Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 1, 1985

Nr. 12 Figürlicher Grabstein aus Rotmarmor für Achaz von Losenstein, gestorben 1527. — Foto: Franz Gang! scheint. Das Ordenszeichen besteht aus einem Kreuz über einem besiegten Drachen mit zerbrochenen Flügeln. Der Ritterorden soii nach dem beendeten Konzil zu Konstanz im Jahre 1418 von König Siegmund von Un garn gestiftet worden sein. 12. Der einzige figürliche Grabstein aus Rot marmor bezeichnet den Übergang zur Neu zeit. Das Bildfeld bestimmt die lebensgroße Gestalt eines Gerüsteten, das von einem schmalen Rahmen mit zarten Ranken ge rahmt wird. Auch der Schriftrahmen ist ver hältnismäßig schmal, er wird zudem unten von den Schilden und dem Zaddelwerk über schnitten. Die Inschrift lautet: Hie ligt begra ben der wolgeboren Herr Achatz von Losenstain gestorben an sand maria magdalena/ tag nach cristi geburd 1527 Jar vnd sein/gemahl fraw maria saiome geborn von polhaim gestorben Im 1541. Der Gerüstete trägt einen vollständigen Reiterharnisch,den Küriss,das aufgeschlagene Visier zeigt das Gesicht eines bartlosen Mannes. Übertrieben stark scheinen die Schultern mit Brechrändern und Armkacheln ausgebildetzu sein. Der Rit ter trägt in der Rechten eine Fahne, auf der die fünf Federn seines Helmes aufliegen und in der Linken ein Schwert zu anderthalb Hand. Besonders schön sind die beiden gegenein ander gestellten Wappen gearbeitet. Neben dem rechten Bein das der Losensteiner auf tartschenförmigem Schild mit nach iinks ge wendetem,schreitendem Panther,der die lin ke Vorderpratze hebt und mit dreifach ge flochtenem Schweif. Auf dem Helm Hals und Kopf des gehörnlosen Panthers nach links gewendet,das Ohr nun direkt auf dem Helm, den Ansatz der lyraförmigen Büffelhörner verdeckend.Das Wappen der Polheimer(vgl. Grabplatte 10) wird ebenfalls von einem Spangenhelm mit Kragen bedeckt, auf dem Helm die Helmdecke, die in Zaddeln ausflat tert. Zwischen dem Helm und den Doppelflü geln ziert den Helm eine niedrige Krone aus verschlungenen Ringen und Kleeblättern. Die mitteialterlichen Grablegen befanden sich im Boden der Kirchen, der Kreuzgänge oder der Kapitelsäle der Klöster und in gestif teten Kapellen. Die Böden waren mit Stein platten oder Ziegeln gepflastert oder bestan den nur aus einem Estrich. In der Grabgrube wurde der Leichnam in der Regel in der Erde bestattet, die Grabplatte bezeichnete die Lage des Toten in Lebensgröße, die Abgren zung erfolgte durch die Schriftleiste am Ran de der Platte, das Mittelfeld wurde zur Dar stellung des Wappens oder des Verstorbenen benützt. Daraus ergeben sich die wesentli chen Eigenheiten der Platten, aus der Größe und Form entsteht notwendigerweise eine 66 «II I i

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