Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 1, 1985

Eferding, Spitals kirche, Holzplastik des hl. Berthold vom ehemaligen frühbarocken Hoch altar der Stiftskirche Garsten von Hans Spindier, 1617/19. — Foto: Erich Widder Schon die aus dem 13. Jahrhundert und aus späteren Jahrhunderten vorhandenen Eintra gungen seines Festes in Missalien und Nekrologien zeigen, daß nun auch an anderen Orten seine liturgische Verehrung einsetzte. Im Bereiche der Garstner Stiftspfarren galt der 27. Juli als Feiertag, an dem knechtliche Arbeit verboten war, wie durch Berichte be kannt ist, die zum Jahre 1248 und 1309 in die Berthold-Vita nachgetragen wurden. Als 1347 die Gebeine Otakars II., der ur sprünglich in der Grabkapelle seines Ge schlechtes, nämlich der Laurentius-Kapelle (heute Losensteiner-kapelle), beigesetzt wor den war, in die Stiftskirche übertragen wur den und hier mit denen seiner Gemahlin Elisabeth in einem Flochgrab auf der Evange lienseite vereinigt wurden, hat man offenbar auch das Berthold-Grab mit einer Marmor platte verziert. Sie zeigt den Heiligen auf der Totenbahre liegend, mit bewegtem Oberkör per in Überlebensgroße(2,28 m)und offenen Augen. Die Erinnerung an den großen Abt wurde in der Umgebung selbst durch die Weitergabe seines Namens wachgehalten. Die Panhalme, angesehene Bürger von Steyr, ebenso wie die Schecken und Preuhafen,hatten eine Familien-Tradition,so daß in jeder Generation eines der Mitglieder Berthold hieß. Deutlich ist dies auch beim Geschlecht der Ritter von Losenstein zu erkennen,die ihren Namen be kanntlich von der gleichnamigen Burg im Ennstal herleiteten. Nicht einmal die Reformation vermochte die Spuren Bertholds auszulöschen. In der Zeit der innerkirchlichen Erneuerung brach dann seine Verehrung umso klarer wieder durch. Schon 1609 und 1610 wurde das Bertholdfest feierlich begangen. Endgültig setzte sich die neue Strömung mit Abt Anton II. Spindler von Hofegg (1614 bis 1642)durch. Gelegentlich der Barockisierung der Stiftskir che, die schon 1616 einsetzte, dachte der Abt daran, das Hochgrab an einem erhöhten, seine Bedeutung noch stärker hervorheben den Platz rücken zu lassen. Dieser Plan wur de 1630 zum Teil realisiert, indem sogar ein Altar zu Ehren Bertholds errichtet wurde. Das Grab seiber wurde zweimal geöffnet. Als 1634 die Apostolische Konstitution „Goelestis Hierusalem cives" in Rechtskraft trat, scheint auch in Garsten neuerlich die Frage der Berechtigung einer öffentlichen Vereh rung für Berthold aufgetauchtzu sein. Die rö mische Verordnung wollte das Kanonisationswesen neu regeln, welches seit 1588 der neu errichteten Ritenkongregation anvertraut war. Es wurde auch die Frage der Verehrung jener Heiligen behandelt, die nie offiziell ka nonisiert worden waren, solche waren z. B. die Mutter Gottes und die Apostel, wie eine

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