Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 1, 1985

Reihe anderer vor allem aus dem Martyrologium stammender Personen. Es ergab sich die Rechtsfrage, was ist mit jenen, die schon vor 1234,nämlich der Erlassung der Dekreta lien des Raimund von Pehafort, verehrten Heiligen zu geschehen habe. In diesem Punkt wurde entschieden, daß die Feste jener Heiligen, deren Kult bereits 100 Jahre zuvor als vor „unvordenklichen Zeiten" geübt nachgewiesen wurden, auch weiterhin be gangen werden dürften. Bei den großen Heili gen ergaben sich hier keine Schwierigkeiten. Aber was war mit den vielen PartikularPatronen einzelner Orte, zu denen naturge mäß auch Abt Berthold gerechnet wurde? Der schon erwähnte Abt Anton wollte den Sachverhalt klären. Er wandte sich im Jahre 1638 an den damals 24jährigen Fürst-Bischof von Passau, Erzherzog Leopold Wilhelm, Sohn Kaiser Ferdinands II., der im übrigen mehr Feldherr als Seelsorger war und nie mals die Priester- und Bischofsweihe emp fing, mit der Bitte um Einführung des Berthold-Festes in der ganzen Diözese Pas sau. Für den meistens verhinderten Bischof führte die geistlichen Geschäfte sein Weihbi schof Johann Kaspar Stredele von MontaniWiesberg (1631 bis 1642). Dieser antwortete im Auftrag des Fürstbischofs in einer sehr freundlichen Form, indem er beteuerte: Die Bitte würde gerne genehmigt,jedoch müßte zuvor die päpstliche Lizenz eriangt werden. Gleichzeitig verwies er an den Nuntius. Der Abt iieß daher ein Schreiben an den Bischof Malatesta Baglioni verfassen, der als Vertre ter des Papstes beim Kaiser in Wien akkredi tiert war. Der Abt glaubte, mit einer persönli chen Überreichung des Ansuchens beim Nuntius durch seinen Prior, P. Sebastian Rottmaier(1633 bis 1640(t))> der Sache einen besonders guten Dienst zu erweisen. Noch dazu war ja der Überbringer zuvor Professor des Kirchenrechts an der BenediktinerUniversität in Salzburg gewesen. Im Brief wurde die Bestätigung des Berthoidfestes durch die Ritenkongregation erbeten, doch diese Maßnahme erwies sich leider als Fehl schlag. Der Nuntius gab nämlich eine münd liche Antwort. Man müßte sich deswegen gar nicht nach Rom wenden, sondern der Bi schof könne in einem solchen Falle aus eige ner Vollmacht handeln. Für Berthold liege ja bereits seit Jahrhunderten eine öffentliche Verehrung vor. Da aber keine schriftliche Er ledigung erging, nützte die freundliche Aus kunft des Nuntius in Passau gar nichts. Immer feierlicher begingen die Garstner trotzdem nun alljährlich das Berthold-Fest. Auswärtige Äbte wurden eingeladen, be rühmte Kanzelredner, unter ihnen Ulrich Megerle, der bekannte Abraham a S. Clara, tru gen zur Festlichkeit bei. Wenn schon das Fest % X Kremsmünster, Stiftskirche, Gemälde am Allerseelenaltar von Johann Karl von Reslfeld. Unter den dargestellten Heiligen befindet sich auch der hl. Berthold. — Foto: Erich Widder

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