Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 1, 1985

Nr. 10 Rotmarmorplatte Rudolf von Losenstein, gestorben 1449, Zeichnung von Karl Lind. — Foto: Franz Gangl Nr. 11 Rotmarmorplatte Florian von Losenstein, gestorben 1452,Zeichnung von Karl Und. — Foto: Franz Gangl luoigfponi einen steigenden vierfüßigen Panther mit je vier Adlerklauen bewehrt, der Schweif ist in sechs Strähne aufgelöst und füllt das Feld hinter dem Tier, der Kopf trägt Ohren und Hörner, aus den Nüstern werden Flammen ausgestoßen. Der Turnierhelm mit Spangen sitzt auf der linken Hälfte des Schildes und ist in der Seitenansicht nach rechts gewendet, jdie Helmzier der beiden Büffelhörner ist da gegen von vorne gegeben. Von den üblichen zwei Ohren ist nur das linke sichtbar. Zwi schen den Büffelhörnern steigt aus dem Helm der Oberkörper des Panthers, gleich gestaltet, aber in tieferem Relief als das Tier auf dem Schild. Von der Helmdecke sind nur Reste angedeutet, die abschwingenden Stoffbahnen werden in heftig bewegtes und fleischiges Zaddelwerk aufgelöst,das die un tere Hälfte des Bildfeldes ausfüllt. 10. Auch diese Rotmarmorplatte hat einen breiten Rand für die Grabschrift, das Bildfeld Ist nur mäßig vertieft. Die Inschrift lautet: Hie. Ilt. der edel, wolgeparn/her. her. ruedolff. von losenstaln. deme got genedig sey/der. gestor ben Ist. an. sand./thomans. tag. anno, domoni. 1449. Auch hier löst Lind die Kürzel dm oder dni mit dei auf. Hoheneck überliefert da gegen eine ganz falsch gelesene Inschrift. Das Bildfeld wird nach oben von einem Kiel bogen abgeschlossen,zwei eingeschriebene Nasen endigen in heraldische Lilien, auf den Bögen sind links und rechts zwei leere Tartschen. In der Mitte des Maßwerks die Jahres zahl 1470. Die zwei unteren Drittel werden von zwei gegeneinandergestellten Wappenschilden und den Helmen samt Helmzier eingenommen. Rechts das Losensteiner Wappen auf einer leicht nach links gewendeten Tartsche, der Panther steigt hier nach links (heraldisch), auf dem Stechhelm der von der Seite ge zeichnet ist, die schianken Büffelhörner, zwi schen denen ein senkrechter, nach links ge wendeter Panther aufsteigt. Das andere Wappen ist symmetrisch zum Losensteiner angeordnet und trägt auf dem nach rechts gewendeten Stechhelm als Hilfskleinod einen oben und hinten mit Federn besteckten Flügel. Dieser trägt wie der Schild acht nach links steigende Schrägbalken der Polheimer. Dieses Wappen bezieht sich auf die Gemah lin Rudolfs, Magdalena von Polheim und War tenburg. Um die Schilde herum sparsam ver wendetes Zaddelwerk, der übrige Grund ist leer. Die Jahreszahl 1470 ist noch nicht ein deutig zu erklären. 11. Die Rotmarmorplatte mit dem nach außen abgeschrägten Schriftrand und der von au ßen zu lesenden Minuskelschrift gehörte als einzige zu einem Hochgrab(Tumba). Die Le gende lautet: Hye. leit. begrab, der. edel/vnd. vest. Ritter, herr. Florian, von. Losenstain. vnd.ist. gestorben,an . ..da. man.zait. nach Christ, gepurd. m. cccc. Iii. dem. got. genad. Das Bildfeld ist oben waagrecht wie die Platte Nr.9 mit Maßwerk aus Halbkreisen und ange setzten Blättern ähnlich heraldischen Lilien besetzt. Der rundbogige Schild ist nach rechts gestellt, der Panther steigt ebenfalls nach rechts und ist verwandt dem auf Platte Nr. 9. Der Helm, ein Mittelding zwischen Stechhelm und Spangenhelm, sitzt auf der linken Ecke des Schildes und ist von der Sei te nach rechts gewendet dargestellt. Auf ihm sitzen die Büffelhörner, zwischen ihnen der Oberkörper eines steigenden nach rechts ge wendeten Panthers. Erkennbar sind ein Ohr und die nach hinten wegfliegende Helm decke,die sich in fleischiges Zaddelwerk auf löst, welches die untere Hälfte des Feldes be deckt und auf dem Schild und Helm ruhen. Besondere Beachtung verdienen die Wap pen an den Ecken der Inschriftleiste, das eine gehört den Losensteinern, die beiden ande ren in der Diagonale beziehen sich auf die Auer von Prennberg,das vierte ist abgeschla gen worden. Im oberen Drittel des Bildfeldes werden vier mittelalterliche Ordenszeichen, jezweizu Seiten der Büffelhörner dargestellt. a)Rechts oben der Adlerorden, der von Erz herzog Albrecht V. 1433 gestiftet wurde zur Festigung des Glaubens gegen die hussitischen Irrlehren. Die Devise trug der Adler auf dem Schriftband in den Fängen, sie hieß: Thue recht und scheue Niemand. b)Darunter ein Ordenszeichen,daseine Tau be darstellen dürfte, die sich mit einer Hostie im Schnabel auf einen Löwen senkt. Der Or den ist nicht zu bestimmen, doch gibt es einen Ritterorden von der Taube, der zwi schen 1379 und 1390 vom König von Kastilien gestiftet worden sein soll. c) Der Mäßigkeitsorden oder der Orden der Blumentöpfe der Mäßigkeit. Die Umstände der Stifung sind widersprüchlich,er soll 1402 oder 1410 von König Ferdinand von Aragonien oder vor 1458 von König Alfons von Aragonien alsordo temperantiaezu Ehren der hl. Jungfrau Maria gegründet worden sein. Die Ordenskette bestand aus Gliedern von Blu mentöpfen,die mit Greifen unterwunden und mit Linien gefüllt waren. Kaiser Friedrich III. und König Maximilian trugen eine solche, als sie 1473 mit Karl dem Kühnen von Burgund in Trier zusammentrafen. d) Die letzte Darstellung eines Ritterordens bezieht sich auf den Drachenorden, der auf österreichischen Grabmälern mehrmals auf65

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