Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 1, 1985

iP"v r eine Ähnlichkeit mit dem Gewölbe des Bräu hausturmes bestand, das aus drei Rundkap pen gebildet wird, die einem breiten dreistrahligen Mittelgrad zugeordnet sind. Diese aus dem gotischen System abgeleitete Lö sung datiert wohl mit dem Bau des Bräuhaus traktes um 1520/30. Nun zeigt der Wachtturm an der Enns aber auch recht deutlich dieselbe Erkerform wie die Bräuhausaußenfront, so daß zumindest ein gleichzeitiger Um- oder Ausbau anzunehmen ist. Wiederum ist auf einen beträchtlichen Höhenunterschied von sechs Stufen hinzu weisen, die vom Hofniveau zur Gartenseite absteigen. Sie berühren ein Kernproblem der Anlage Garstens:das uferseitige Geländege fälle bzw. die daraus resultierende Über schwemmungsgefahr für das gesamte Klo sterareal. Die historische und künstlerische Entwick lung des Benediktinerstiftes Garsten von den mittelalterlichen Anfängen zur hochbarocken Links: Abb. 4: Längenschnitt und rückwärtige Fassade des Strafhaustraktes (1852/53), Ausschnitt Rechts: Abb. 5: Totenkammer und Wächterhäuschen am Ennstor (1852/53), Ausschnitt Blüte und Neukonzeption muß auch unter einem topographischen Aspekt gesehen wer den, als schrittweise Entfernung vom gefähr lichen Gewässer,das man zunächst zur Ver sorgung und Verteidigung benützt hatte, gegen dessen Bedrohung man sich aber im mer stärker abzusichern suchte; also weg von der Verteidigungslage und einer Gebäu deordnung, die sich dem Gelände anpassen mußte, hin zu einer künstlich-künstlerischen Anlageform, die abstrakten Ideen und Vor stellungen gehorcht und damit die Land schaft in Besitz nimmt, aber nur unter gesi cherten äußeren Umständen verwirklicht werden kann. Die mittelalterlichen, nachmit telalterlichen und frühbarocken Bauten,auch der 1636 ff. am Ennsufer errichtete lange Konventtrakt, wirken im „Situationsplan" (Abb. 1) wie Spuren dieser Entwicklung, die im großen Hof ihren Abschluß erreicht. „Hof Facade der kk. Strafanstalt zu Garsten" (Mappe 4, ca. 1867)(Abb.6) Links begrenzt 32

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