Garsten, ehemalige Stiftskirche, Hochaltar, um 1685, überlebensgroße Statue des hl. Berthold. — Foto: DIözesanblldstelle Linz Stift aufgehoben. Sein reicher Besitz wurde dem Bischof von Linz als Dotationsgut zuge wiesen, womit allerdings die moralische Ver pflichtung verbunden war, weiterhin für das Berthold-Heiligtum in Garsten Sorge zu tragen. Eine Spur dieser Dankbarkeit^bemerken wir im Jahre 1842. Der damalige Bischof Gregorius ThomasZtegler(1827 bis 1852),ehemals Benediktinermönch des Klosters Wiblingen in Schwaben, ließ anläßlich der Wiederkehr des700.Todestages von Berthold dieses Fest gebührend begehen. Acht Tage lang wurde gefeiert. Ein vollkommener Ablaß trug dazu bei, daß 60.000 Gläubige während der Fest lichkeiten zum Berthold-Grab kamen und 45.000 die hl. Kommunion empfingen. Es ist anzuerkennen,daß die Weltpriester,die nun bald die Seelsorge in Garsten übernah men, es u. a. als ihre Aufgabe ansehen, die Verehrung des Fleiligen weiter zu pflegen. Freilich eine bedauernswerte Unkenntnis des Sachverhaltes brachte es mit sich, daß bei der Neuordnung des Diözesankalenders un ter Bischof Franz Joseph Rudigier(1853 bis 1883)im Jahre 1883 das Bertholdfest nur als das eines Seligen aufgenommen wurde, während man es sich bei Adalbero und Alt mann,über die man offenbar nicht viel wußte, leichter gemacht hatte. Die Einführung der Berthold-Prozession, jeweils am Sonntag nach dem Berthold-Fest, erfolgte im Jahre 1903. Bischof Franz Maria Doppelbauer (1885 bis 1908)erschien dann alljährlich beim Fest. Die Anregung aber kam vom eifrigen, wenn auch eigenwilligen Pfarrer Josef Sigl aus Garsten. Sie findet bis heute Beachtung. Im Jahre 1942, mitten in den Wirren desZwei ten Weltkrieges und der Behinderung aller re ligiösen Feierlichkeiten durch die nationalso zialistischen Gewalthaber, unternahm es der damalige Ortspfarrer Johann Böhm,ein glü hender Verehrer des hl. Berthold, eine ent sprechende Feier zu veranstalten. Die Erlan gung eines vollkommenen Ablasses für diesen Tag scheiterte wiederum an dem Nein der kirchlichen Behörde, die für eine solche Maßnahme eine feierliche Kanonisation ver langte. Weil im Jahre 1942 aber nur in einem be scheidenen Rahmen gefeiert werden konnte, holte man 1946, trotz der noch bestehenden Verkehrsbeschränkungen, unter dem Zulauf von etwa 12.000 Personen und der Teilnahme des Diözesanbischofs Dr. Josef Galasanz Fließer(1941 [1946]bis 1955[f 1960])und al ler Benediktineräbte Österreichs, die Jubel feier noch einmal nach. Damals war den Be wohnern von Garsten ein Sachverhalt noch deutlich in Erinnerung,den viele mit Berthold in Zusammenhang brachten. Das Gebiet der politischen und der Pfarrgemeinde Garsten w I 1 war nach dem Zusammenbruch,der auf den Zweiten Weltkrieg gefolgt war, in eine russi sche (rechts der Enns) und eine amerikani sche Besatzungszone(links der Enns)geteilt. Am Freitag, dem 27.Juli 1945,zogen sich die Russen auf die neue Demarkationslinie ent lang der Grenze zwischen Ober- und Nieder österreich zurück. Garsten war befreit. Der schon erwähnte Pfarrer von Garsten wendete sich am 28. Dezember 1945 an den damaligen Bischof von Linz, Dr.Joseph Gala sanz Fließer,sowie an den Abt von Seitenstet ten, Dr. Theodor Springer(1918 bis 1958),so wie an Ignaz Schachermayer, Abt von Kremsmünster (1929 bis 1964 bzw. 1970). Theodor Springer, als Abt von Seltenstetten (1923 bis 1958) und Abtpräses der österrei chischen Kongregation, übernahm die Ver antwortung für die Einleitung eines ent sprechenden Kultanerkennungsverfahrens, nachdem er zuvor auf nicht offiziellem Wege Informationen über die Aussichten eines sol chen Prozesses bei Offizialen der Ritenkon gregation in Rom einholen hatte lassen. 1950 wurde P. Dr. Willibrord Neumüller,OSB,(f 17. Juni 1978) aus dem Stifte Kremsmünster nach intensiven Vorbereitungen zusammen mit mir in die Ewige Stadt geschickt. Durch die gütige Vermittlung von P. Joseph Löw, GSSR, damals Vicegeneralrelator der Histo rischen Sektion der Ritenkongregation (11960), konnten wir uns beim damaligen Generalrelator, dem nunmehrigen Kardinal Ferdinand Antonelli,OFM,entsprechende In formationen sichern. Auf Grund dieser wurde der Antrag zur Einleitung des InformativProzesses beim Diözesan-Ordinarius nach den bestehenden Vorschriften gestellt. Bi schof Fließer zeigte das größte Entgegen kommen, z. B. auch bei der Zusammenset zung des Gerichtshofes. Das Verfahren in Linz beanspruchte die Zeit vom 5. Mai 1951 bis 25. April 1952 und erforderte 21 Sitzun gen. Neben dem schon genannten Willibrord Neumüller hatten sich als Amtszeugen noch besonders der nunmehrige Ordlnariatskanz8
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