einen Bogen aus der Vergangenheit in die Gegenwartspannen.Auf nahme fanden diesmal auch 4 Biographien von Persönlichkeiten,die seitdem Erscheinen des letz ten Bandes verstorben sind: Vilma Eckl, Max Kislinger, Ferdinand Klostermann und Karl Leitl. Die sorgfältig ausgewählten Mitarbeiter verbürgen einwandfreie Darstellungen. Eine kritische Rezen sion erübrigt sich demnach. Die Aufzählung der Beiträge soll den Reichtum des Inhalts andeuten. wobei in jedem einzelnen Fall die Untertitel interes sante Charakteristika geben — Franz Knogler: P. Johannes Grueber SJ (1623—1680)— Missionar, Hofastronom in Peking und Tibetforscher Otto Wutzel: Thomas Schwanthaler (1634—1707) und die Bildhauerfamilie Schwanthaler — Vom Frühbarock zum Klassizismus Georg Wacha: Marianne Willemer(1784—1860)— Goethes Suleika Heidelinde Dimt: Adolph Ludwig Graf von BarthBartenheim (1782—1864) — Ein Lebensbild aus dem biedermeierlichen Linz Gerhard Winkler: Joseph Gaisberger(1792—1871) — Vater der oberösterreichischen Altertumsfor schung Helmut Siapnicka: Alois Fischer (1796—1883) — Wegbereiter einer bürgernahen Verwaltung Harry Siapnicka: Friedrich Graf ReverteraSalandra(1827—1904)— Botschafter auf wichtigen Posten, Diplomat in schwieriger Zeit Rudolf Zinnhobler: Matthias Hiptmair(1845—1918) — Kirchenhistoriker und Chefredakteur Fridolin Dallinger: Wilhelm Kienzl (1857—1941) — Der gefeierte Opernkomponist der Jahrhun dertwende Kriemhild Pangerl: Friedrich Pesendorfer (1867—1935)— Literat aus Leidenschaft Karl BosI: Theodor Mayer(1883—1972)— Der gro ße Mediävist, Verfassungs- und Landeshistoriker, ein Anreger und Lehrer Wilhelm Bortenschlager: Richard Billinger (1890—1965) — Im Bäuerlichen verwurzelt, aber kein Bauerndichter Hans Winetzhammer: Felix Kern (1892—1955) — Bauernbunddirektor und LandeshauptmannStellvertreter Rudolf Fochler: Andreas Reischek der Jüngere (1892—1965)— Forscher mit dem Mikrophon Erich Widder: Vilma Eckl(1892—1982)— Malerin mit temperamentvollem Ausdruckswillen Josef Mader: Max Kislinger(1895—1983)— Treuer Bild-Chronist oberösterreichischer Volkskultur Wilhelm Zauner: Ferdinand Klostermann (1907—1982)— Kirche als Leidenschaft Hans Köppl: Karl Leitl(1924—1982)— Pionier part nerschaftlicher Zusammenarbeit Landeshauptmann Heinrich Gieißner — Zeitgenos sen berichten. Oberösterreicher. Bd. 4. Linz: Ober österreichisches Landesarchiv und Presseabteiiung des Amtes der oö. Landesregierung 1985, 302 Sei ten, 47 Abb., Ladenpreis S 248.— Als Altlandeshauptmann Dr. Heinrich Gieißner am 18. Jänner 1984 knapp vor seinem 91. Geburtstag starb,senkte sich tiefe Trauer auf unser Land.Sein Begräbnis wurde zu einer Kundgebung der Liebe und Anhänglichkeit seiner Oberösterreicher, de nen er 30 Jahre als „ihr" Landeshauptmann treu gedient hatte. Unter dem Eindruck dieser überwäl tigenden Trauerfeierlichkeit wurde spontan der Entschluß gefaßt, sein Leben und Werk in einer Folge der biographischen Reihe „Oberöster reicher" darzustellen. Genau zum 1. Todestag wur de am 17. Jänner 1985 dieses Buch in einer Presse konferenz mit Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck der Öffentlichkeit vorgestellt. Es ist eine bunte Palette, verfaßt von Politikern, Journalisten, Historikern, Weggefährten, Beamten der ersten Stunde nach 1945. Insgesamt kommen 51 Autoren zu Wort. Mit großem Geschick haben die Herausgeber Heribert Forstner, Gerhart Marckhgott,Harry Siapnicka und AloisZauner dar aus eine Ganzheit gefügt. Die Gliederung lautet: Der Politiker — Vielseitige Persönlichkeit — Le bensstationen — Erinnerungen — Epilog. Zeitge schichtliches Abbildungsmaterial belebt die Schil derungen. Durchwegs ist es den Autoren gelungen, ihre per sönlichen Erinnerungen so zu gestalten, daß sie auch wissenschaftlicher Kritik standhalten. Wo es notwendig ist, wird ein genauer Quellennachweis gegeben, Namensregister und Ortsregister er leichtern die Benützbarkeit des Buches. Eine Zeit tafel ist gleichzeitig ein Filmband Zeitgeschichte. Unmöglich ist es, in einer raumbeschränkten Re zension alle Autoren und Beiträge einzeln anzufüh ren. Welche Gewichtung diese Publikation besitzt, belegt allein schon die Namensreihe der politi schen Mitarbeiter. Ich bitte um Verständnis, wenn ich die Namen ohne Titel etc. zitiere: Johann Blöchl, Fritz Bock, Christian Broda, Stefan Demuth, Gottfried Fosen, Rupert HartI, Josef Klaus, Rudolf Koib, Ernst Koref, Vinzenz Kotzina, Bruno Kreisky, Hans Lechner, Hans Lehner (t), Silvios Magnago, Andreas Maurer, Friedrich Peter, Josef Ratzenböck, Hans Rödhammer, Hans Sima, Franz Soronics, Rudolf Trauner, Erwin Wenzl, Hermann Withalm. Die Abschiedsworte von Bundespräsident Dr. Ru dolf Kirchschläger, Bundeskanzler Dr. Fred Sinowatz und Diözesanblschof Dr. Maximilian Aichern sind in einem „Epilog" zusammengefaßt. Daraus ein einziges Zitat (Sinowatz): „Als Bundeskanzler der Republik Österreich verneige ich mich in Re spekt vor Heinrich Gieißner, der ein aufrechter Poli tiker und ein großer Österreicher war." Neues aus Rosentieim Eberhard Ruhmer:DerLeibi-Kreis und die reine Ma ierei. — Rosenheim: Rosenheimer Veriagshaus Al fred Förg 1984, 419 Seiten mit 224 Bildtafeln, davon 104 farbig und 128 schwarzweiß, 124 Schwarzweißabbiidungen im Textteii, 24,5 x 32,5 cm, Leinen mit Schuber, Ladenpreis 1209 S Nach dem 1983 erschienenen, großartigen Kunst buch über Franz Defregger, dessen Präsentation von einer Großausstellung in derStädtischen Gale rie Rosenheim begleitet wurde, stellt das Rosenhelmer Verlagshaus Alfred Förg nunmehr ein neu es Standardwerk zur deutschen Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts vor, dargestellt wird „ein Ma lerkreis, der deutscher Kunst wieder internationale Geltung verschaffte." Die bibliographischen Anga ben bezeugen, mit welcher Gewissenhaftigkeit und Großzügigkeit wieder einmal eine „Rosenhei mer Rarität" gestaltet worden Ist: Ausgezeichneter Text, reiche Bildausstattung in vorzüglicher Druck technik, ausreichende wissenschaftliche Doku mentation. Der Autor Eberhard Ruhmer, seit Eröffnung der Neuen Pinakothek Direktor dieser weltbekannten Münchner Gemäldesammlung, ist nicht trockener Spezialist, sondern Kunsthistoriker mit großer Bandbreite. 87

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