Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 1, 1985

Oberösterreich aktuell rm Links: Die von Papst Leo Xlll. gestiftete Krone der Immakulata-Statue auf dem Votivaltar im Neuen Dom Linz. — Foto: Diözesanbildstelle Linz Recfits: Titelseite der Messe ... zur Einweifiung der Votivkapelle, Biscfiof Franz Josef Rudigier gewidmet von Anton Bruckner. — Foto: Diözesanbildstelle Linz vier Konchen steigen der hohe Tambour und die etwas gedrückte Kuppel empor. Die Fas sade prunkt mit zwei Türmen und entsprach vor ihrem Ausbau im letzten Viertel des vori gen Jahrhunderts gewiß deutlicher den Inten tionen ihres Schöpfers als das heute der Fall ist. Aber der Schöpfer war nicht mehr der fleißige Italiener, sondern Jakob Prandtauer. Er über nahm nach dem Tod Carlones im Jahre 1708 die Bauleitung. Und wie in Garsten gelang es ihm auch hier, die Pläne seines Vorgängers mit seinem Geist zu erfüllen und auszufüh ren. Deshalb gilt Christkindl recht eigentlich als Prandtauers Werk;doch gleichviel:Im ge samten begegnet uns hier eine Schöpfung, die sich mit dem Besten messen kann, was die Barockarchitektur in unserem Raum her vorgebracht hat. Dazu kommt eine Innenausstattung, von der als erstes der Hochaltar genannt werden soll: Ein ragendes Gebilde von Wolken und En geln überrascht den Beschauer, und nur mit Mühe entdeckt er das winzige LoretoGhristkindl, das den Kultgegenstand der blü henden Wallfahrt darstellt. Über allem aber thront Gottvater, um mit gütiger Gebärde die Betenden zu trösten. Das Kuppelfresko — es zeigt die Himmelfahrt Mariens und in fünf Gruppen die „Freundschaft" Jesu — sowie das Bild des Seitenaltares mit der Geburt Christi stammen von Carl von Reslfeld, dem uns schon von Garsten her vertrauten Stifts maler. Wie Jakob Prandtauer war auch er Ti roler und schon mit zwanzig Jahren kam er nach Venedig in die Malschule des Karl Loth, dessen Kreuzigungsbild im rechten Seitenal tar den malerischen Mittelpunkt der Pfarrkir che Christkindl bildet. Die reich geschnitzten Rahmen und die ganz in Gold gehaltene Ro kokokanzel runden das Bild ab und geben dem intimen Innenraum ein prunkvolles Gepräge. Prunkvolle Gesten sind in Ternberg und sei ner Pfarrkirche nicht anzutreffen. Zu ernst und streng mahnt die gotische Architektur mit Kreuz- und Netzrippen sowie eingezogenen Streben zu Einkehr und Besinnung. Doch schon der zweite Blick des Beschauers gilt dem Altarblatt: Soldaten der Barockzeit, an getan mit Uniform des alten Rom,bewachen das Grab Christi. Doch nicht das Barockthea ter dieses Auferstehungsbildes ist es, das den Betrachter in seinen Bann zieht; viel mehr ergreift die Treffsicherheit, mit der es Reslfeld gelingt, den fruchtbarsten Augen blick zu erfassen, da der Himmel sich öffnet und Gottes Sohn seinen Vater sucht. Reslfeld verzichtete dabei auf den von ihm sonstso in nig gepflegten Hell-Dunkel-Stil. Auf diesem Hochaltarblatt glüht das Rot in seinen kräftig sten Nuancen,alle übrigen Farben scheinen diesem Rot Untertan. Diese „Auferstehung" führt uns Heutigen glückhaft vor Augen, mit welch unbewußter Andacht und Gläubigkeit das Abendland den großen Sieg über die Tür ken im Jahre 1683 feierte. Doch damit nicht genug. Die Pfarrkirche in Ternberg birgt noch mehr. Sozum Beispiel in den Chorfenstern gotische Glasgemälde von hoher Qualität. Vor allem die Verkündi gungsszene stammt von einer echten Mei78

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