Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 1, 1985

Bildnis Carlo Antonio Carlone (gestorben 1708 in Passau), Privatbesitz in Scaria, itaiien Oben: Bildnis des Baumeisters Pietro Francesco Carlone, Vater von Carlo Antonio Carlone, Privatbesitz in Scaria, itaiien fung zogen sich bis ins nächste Jahr hin, in zwischen aufkeimende Zweifel und Bedenken der Mitbrüder konnten in einem Kapitel vom Abt zerstreut werden. Dieser hatte schon „seinen" Baumeister gefunden: den aus Scaria im Intelvital stammenden Pie tro Francesco Carlone,derauch die Jesuiten kirche in Steyr und Linz plante und soeben mit dem Bau des Klosters der Französischen Schwestern begonnen hatte. Aus den Dör fern Verna und Scaria im Val d'inteivi süd westlich des Gomosees kamen durch Gene rationen Carlone nach Wien, in das übrige Österreich und nach Passau; Peter Carlone, 1628 als Bürger in Leoben gestorben, baute schon für die steirischen Stifte Admont, Göss und Seckau. Sein Sohn,der oben schon ge nannte Pietro Francesco Carlone (1607 bis 1680),kam auch nach Kärnten und in das Bis tum Passau. Dieser und sein Sohn Carlo An tonio haben auf österreichischem Boden die hallenartige, querschiff- und kuppeilose Wandpfeilerkirche entwickelt und zur Voll endung geführt. Nach den Kirchen von Linz und Steyr führt die Reihe der Bauten über Garsten und Schlierbach zur Stiftskirche von St. Florian. Auf dem Porträt hält Carlo Antonio den typischen Plan der Carlonekirche in sei ner Linken; in Garsten sind zwei Joche im Chor gerade geschlossen, das vierjochige Langhaus wird begleitet von Seitenkapellen mit darüberliegenden Emporen, darüber ein Stichkappen-Tonnengewölbe, über der einjochigen Eingangshalle liegt die Musik empore. Das Tagebuch des späteren Abtes Anselm Angerer überliefert die genauen Daten der Baugeschichte, die mit der Ausräumung der alten Stiftskirche am 21. April 1677 begann. Die Altäre wurden in die Pfarrkirche übertra gen. Fünf Tage später begann die eigentliche Abbruchsarbeit mit einer feierlichen Messe, an der alle Arbeiter teiinahmen. Bei der Öffnung des Stiftergrabes, das sich vorne an der Evangelienseite befand, fand man zunächst die Gebeine der Markgräfin Eiisabeth, einer Schwester des hl. Leopold, etwas tiefer und abgesondert jene Otakars, auf dessen Stirne ein vergoldetes Rellquienkreuz lag. Bis zur Übertragung in die neue Kirche kamen sie in die Kapelle des Stiftsspitales. Das Grab des hl. Berthold war In einem weniger guten Zustand, aber man fand fast das ganze Skelett, das nach der Zeichnung des Garstener Hofmalers Johann Georg Staindorfer auf eine sehr stattliche Erschei nung schließen ließ. Die Reliquien wurden schon am Tag nach der Eröffnung in einer Gruft in der Mitte des Hauptschiffes der Pfarr kirche beigesetzt. Aushub und Fundamentierung wurden im Osten begonnen und bis Ende Oktober fortgeführt. Die feierliche Grundsteinlegung fand am 5. Oktober 1677 statt, mit der Urkunde wurde im Grundstein auch eine silberne Gedenkmedaille einge schlossen, die auch in zwei verschiedenen Ausführungen an die Teilnehmer verteilt wur de.1678 kam das Legen der Fundamente und die Aufmauerung, die im darauffolgenden 15

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