Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 1, 1985

Das Kloster Garsten als Grundherrschaftim Mittelalter Waldemar Huber Wenn wir 1985 der Diözese Linz zu ihrem 200jährigen Bestand unsere Referenz erwei sen,so erhebt sich wohl für vieie Bürger un seres Landes die Frage, warum gerade Gar sten ais Mitteipunkt dieser Feieriichkeiten ausgewählt wurde. Garsten, bedeutet das nicht Männerstrafanstait, aufgehobenes Kloster? Nur Kunstken ner und Kunstliebhaber werden mit Garsten die Vorstellung eines Höhepunktes der an Beispielen sicher beeindruckenden Barockiandschaft Oberösterreichs verbinden. Für den Historiker bedeutet Garsten vor allem erstes und bedeutendstes Eigenkioster der Otakare von Steyr. Damit kam diesem Kloster neben der seelsorgiichen Bedeutung auch eine eminent politische und wirtschaftliche Aufgabe zu, als Bindeglied zwischen der Markgrafschaft der Otakare von Steyr und den Babenbergern, die 1186 im Erbvertrag zwischen dem unglücklichen Otakar iV. und Leopold V. auf dem Georgenberg bei Enns nicht nur auf das Herzogtum der Steiermark, sondern auch das Eigenrecht auf die Besit zungen der Otakare geltend machen konnten. Ais Otakar iV. am 9. Mai 1192 im Alter von 29 Jahren starb,fiel sein Herzogtum an Leo pold V., der gerade noch rechtzeitig vom drit ten Kreuzzug nach Hause gekommen war. Die Otakare, die uns im bayerischen Chiem gau bereits im frühen 10. Jahrhundert ais Grafen begegnen,verwalteten hier eine Graf schaft,ais deren Zentrum das Saizburger Urkundenbuch die Grafschaft Grabenstätt(„comitatus Crapnastat") erwähnt.^ Historische Ansicht des Klosters Garsten — Carolas Stengellus: Monasterlologla . . . Augsburg 1638 „Garstense vulgo Steyr-Garsten", Studlenblbllothek Linz. — Foto: Franz Gangl Ais Grafen im Chiemgau erkennen wir sie erst um 1048 mit Otachar,jenem Otachar,der 1056 bis 1074 die Karantanische Mark verwal ten und das Erbe der Grafen von Weis-Lambach antreten wird. Das unglückliche Ende des Markgrafen Gott fried von Wels-Lambach um 1050,dessen Fa milie nur 15 Jahre die Leitung der Karantanischen Mark innehatte, öffnete den Otakaren das Tor zur Markgrafenwürde. 1056 erschei nen sie urkundlich erstmals ais Markgrafen der Karantanischen Mark und ais Vögte über Lambach und den Würzburger Besitz(Burgvogtei Weis).^ Der Besitz der Weis-Lambacher stellte ein geschlossenes Territorium dar, das vom Hausruck im Norden bis zum Toten Gebirge im Süden reichte. Ais die Otakare das Mark grafenamt übernahmen, besaßen sie im Traungau bereits zwei große Güterkompiexe; die Güter an der oberen Traun und im Ischiiand, sowie die Herrschaft von Steyr mit der m.— §. m

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