Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 1, 1985

Oberösterreichische Kraftwerke Aktiengesellschaft Mit Energie die Umwelt schützen Umweltschutz ist nicht nur eines der der zeit meist diskutierten Themen Österreichs, es ist ein wichtiges Problem unserer Zeit und Teil einer wichtigen politischen Auseinan dersetzung. Umweltschutz läßt Emotionen hochgehen, mit dem Problem, daß die sach liche Diskussion ins Hintertreffen gelangt und Gefühle den Einblick für Realitäten und Notwendigkeiten verdrängen. Umwelt — neues Bewußtsein: Jede Gesellschaft, auch unsere Demokratie, ist einem Wertwandel unterworfen, der im mer wieder zu Veränderungen in der Gei steshaltung von Gruppen der Bevölkerung führt. Dies ist ein natürlicher Prozeß, der sich in jeder Demokratie abspielt, den es im mer gegeben hat und der die Triebfeder für die Entwicklung der Gesellschaft ist. Die heutige Umweltdiskussion ist von einer Än derung der Wertvorstellung junger Men schen geprägt, die einerseits von der Sorge um ihren Lebensraum und ihre Zukunft er füllt sind, andererseits auch mit manchen Erscheinungsformen des herrschenden poli tischen Systems unzufrieden sind. Den Ka talysator dafür bildet im Augenblick die Energiefrage und damit auch die Elektrizi tätswirtschaft. Realitäten und Prioritäten: Oberösterreich hat als erstes Bundesland die Frage des Umweltschutzes richtig erkannt und das Jahr der Umwelt 1972 ist dafür ein politisches Fanal. Heute, 13 Jahre später, kann man sagen, daß die Verantwortlichen unseres Bundeslandes für die Umwelt viel getan haben: Kanalisationssysteme, Trink wasserleitungen, Kläranlagen, ordentliche Mülldeponien wurden errichtet. Durch Vorschreibungen an die Industrie konnte auch für die Reinhaltung der Luft und der Flüsse viel erreicht werden. Heute wäre es notwendig, in Anbetracht des aku ten Waldsterbens und der partiellen Gewäs serverschmutzung die Diskussion zu ver sachlichen und einen Prioritätenkatalog zu entwickeln. Die Reinhaltung der Luft tritt dabei sicherlich an die erste Stelle und das ist mit ein Grund, warum der Ausbau der Wasserkräfte in Österreich sinnvoll ist. Selbstverständlich muß auch dem Land schaftsschutz künftig ein entsprechender Stellenwert eingeräumt werden. Ein Abwä gen der Interessen in manchen Fragen wird aber zwangsläufig zum Ausbau der Wasser kraft führen. Technik und Umweltschutz als Partner: Wirksamer Umweltschutz ist ein techni sches Problem, er erfordert technische Ein richtungen zur Lösung. Elektrofilter, Ent schwefelungsanlagen, Entstickungsanlagen werden zur Reinhaltung der Luft unbedingt erforderlich sein, Kläranlagen zur Reinhal tung des Wassers. Vernünftige Technologien werden notwen dig sein, um Erfolge zu erzielen. Die Technik wird Partner des Umweltschutzes sein müs sen, um die erforderlichen Anlagen planen und bauen zu können. Umweltschutz braucht saubere Energie: Wirksame technische Umweltschutzeinrich tungen brauchen saubere Energie: Ent schwefelungsanlagen, Elektrofilter und Kläranlagen benötigen zum Betrieb große Strommengen. Die Entschwefelungsanlage des im Bau befindlichen OKA Dampfkraft werkes Riedersbach II wird jedes Jahr 17 Millionen Kilowattstunden Strom für den Betrieb brauchen, das entspricht dem Stromverbrauch einer Stadt mit 5000 Ein wohnern. Kläranlagen zählen heute bereits zu den größten Stromverbrauchern in den Gemein den. Die Umweltschutzmaßnahmen der In dustrie, wie Filter, Rückgewinnungsanla gen, etc., verschlingen ebenfalls große Strommengen. Elektrizität wird daher eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Umweltschutz sein und in Zukunft aus dieser Sicht immer mehr benötigt werden. Strom ersetzt Brennstoffe: Wie uns ausländische Energiekonzepte zei gen, können durch den Einsatz von elektri scher Energie große Mengen der umweltbe lastenden Energieträger Öl und Kohle er setzt werden. Neue Technologien ermögli chen mit Hilfe der Elektrizität nicht nur um fangreiches Energiesparen, sie ersetzen Im portbrennstoffe und helfen mit, unsere Um welt zu verbessern. Durch Wärmepumpen können große Mengen an fossilen Energie trägern eingespart werden. Durch elektri sche Prozesse in der Industrie ebenfalls. In Schweden beispielsweise rechnet man da mit, daß jede intelligent eingesetzte Kilo wattstunde Strom 7 Kilowattstunden Öl er setzen kann. Die Schweden sind auf dem be sten Weg dazu, fossile, umweltbelastende Energien durch saubere Elektrizität zu erset zen und dabei große Energiemengen zu er sparen. Energiesparen und Umweltschutz Österreich bezahlt jährlich für Energieein fuhren etwa 50 Milliarden Schilling, daher ist Energiesparen eine wirtschaftliche Not wendigkeit. Zweifellos gibt es viele Mög lichkeiten des Energiesparens: In der Indu strie, im Gewerbe, in den Haushalten. Hier sind grundsätzliche Überlegungen anzustel len, da in vielen Fällen Energiesparen eine Verlagerung von einem Energieträger auf einen anderen, z. B. auf die Elektrizität, zur Folge hat. Es wird notwendig sein, differen zierter zu denken und dort zu beginnen, wo es am sinnvollsten und für die Umwelt am günstigsten ist: Bei der Raumheizung, die rund die Hälfte des Energiebedarfes eines Einfamilienhaushaltes ausmacht, beim Auto (rund ein Drittel) aber auch beim Strom (8—12 %). Die vielfach geäußerte Behauptung, mit Hilfe besserer Isolierung könnte man sich den Bau des Kraftwerkes ersparen, ist energiewirtschaftlich nicht richtig: Durch Isolierung können zwar gro ße Mengen Heizenergie eingespart werden, jedoch wird in Österreich vorwiegend mit festen oder flüssigen Brennstoffen geheizt, mit Strom jedoch lediglich 7 %. Gemeinsame Lösungen suchen: Bei der umfassenden Sicht der Umweltpro blematik ist zweifellos ein Ausgleich zwi schen berechtigten Forderungen des Um weltschutzes und den Notwendigkeiten der wirtschaftlichen Entwicklung möglich. Da bei wird man neue Wege beschreiten müs sen, auch bei der Energieversorgung. In dieser Frage werden gemeinsame Überle gungen unumgänglich sein, basierend auf der Einsicht, daß ohne Technik und ohne saubere Energie auch wirksamer Umwelt schutz nicht möglich sein wird. 59

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