Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 1, 1985

Berthold-Legendenbild, gewidmet Abt Jotiann Wilhelm Heller von Arberg (1601—1613). — Sämtliche Fotos: Erich Widder Abt Anton II. Spindler (1614—1642) rtiKvt'v SAWti» VIRPil'S A.TQIIKI'DTKS % I ... jj .j». ■,./ ;W.>: f\wi 1«.^ ■ 4 T ^ NTONIVSII M DCAV 4 6, kirche. Es Ist der Baubericht des Steyrer Schulmeisters W. Lindner überliefert, der an schaulich die Begründung der Maßnahmen mit der schlechten Erhaltung der Einrichtung gibt: „In diesem Jahre (1616) unternahm der hwste. Herr Abt gleich mit Beginn des Früh lings das lobenswerte, ewig denkwürdige Werk und führte es Im Verlauf des Sommers getreulich zu Ende. Mit Beibehaltung der Hauptmauern, Wände und Gewölbe schuf er aus der alten Kirche sozusagen eine neue, so daß, wer sie früher in der alten Form gesehen hatte — die ja auch schon eine Umgestaltung erfahren hatte —, glauben mußte, sie sei von Grund auf neu erbaut. Diese Klosterkirche war nämlich wegen der vielen Einbauten, fin steren Winkel, häßlichen Gewölbe, engen Ka pellen und hölzernen Emporen nicht bloß ver unstaltet und finster, sondern auch an vielen Stellen dem Einsturz nahe. Auch der auf dem Gebäude ruhende Dachstuhl war baufällig und das Gebälk Infolge des hohen Alters morsch geworden. Im Inneren der Kirche stand ein uralter Hoch altar, auf dem sich sehr alte, große hölzerne Statuen befanden, großenteils auch schon vom Wurm zerfressen, so daß sie für den ze lebrierenden Priester eine ständige Gefahr waren. Der Chor, In dem die Brüder mit den Sängern das heilige Offizlum sangen, befand sich über einem Gewölbe mitten In der Kir che. Dieser Platz aber war nicht nur unbe quem, sondern auch so klein, daß bei feierli chen Anlässen die Sänger mit dem Klerus und den Instrumentalisten kaum hinreichend Platz fanden. Die Orgel war ganz rückwärts In der Kirche an einer Stelle, die weder für die Musiker noch für die Priester am Altare ge eignet war; denn wenn etwas mit Orgelbe gleitung zu singen war, konnte man vom Chor aus nur über einen sehr langen hölzernen Korridor zu Ihr gelangen. Der Organist aber konnte den Priester, wenn er zum Altare schritt oder von Ihm wegging, überhaupt nicht sehen. Auch die Kanzel stand an einem ganz finsteren Platz; Im Mittelschiff befanden sich eine Anzahl uralter, unförmiger und alt modischer Kirchenstühle. Das Pflaster war In der ganzen Kirche wegen der zerbrochenen Ziegelsteine und mehrerer Marmorplatten oder Grabsteine so uneben, daß man bei un vorsichtigem Gehen Gefahr lief, zu stürzen. Kurz und gut: die Kirche war alt und fast eine Ruine. Auch der große Altar wurde entfernt und vor derhand auf der marmornen Mensa ein schö ner Tabernakel errichtet zur Aufbewahrung des Allerhelllgsten, später sollten drei der hervorragendsten Künstler: ein Bildhauer, ein Kunsttischler und ein Maler einen neuen, sehr schönen bauen, wie man später, beim Jahre 1620, lesen wird. In der Mitte des Got teshauses, bei der Kanzel, wurde eine Anzahl kunstvoll und sorgfältig ausgeführter Kir chenstühle für Männer und Frauen aufge stellt. Aus den Flügeln des Hochaltares, die sehr schön vergoldet und gefaßt wurden, erhielten die anderen kleineren Altäre, die an verschle12

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